Dreimal Nimczyk, zweimal Haller und Pögel
Obwohl das Orkantief „Sabine“ die Hauptstadt weitestgehend verschonte, pfiff am Sonntag eine kräftige Brise über die Derby-Piste. Und auch in sportlicher Hinsicht gab es einige Turbulenzen.
Mächtigen Wirbel machte vor allem ein Pferd, das momentan von Sieg zu Sieg eilt. Nämlich der von Michael Nimczyk gesteuerte Zarch Wise As. Der von Henk Grift für die Farben von Leendert Gerrits trainierte Wallach lieferte eine grandiose Vorstellung ab. Sein Fahrer fackelte nicht lange und beorderte den in Italien gezüchteten Traber im ersten Bogen an Kjeld von Haithabu (Thorsten Tietz) vorbei an die Spitze. Der fortan im Windschatten lauernde Konkurrent sah zwar durchaus gefährlich aus und versuchte eingangs der Zielgeraden noch einen Angriff. Aber Zarch Wise beschleunigte auf den letzten vierhundert Metern problemlos auf eine 12,5-Durchgangszeit, die den Gesamtschnitt für die 1.900-Meter-Strecke letztendlich auf 1:14,3 min. manifestierte – die mit Abstand schnellste Leistung der gesamten Veranstaltung.
Der zweite Tageserfolg für den Goldhelm Michael Nimczyk fiel ebenfalls sehr souverän aus. Mit Jenna Transs R schlug der Champion die nahezu identische Taktik ein, denn die Vierjährige stürmte ebenfalls in der ersten Kurve nach vorne und damit war bereits alles entschieden. Drei Längen trennten die Stute auf der Linie von Timoka Corner (Thorsten Tietz), die an der Innenkante alles passend vorgefunden hatte. Der Deutsche Meister legte im Anschluss noch einen drauf: Treffer Nummer drei sprang für Michael Nimczyk mit Chance Classique heraus, die auf der Schlussrunde die Initiative ergriffen hatte und den schon weit enteilten Etna de Vandel (Jörgen Sjunnesson) nahezu problemlos wieder einfing. Eine überaus starke Vorstellung der kurz zuvor in den Besitz der Lehmann Hassefras Horses gewechselten Pferdelady!
Er ist und bleibt ein Siegertyp: Der 30. Volltreffer von Mighty Hanover beim 75. Start seiner Laufbahn ließ vor allem seine Besitzerin Kristina Dormann-Mejri so richtig strahlen. Und natürlich war auch der Trainer und Fahrer Thorsten Tietz hochzufrieden: „Dieses Pferd wurde schon oft abgeschrieben – doch Mighty Hanover lässt sich einfach nicht unterkriegen!“ In der Tat – in den vergangenen Wochen hat sich der ehemalige „Mariendorfer Traber des Jahres“ erneut zum Seriensieger gemausert und ließ sich die überaus verlockende Chance beim Kampf um den Winter-Pokal des VDT nicht nehmen. Denn die Ausschreibung hatte dem neunjährigen Wallach eine ideale Ausgangslage beschert: Im Gegensatz zu den meisten seiner Konkurrenten konnte Mighty Hanover von der 2.000-Meter-Grundmarke aus ins Rennen gehen. In 1:15,0 min. nutzte Thorsten Tietz diesen Vorteil konsequent und ließ seinen Schützling von Beginn an richtig treten. In feiner Manier fertigte Mighty Hanover selbst einen Klasse-Gegner wie Tyrolean Dream (Rudolf Haller) Start bis Ziel ab.
Geradezu eiserne Nerven bewies Andreas Gläser bei seinem Erfolg mit Oxidizer. Denn in einem wirklich erstklassigen Teilnehmerfeld, das vor frischen Siegern nur so strotzte, wartete der Karlshorster Trainer mit seinem Vierbeiner-Crack, der sich nach gutem Start rasch die zweite Position hinter dem führenden Francesco (Jörgen Sjunnesson) gesichert hatte, eiskalt ab und setzte die Nerven seiner wettenden Fans einer Zerreißprobe aus. Es sah nämlich lange sah so aus, als würde der mit jedem Tag besser werdende Oxidizer nicht mehr freikommen – doch Mitte der Zielgeraden öffnete sich doch noch die entscheidende Lücke und der Fünfjährige stürmte in 15,5/1.900m zu einem in jeder Hinsicht vollauf überzeugenden Treffer, der Geschmack auf mehr macht.
Dem Geburtstagskind Heinz Wewering, der am 28. Januar das 70. Wiegenfest gefeiert hatte und seit Samstag der erste und einzige Platin-Helmträger Deutschlands ist, war natürlich ebenso wie den Champions der Saison 2019 ein Rennen gewidmet und der Jubilar nahm die Siegerehrung persönlich vor. Europas erfolgreichster Sulkyfahrer aller Zeiten übergab das Präsent an Tim Schwarma, der den bestens aufgelegten O’Conner für die Farben von Franz Klein zu einem souveränen Triumph geführt hatte. Der Wallach ging eine knappe Runde vor dem Ziel in die Offensive und gewann mit zwei Längen Vorsprung überaus leicht.
Für das „Orlando Jet – Rennen“ hatte Rudolf Haller extra Fan-Reliquien mitgebracht, um sie dem Sieger zu übergeben. Am Ende stand der amtierende Bronzehelm dann aber selber im Winner-Circle, denn gegen seinen Schützling Lord Bo war kein Kraut gewachsen. Der Wallach übernahm noch auf der Startgeraden das Kommando und gab das Zepter in 15,5/1.900m nicht mehr aus der Hand. Rudolf Haller war hochzufrieden: „Lord Bo benötigt nach einer Trainingspause zwar immer ein paar Wochen, bis er auf Touren kommt. Aber jetzt ist der Wallach voll da und der Rechtskurs ist für ihn ohnehin optimal.“ Nur gute zwanzig Minuten danach punktete der bayerische Spitzenprofi dann mit Gustavo de Joma. Der in der Schweiz gezüchtete Fuchswallach brauchte zwar etwas länger – nämlich bis zum trotto.de-Bogen – um die Spitze zu bekommen, geriet aber im Anschluss nicht mehr in Bedrängnis.
Im Amateurlager unterstrich André Pögel, dass er auch in dieser Saison das Maß aller Dinge bleiben will. Mit Unicorn Diamant, die auf der ersten Runde ein recht strapaziöses Pensum vorfand, bevor sie an die Innenkante schlüpfen konnte, musste der gelernte Hufschmied allerdings einiges tun, um sich in 15,9/1.900m gegen den schlussstarken Lodrino (Günter Schiefelbein) zu behaupten. „Die Stute hat wirklich toll gekämpft“, war der Deutsche Meister im Anschluss hochzufrieden. Das Gleiche galt für Pögels zweite Siegerin Stand up. Die Stute ging sofort nach vorne und führte zeitweise mit deutlichem Vorsprung. Als Flying Marceaux (Sarah Kube) im Finish Meter um Meter herankam, bewies die Dunkelbraune ebenfalls ihr Kämpferherz und gab den Erfolg nicht mehr aus der Hand.
Neben dem bereits erwähnten imposanten Auftritt von Chance Classique rundete ein weiteres qualitativ hochwertiges Trotteur-Francais-Rennen die Mariendorfer Veranstaltung ab. Diese Prüfung ging an Anne Lehmann und Dominik, die auf der letzten Gegenseite aus der vierten Position außen heraus mächtig Gas gaben. Am Ende wurde es aber dennoch gewaltig spannend. Denn der an der Innenkante geschonte Flush Javanais (Michael Nimczyk) wurde auf den letzten zweihundert Metern brandgefährlich und unterlag nur mit einer Nüsternbreite.
Gesamtumsatz: 128.725,70 Euro – Bahnumsatz: 40.328,70 Euro – Außenumsatz: 88.397,00 Euro.
Unser Terminhinweis: Die nächste Mariendorfer Veranstaltung findet am Sonntag, dem 23. Februar statt. Beginn ist um 11.00 Uhr. Die Starterangabe, die Sie auch online auf www.rennbahn-berlin.de vornehmen können, ist am Montag, dem 17. Februar. Sie erreichen das Mariendorfer Rennsekretariat unter der Rufnummer 030-7401229 bzw. per Mail an starterangabe@rennbahn-berlin.de.