Nachschau Tag 2
„Meicky“ triumphiert mit Naikey
Michael Nimczyk bezwingt mit Karin Walter-Mommerts Stute die Derby-Siegerin Nortolanda und gewinnt mit Aladin noch einen weiteren Breeders-Crown-Hauptlauf. Robin Bakker schlägt beim Kampf um die begehrten symbolischen Kronen ebenfalls zwei Mal zu. Beide Ausnahmefahrer gewinnen außerdem noch jeweils eine Entlastung.
Mariendorf, 20. Oktober 2024.
Sechs Hauptläufe und vier Entlastungen, allesamt für zwei- bis vierjährige Pferde: Der zweite Tag des Berliner Breeders-Crown-Meetings war vollgepackt mit sportlichen Großereignissen. Inklusive der Züchterprämie wurden rund 190.000 Euro an die Bestplatzierten verteilt und im Blickpunkt stand vor allem natürlich eine noble vierbeinige Lady: Nämlich die Stutenderby-Siegerin Nortolanda, die sich mit ihrem Trainer Michel Rothengatter aufgrund der Regularien diesmal ausnahmsweise nicht mit den Hengsten und Wallachen, sondern lediglich mit ihren vermeintlich schwächeren Geschlechtsgenossinnen auseinanderzusetzen hatte. Von der Papierform her schien die Aufgabe für die Bird Parker-Tochter fast schon ein Elfmeter ohne Torwart zu sein. Denn nach ihrem sensationellen Mariendorfer Triumph hatte die Braune im Anschluss in Wolvega auch noch das hochdotierte TCT Derby der Vierjährigen für die Farben ihrer Besitzer- und Züchterfamilien Gerrits und Schavemaker gewonnen. Damit überschritt sie trotz ihres jugendlichen Alters bereits die 200.000-Euro Gewinnsummenmarke – mehr Geld, als alle ihrer acht Hauptlauf-Gegnerinnen zusammengerechnet erzielt hatten.
Doch am Ende wurde eine faustdicke Überraschung zur Realität. Denn es war nicht das Team von Nortolanda, das nach dem Hauptlauf der vierjährigen Stuten im Winner-Circle erschien. Sondern die Mannschaft von Michael Nimczyk, der die von Koop Bijerk gezüchtete Naikey aus dem Besitz von Karin Walter-Mommert zu einem grandiosen Triumph gesteuert hatte. Man kann diesen Erfolg in etwa so zusammenfassen: Der Goldhelm hatte einfach alles goldrichtig gemacht! Denn seine Taktik war perfekt. Als Nimczyk in den Augenwinkeln sah, dass nicht nur Naikey sondern auch Nortolanda einen guten Start erwischt hatte, übernahm er kurzzeitig die Spitze, um dann vor den Tribünen Nortolanda vorbeizulassen und seiner Stute im Fahrwasser der Derby-Siegerin einen idealen Verlauf zu servieren. Naikey konnte somit ihre Reserven schonen und das machte sich bezahlt: Denn auf den letzten 150 Metern drehte die für die achtfache Quote gehandelte Herausforderin den Spieß gegen die 1,2-Ultrafavoritin Nortolanda um. In 12,4/1.900m stellte Naikey ihre Bestmarke auf die Zehntelsekunde genau ein. Der Goldhelm, der den Spitznamen „Meicky“ trägt, harmonierte mit Naikey einfach perfekt!
Im Hauptlauf der vierjährigen Hengste und Wallache hatte Michael Nimczyk dagegen Pech, denn seine Vierbeinerhoffnung Photobox sprang trotz aussichtsreicher Lage an vierter Stelle außen noch vor dem Finish weg. Viel besser lief es in diesem Wettkampf für den ohnehin einen großartigen Tag erwischenden Robin Bakker, der den von der Familie Schwarz gezüchteten Zoom Diamant zu einem beeindruckenden Erfolg steuerte. Der im Derby-Vorlauf aufgrund einer gesundheitlichen Indisposition gescheiterte Traber der Ställe MS Diamanten und Holzapfel zeigte nun wieder sein wahres Gesicht. Nachdem Zoom Diamant zunächst an zweiter Stelle innen gelegen hatte, wechselte er hinter dem sofort in Front geschossenen Ois Tschikago (Christoph Schwarz) kurz vor dem Einbiegen in den trotto.de-Bogen in die zweite Spur. In einem langen und packenden Endkampf zwang Zoom Diamant seinen ebenfalls herausragend agierenden Kontrahenten in 12,5/1.900m mit einer halben Länge Vorsprung in die Knie. Absolut sehenswert war auch der Schlussspurt von Noah Newport (Rick Wester), der sich nur eine Halslänge hinter Ois Tschikago den dritten Rang sicherte.
Obwohl er erst drei Jahre alt ist, gilt der von Albert Darboven gezüchtete und in seinem Eigenbesitz laufende Aladin bereits als großer Star und ist der eindeutige König seines Jahrgangs. Diesmal wieder von Michael Nimczyk und nicht von Robbin Bot gesteuert, war der Dunkelbraune unter Rekordverbesserung auf phänomenale 12,7/1.900m einmal mehr eine Klasse für sich. Zumal unterwegs gar nicht mal alles optimal für ihn lief. Denn an der Spitze wurde sofort enormes Tempo gebolzt und Aladin, der nach dem Start zunächst an dritter Position gelegen hatte, konnte sich zu keinem Zeitpunkt eine Ruhephase gönnen. Der Baltimore As-Sohn wurde auf der Schlusshalben aber dennoch immer stärker und als das Feld im Einlauf auseinanderfächerte, war er es, der seine Nüstern im entscheidenden Moment nach vorne streckte und mit einem Halsvorteil gewann. Und auch die weitere Platzierung machte das Ergebnis für die Familie Nimczyk perfekt, denn mit Klaus von Herten (Thomas Panschow) und Black Heuvelland (Robbin Bot) belegten zwei weitere auf dem Kaiserhof trainierte Pferde die Plätze zwei und drei.
Aber auch den Namen der von Frank Bins gezüchteten Okura Greenwood wird man sich zweifellos merken müssen. Denn der Sieg der Gerrits-Stute im Hauptlauf der dreijährigen Pferdedamen setzte ein dickes Ausrufezeichen. Ihr Trainer Erwin Bot drückte aus dem ersten Bogen heraus das Gaspedal durch und in der Schlusskurve setzte sich die Dunkelbraune endgültig entscheidend ab. Unter Rekordverbesserung auf 14,0/1.900m trumpfte Okura Greenwood mit viereinhalb Längen Vorsprung vor La Vita (Robin Bakker) auf und man sollte schon bald mehr von ihr hören. „Sie ist nicht ganz einfach und bereitete anfangs einige Probleme. Das war auch der Grund, warum ich sie heute unbedingt selber steuern wollte“, erklärte Erwin Bot bei der Siegerehrung den Hintergrund und freute sich: „Aber jetzt ist sie enorm verbessert und auf einem sehr guten Weg!“
Der Hauptlauf der zweijährigen Stuten mündete in einen Erfolg der von Lara Bartels gezüchteten und von Christoph Schwarz gesteuerten Xalina B aus dem Besitz der Familie Lindinger. Der Silberhelm gab schon in der Startphase mächtig Gas und übernahm rasch das Kommando. Xalina B führte zeitweilig mit deutlichem Vorsprung – doch im Einlauf erfolgte ein vehementer Vorstoß der anfangs nur fünftplatzierten Arcania S (Dennis Spangenberg) und erst nach Auswertung des Zielfotos stand der Triumph von Xalina B in 18,0/1.900m fest. Wesentlich schneller – nämlich in 14,6/1.900m – war der von der Familie Schmaus für die eigenen Farben und denen der SPK GmbH gezüchtete Fragolino Rosso mit Robin Bakker im Pendant der zweijährigen Hengste und Wallache unterwegs. Dass der Dunkelbraune vor einer großen Zukunft steht, bewies der Rennverlauf deutlich. Denn Fragolino Rosso musste gleich in der Anfangsphase mächtig treten, um eine Runde vor dem Ziel endlich die Führung zu bekommen. Und trotz dieses Kraftakts wies er den auf der letzten Halbe vehement attackierenden Alman (Marciano Hauber) sehr sicher mit anderthalb Längen Vorsprung ab.
Die Ergebnisse der vier Entlastungen: Die zweijährige Brownie Diamant lieferte in der Hand von Michael Nimczyk ein tolles Debüt ab und bekam vom Goldhelm bei Siegerinterview prompt die Note 1 verpasst. Die Stute ging vor den Tribünen nach vorne und gewann in 17,3/1.900m mit sage und schreibe acht Längen Vorsprung. Die dreijährige Olivia Greenwood hatte im Juli – damals mit Michael Nimczyk im Sulky – ein Rennen in Gelsenkirchen gewinnen können und war ansonsten immer platziert. Nun gelang ihr, von Tim Schwarma gesteuert, der imposanteste Erfolg ihrer bisherigen Laufbahn. Die Dunkelbraune übernahm sofort die Führung und gab sie unter Rekordverbesserung auf 15,2/1.900m bis ins Ziel nicht mehr ab.
In der Entlastung der Vierjährigen Stuten kam es zu einem Wimpernschlag-Finale zwischen der innen führenden South Carolina AS (Robbin Bot) und der außen attackierenden Whispering Angel, die nach Meinung ihres Fahrers, Trainers Mitbesitzers und Mitzüchters Josef Franzl zuletzt viel Pech gehabt hatte. Diesmal war aber nicht nur Fortuna, sondern auch der Siegwillen auf Whispering Angels Seite und sie kämpfte sich in starken 13,6/1.900m mit dem letzten Schritt an South Carolina AS vorbei. Auch der von Robin Bakker gesteuerte Yin Yang musste in der Entlastung der vierjährigen Hengste und Wallache einige Energie aufbringen, denn der herausragend gezüchtete Wallach musste sich in der Außenspur alles selber gestalten. Trotz des aufwendigen Verlaufs und einer fast einjährigen Verletzungspause zog Yin Yang beim Comeback in 12,7/1.900m sehr sicher mit anderthalb Längen Vorsprung am Piloten Goldfinger (Marciano Hauber) vorbei. Zwei Rahmenrennen rundeten die hochklassige Veranstaltung ab. In einer Prüfung für französische Traber setzte sich Gerhard Mayr in 17,2/2.500m mit Good Fellow Start-Ziel ganz leicht gegen den mit 50 Meter Zulage bedachten Topfavoriten Eckmuhl Jack (Thomas Panschow) durch. Und Josef Franzl gewann mit Tirana trotz Außenspur in 14,0/1.900m das letzte Rennen des Breeders-Crown-Meetings 2024.
Nachschau Tag 1
Ein Thriller und eine One-Horse-Show
Die von Daniel Wäjersten präsentierte Riet Hazelaar und der von Robin Bakker gesteuerte Y Not Diamant gewinnen die beiden Breeders-Crown-Hauptläufe der älteren Pferde – aber auf völlig unterschiedliche Art und Weise.
Mariendorf, 19. Oktober 2024.
Geradezu spätsommerliche Temperaturen und optimale Rahmenbedingungen begleiteten den Auftakt des diesjährigen Breeders-Crown-Meetings. Inklusive der Züchterprämie standen für die Teilnehmer der elf Prüfungen rund 140.000 Euro auf dem Spiel und ein Großteil dieser Börse ging an die Bestplatzierten der beiden nach den Geschlechtern der Pferde getrennten Hauptläufe der fünf- bis siebenjährigen Traber. Die Stuten kamen als erstes an die Reihe. Was zu diesem Zeitpunkt noch niemand ahnen konnte: Das Rennen sollte sich zu einem regelrechten Thriller entwickeln! Denn das Deutschland-Debüt des schwedischen Spitzenfahrers Daniel Wäjersten im Sulky der als Topfavoritin gehandelten Riet Hazelaar nahm einen geradezu dramatischen Verlauf. Nach einer Rochade mit Isla (Tim Schwarma) schien für die an die Spitze gestoßene Stutenderby-Siegerin zunächst zwar alles nach Plan zu laufen. Aber als das Feld auf die Zielgerade bog, stellte sich schnell heraus, dass Riet Hazelaar zwei äußerst zähe Gegnerinnen im Nacken hatte. Als die Fuchsschimmelstute unter dem Druck der Konkurrenz etwas von der Innenkante wich, stieß hart innen Isla durch und außen flog Samba Pa Ti (Thomas Panschow) heran. Die einen Moment schon geschlagen wirkende Topfavoritin, die von Michel Stassen gezüchtet wurde und für die Farben der Carpe Diem Stables läuft, rettete sich zwar in 12,7/1.900m mit einem Halsvorsprung vor Isla und Samba Pa Ti über die Linie. Doch dann begann für Daniel Wäjersten und sein Team eine schier endlose Tortur. Denn die Rennleitung nahm die enge Entscheidung und die Fahrspurveränderung genauestens unter die Lupe und erst nach einer für den Sieger sicherlich ewig erscheinenden Wartezeit von über zehn Minuten wurde das Resultat bestätigt. Ohne Strafen kamen allerdings weder Daniel Wäjersten (Nichteinhaltung der Spur) als auch Tim Schwarma (Hineinstoßen in eine nicht weit genug geöffnete Lücke) davon.
Verglichen mit diesem dramatischen Traber-Krimi ist die Geschichte des Hauptlaufs der fünf- bis siebenjährigen Hengste und Wallache relativ schnell erzählt. Denn das Rennen wurde zu einer One-Horse-Show des alles überragenden Y Not Diamant, dessen Fahrleine „Mr. Derby“ Robin Bakker in seinen Händen hielt. Rein von den Papierformen her schien die Prüfung durchaus offen zu sein und nicht nur der spätere Sieger, sondern auch Toto Barosso sowie Days of Thunder stellten quasi trabende Geldschränke dar, welche die 200.000-Euro-Gewinnsummengrenze längst geknackt hatten. Doch am Ende war es einzig und allein der von Max und Andreas Schwarz für die eigenen und die Mitbesitzerfarben der Familie Krogmann gezüchtete Y Not Diamant, der die Show gestaltete. Robin Bakker ließ den Wallach sofort an die Spitze schießen und als sich der Schwarzbraune bereits 500 Meter vor dem Ziel entscheidend von seinen Konkurrenten löste, waren die Würfel sofort gefallen. Lediglich der im Rennen stets an zweiter Stelle platzierte Zaire Heldia (Jaap van Rijn) konnte dem die Tagesbestzeit von 12,2/1.900m trabenden Triumphator mit anderthalb Längen Rückstand einigermaßen folgen. Weitere dreieinhalb Längen dahinter schnappte sich der von Johan Untersteiner pilotierte Toto Barosso, der unterwegs in der vierten Position außen alles optimal vorgefunden hatte, das dritte Geld.
Neben den beiden Hauptläufen wurden vier Entlastungen für die Fünf- bis Siebenjährigen ausgetragen. Der Reigen begann mit einem phänomenalen Triumph von Josef Franzl und My Way Fortuna. Der Hengst mischte auf den ersten Metern zwar noch nicht beim Kampf um die Führung mit, wurde aber im ersten Bogen mit jedem Schritt schneller und Franzl führte seinen Schützling entschlossen an die Spitze. Die Überraschung war endgültig perfekt, als sich My Way Fortuna in der Schlusskurve ruckartig vom Feld löste und in 13,5/1.900m leicht mit zweieinhalb Längen Vorsprung vor dem speedigen Eaton (Stefan Hiendlmeier) gewann. Der anschließende Volltreffer von Michael Nimczyk mit Andrala war in 13,7/1.900m und mit vier Längen Vorteil gegenüber My Girl (Robbin Bot) nicht weniger spektakulär und erfolgte nach dem identischen Muster. Die Stute schoss sogar sofort an die Spitze und ging im Schlussbogen auf und davon. Ihre Bilanz mit Michael Nimczyk und auch mit André Pögel ist herausragend. Bei insgesamt zehn Starts steuerten beide Fahrer die Braune zu sieben Siegen und drei zweiten Plätzen.
Auch die dritte Entlastung konnte Michael Nimczyk auf seinem Konto verbuchen. Das Rennen entwickelte sich zu einem einsamen Duell der von ihm für die Farben von Denis Grössel gesteuerten Yes Please und ihrer Kontrahentin IT Security mit ihrem Trainer Jochen Holzschuh im Sulky. Die Letztgenannte übernahm sofort die Führung – aber auch Yes Please hatte von der 8 aus einen blendenden Start erwischt und begab sich in ihren Windschatten. Ende der Gegenseite machte Nimczyk dann ernst und sein Schützling übernahm das Kommando. In 14,0/1.900m war der der Rest für Yes Please nur noch ein flotter Spaziergang. Und auch die vierte Entlastung ging an ein auf dem Kaiserhof trainiertes Pferd. In der Hand von Robbin Bot bewies Waldgeist mit seinem dritten Sieg hintereinander, dass er zweifellos in der Form seines Lebens läuft. Nachdem er aus dem ersten Bogen heraus die Führung übernommen hatte, hielt der Braune den fleißig attackierenden Pergamon S (Robin Bakker) ganz locker in Schach und löste sich auf den letzten Metern in 13,7/1.900m lässig, während Pergamon S das zweite Geld unmittelbar vor der Linie noch an Uccellone (Christoph Schwarz) abtreten musste.
Rennveranstaltungen