Das Derby-Meeting beginnt mit Überraschungen
Der Auftakt des wichtigsten Traber-Ereignisses der Bundesrepublik sorgt auf Anhieb für mächtige Spannung.
Mariendorf, 9. August.
(Fink)
Mit einem in mehrfacher Hinsicht gelungenen und abwechslungsreichen Renntag
startete der BTV e.V. in das diesjährige Derby-Meeting. Die vier Vorläufe zum
Stuten-Derby wurden zu einem Wechselbad der Gefühle für alle Beteiligten, im
Rahmenprogramm wechselten sich klare Favoriten mit weniger erwarteten Siegern
ab. Das Umsatzergebnis des Vorjahres wurde nur um wenige hundert Euro verfehlt,
war strenggenommen aber sogar besser, da damals der V7-Jackpot höher war und
zudem der eine oder andere Sieg-Jackpot in die Bilanz eingerechnet wurde.
Keine
Gesetzten vorn
Das
Setzen von Teilnehmern an den beiden Derbys in den Vorläufen hat insbesondere
den Sinn, dass sich die klaren Final-Favoriten aus dem Weg gehen können.
Diesmal kam alles anders, denn keine dieser auserwählten Stuten konnte gewinnen
und nur zwei schafften es in den Endlauf. Es begann mit Olympia Greenwood, die
nie vom Ende des Feldes wegkam und im Speed nur Platz fünf erreichte. Aber auch
die stärker gewetteten Pour Moi, die nicht aus dritter Spur fand und nach dem
Verlauf geschlagen sein musste, und die ihr den Weg nach vorn verbauende und im
Einlauf anspringe Chesca scheiterten. So war der Weg frei für einen
Start-Ziel-Erfolg der Lasbekerin Urjanja, der Jörgen Sjunnesson an der
Spitze alles perfekt einteilte. Hinter der in 1.13,5 siegreichen 14,7:1-Chance
behaupteten die unterwegs als Zweite und Dritte innen gehenden Lady Nele und
Celebrity Crush S ihre Positionen und zogen als Riesenaußenseiterinnen in das
Finale am 23. August ein. Der 2. Vorlauf lieferte das Drama, dass die für
unschlagbar gehaltene Sahara Firebird mit Fieber im Stall bleiben musste,
wodurch Under a Spell (Jeffrey H. Mieras) als 1,7:1-Favoritin in 1.13,9
nach sofort übernommenem Kommando einen gemütlichen Spaziergang absolvieren
konnte und mit sechs Längen Vorsprung von den aus dem Hintertreffen
nachsetzenden Faboulous Girl und Wyanet nicht zu beeindrucken war. Der 3.
Vorlauf schien zu einem Zweikampf zu werden, als aus dem Schlussbogen heraus
Belina Times an der Spitze von Lady Fortuna und Okura Greenwood angegriffen
wurde und kurz darauf geschlagen war, doch im Einlauf flog von noch weiter
hinten Uffizie (Josef Franzl) heran und hatte die beiden anderen in
einer Zielfoto-Entscheidung gestellt und bezwungen. 1.13,2 lautete die Siegerzeit
der 1,9:1-Favoritin, deren Anhang fast schon die Hoffnung aufgegeben hatte. Im
schnellsten der vier Vorläufe dominierte Arielle Diamant mit Michael
Nimczyk, der sich so ein wenig für das Sahara Firebird-Pech entschädigen konnte,
zum Kurs von 6:1 und in 1.12,4 Start-Ziel und hielt die immer stärker werdenden
und nur durch das Zielfoto zu trennenden La Vita und Bumblebee S in Schach.
Berliner
Farben
Nicht
weniger als fünf Rennen gingen an einheimische Quartiere. Begonnen hatte der
Renntag mit dem Debütanten-Erfolg von Komino Blue Lagoon (Andreas
Gläser), der vom Fleck weg die Unsicherheiten des klar favorisierten The Grand
Rex nutze und die ebenfalls aus Hauptstadtställen stammenden Tschetan und
Gigolo Star hinter sich ließ. Auch anschließend jubelten die Lokalpatrioten
über die drei Erstplatzierten, als Sarah Kube im Kombi-Pokal keine Opposition
duldete und mit Jerry vom ersten bis zum letzten Meter gegen die innen
durchstoßende Dahlia Brodda und den an der Todesspur scheiternden Blizzard PS
überlegen war. Im zweiten Lauf, der den Profis vorbehalten war, gelang es
Thorsten Tietz mit einer Glanzfahrt der Kategorie Extraklasse, den Spieß
umzudrehen und mit Dahlia Brodda aus dem Hintertreffen vorstoßend den
Trainingsgefährten auf der Linie festzunageln, hinter dem der vom letzten Platz
genauso viel Speed zeigende Blizzard PS ebenfalls nur hauchdünn geschlagen
blieb. Einen weiteren Trainer-Erfolg für Thorsten Tietz gab es im Rennen der
Tippel Tom Talentförderung, als Janis Grundhöfer mit Jingoborah nach
sofortiger Führung gegen den Druck ausübenden Demonio jederzeit ruhig blieb und
erst in der Zielgeraden vom Gegner und dem restlichen Feld wegfuhr. Den
Höhepunkt, zumindest aus der Sicht der einheimischen Wetter, besorgte dann
Michael „Pinky“ Hönemann, als der Ex-Champion mit Shotgun ES durch die
Todesspur und für 26,1:1 Carino MAR keine Chance ließ und bei der Siegerehrung
die Lacher auf seiner Seite hatte: „Ich glaube, ich habe tausend Jahre kein
Rennen mehr gewonnen, und wollte nach dem nächsten Sieg eigentlich aufhören.
Jetzt fahre ich aber doch weiter.“
Nochmal
Lasbek
Mit
zwei Siegen in den Derby-Vorläufen hatte das Gestüt Lasbek bereits einen höchst
erfolgreichen Nachmittag gehabt, den Trainer Josef Franzl im Finale zur
Newcomer-Serie mit Toledo krönte. „Normalerweise fahre ich in Front und
gewinne“, hatte er im Vorab-Interview in selten deutlicher Manier verlauten
lassen und setzte das Vorhaben als heißester Favorit des Tages für 1,2:1 und in
1.12,5 gegen den immer hinter ihm liegenden Fortebraccio Font um. Dieselbe
Taktik wählte Marciano Hauber mit Goldfinger, der in der
Abschlussprüfung auf der Meile sogar drei Zehntel schneller war, aber auf den
letzten Metern trotz scheinbarer Überlegenheit völlig aus dem Konzept geriet
und nur noch einen Hals-Vorteil gegen die nochmals nachsetzende Luna Barosso
behaupten konnte. Tatsächlich überlegen war dagegen zuvor schon
Trainingsgefährtin Pebbles Stone gewesen, die Hauber im Schlussbogen zur
Tat schreiten ließ und mit der von Höwings Elly angeführten Konkurrenz kurzen
Prozess gemacht hatte. Beim einzigen Erfolg der bayerischen Delegation hatte es
nie Zweifel an der Siegerin gegeben, denn nach einem Blitzstart wirkte Chantielle
(Martin Geineder) jederzeit souverän und war das gegen die aus ihrem Rücken
alles versuchende Grace tatsächlich.
Monté-Klasse
Heimliches
Hauptereignis des Tages wurde jedoch die Monté-Meile, in der nicht nur die drei
Erstplatzierten Top-Vorstellungen boten. Die 1.10,5 als Siegerzeit eines
herausragenden Corps et Ame, der peu a peu aufgerückt war und am Ende
weder Kate Baldwin noch Hopium die Spur einer Chance ließ, gerieten fast zur
Hintergrundangelegenheit, als den Besuchern bewusst wurde, was zuvor auf der
Gegengeraden beim Fehlstart passiert war und als Video viral gehen könnte: Beim
Einordnen hinter dem Startwagen wählte Troublemaker den Weg unter dessen
Flügeln hindurch, so dass Anna-Lisa Kunze aus dem Sattel musste, aber nicht zu
Boden ging, sondern sich in bester Reckturner-Manier und bei voller Fahrt am
Startauto festhielt. „Spektakulär“ war für diese Aktion noch untertrieben. Die
Rennleitung reagierte sofort und ordnete an, dass bei Autostart-Trabreiten die
Pferde künftig mit einem Check an den Ablauf kommen müssen, damit solche
Gefahrensituationen, die auch einen anderen Ausgang nehmen könnten, sich nicht
wiederholen.
Getroffen
und nicht getroffen
Die
V7-Wette, deren einzige, dafür recht hohe Hürde Shotgun ES war, bezahlte 1.219,60
Euro für den Grundeinsatz von 20 Cent, je eine Dreier- und Viererwette mit
5.000 Euro Garantie endeten mit Only Winnern, die exakt diesen Betrag kassieren
durften. Nicht getroffen wurde dagegen die V5-Wette mit mehreren Außenseitern
in der ersten Programmhälfte. Der Jackpot von rund 5.500 Euro soll
voraussichtlich am Freitag, 22. August, zur Ausspielung gelangen.
Gesamtumsatz:
269.955,70 Euro. Bahnumsatz: 105.647,20 Euro. Außenumsatz: 164.308,50 Euro
Der zweite Tag des Derby-Meetings mit den Vorläufen zum 130. trotto.de-Deutschen Traber-Derby findet bereits 24 Stunden nach denen der Stuten statt, als am Sonntag mit Veranstaltungsbeginn um 11.30 Uhr