Thorsten Tietz und Jaap van Rijn holen sich die Zehntausender
Beide Profis führen Domenik Jet und Nero Schermer zu überlegenen Erfolgen. Bei den Amateuren ist Caroline Gentz das Maß aller Dinge.
Elf exquisit besetzte Rennen auf dem rechtzeitig vor den kommenden Großereignissen frisch sanierten Derby-Geläuf: Die Sonntagveranstaltung, in deren Mittelpunkt die mit jeweils 10.000 Euro dotierten Läufe der Silber-Serie und des Vierjährigen-Rennens standen, bot bei besten äußeren Bedingungen vorzüglichen Sport. Die erste fünfstellige Börse wurde an die Besitzer der vierjährigen Traber vergeben und das Ganze entwickelte sich zu einer eindeutigen Angelegenheit. Denn der niederländische Champion Jaap van Rijn siegte mit dem für die Farben des Stalles Schermer laufenden und von Jeroen Engwerda trainierten Hengst Nero Schermer Start bis Ziel. Getreu seinem Namen regierte der Braune im Stil eines Alleinherrschers und ließ dem stets in seinem Windschatten folgenden Navajo MH (Marciano Hauber) in 13,3/1.900m mit drei Längen Vorsprung nicht den Hauch einer Chance. „Nero Schermer ist sehr phlegmatisch. Aber wenn der Braune den Startwagen sieht, weiß er, was zu tun ist. Er ist wirklich ein ganz tolles Pferd“, beurteilte Jaap van Rijn im Anschluss die Leistung seines Schützlings, der trotz seines jugendlichen Alters bereits Stuten gedeckt hat und die Qualität seines Vaters, des zweimaligen Amérique-Siegers Face Time Bourbon, an seine Nachkommen weitergeben soll.
Exakt den gleichen Vorsprung – nämlich drei Längen – attestierte der Zielrichter auch dem Sieger des Silber-Laufs. Und genau dieselbe Überlegenheit – denn Domenik Jet und sein Trainer und Fahrer Thorsten Tietz waren an diesem Tag für die Farben von Florian Marcussen und den Stall Franziska eine Klasse für sich und erzielten in 13,0/1.900m die Bestzeit der Veranstaltung. Auch die Taktik war ähnlich offensiv wie bei Nero Schermers Erfolg im Vierjährigen-Rennen. Auf den ersten Metern musste Thorsten Tietz zwar noch andere Pferde vor sich dulden – doch vor den Tribünen drückte er das Gaspedal voll durch und das war es dann auch schon. Global Commission (Jörgen Sjunnesson) und Liberto (Jaap van Rijn) gaben als Zweit- und Drittplatzierte zwar alles, konnten Domenik Jet aber zu keinem Zeitpunkt in echte Gefahr bringen und der komplette Rest des zwölfköpfigen Feldes schaltete sich in keiner Phase des Rennens wirklich zwingend in das Geschehen ein. Bei der anschließenden Ehrung gab sich Thorsten Tietz emotional wie selten: „Dieses Pferd hatten wir nach vielen Widrigkeiten fast schon aufgegeben und dass der Wallach nun wieder im Winner-Circle steht, rührt mich sehr.“
Das Rahmenprogramm begann mit einem Zwei-Längen-Sieg von Romanze und Michael Nimczyk, die sich trotz 40 Metern Zulage sehr leicht in 14,1/2.040m durchsetzten. Die Stute des Mariendorfer Rennkommentators Murat Eryurt und seines Onkels Sinan Isik verbesserte sich auf der Gegenseite zunächst in die zweite Position und war auf den letzten vierhundert Metern deutlich tonangebend. Sogar noch überlegener fiel der Start-Ziel-Triumph von Marciano Hauber mit Höwings Cinderella aus. Karin Walter-Mommerts Stute trumpfte in 15,0/1.900m mit sechs Längen Vorsprung auf und wirkte wie ein Pferd mit Zukunft. Das Gleiche darf man sicherlich auch von Whispering Angel behaupten, die diesmal von Thomas Panschow pilotiert wurde. In dem schon im Vorfeld prognostizierten und heiß erwarteten Duell mit Stanley (Michael Nimczyk) hielt die Stute trotz 800 Metern in der Außenspur die deutlich besseren Karten in der Hand und schlug den Kontrahenten in 15,1/1.900m mit zweieinhalb Längen Vorsprung.
Dass der Hauptfavorit eines Rennens für den 4,5-fachen Einsatz gehandelt wird, ist in der Geschichte der Mariendorfer Bahn sicherlich einzigartig. In einer als Handicap ausgeschriebenen Bänderstartprüfung, in der kein einziger der neun Teilnehmer herausstach, wurde es zur Realität. Die wettenden Anhänger von Heda de Bry (Michael Nimczyk) machten allerdings schon bald lange Gesichter, denn die Stute wurde bereits nach wenigen Metern disqualifiziert. Besser konnte es der bei 5,3:1 notierte Lamborghini Bros in der Hand von Jaap van Rijn. Nach einer kurzen Attacke reihte sich der Wallach an zweiter Stelle innen ein und fand im Einlauf gerade noch rechtzeitig die entscheidende Lücke. Ganz anders schaute die Chancenbeurteilung von Millennium Heyday mit Thorsten Tietz im Sulky aus. Der sechsjährige Wallach galt zu 1,3-fachen Odds als Tipp des Tages und wurde dieser Einschätzung auf der Meilendistanz mit einem Start-Ziel-Erfolg in 1:13,7 min. mit vier Längen Vorteil mehr als gerecht. Auch der von Robbin Bot präsentierte Limbo K Newport übernahm sofort die Führung, musste sich in 14,4/1.900m gegen den heranfliegenden Velten von Steven (Marciano Hauber) aber noch mächtig strecken. Nach vorne gehen und keinen mehr vorbeilassen – das war zudem die Devise von Jochen Holzschuh und Jailbird Hillperon, die ihren Konkurrenten beim fünften Volltreffer hintereinander keine Gelegenheit zum Angriff gaben.
Zwei Prüfungen waren den Amateuren vorbehalten. Im Frank-Mehring-Geburtstagsrennen war der Namensgeber persönlich anwesend und übergab den Siegerstrauß an Caroline Gentz, die sich mit Intinori eindrucksvoll in Szene setzte. Der Wallach hatte im ersten Bogen die Spitze übernommen. Unterwegs konnte Caroline Gentz das Tempo mit Zwischenzeiten von 18,7 und 20,3 aus der Partie nehmen und als die Amazone dann Ende der Gegenseite die Pace auf fulminante 10,5 erhöhte, war Intinori allein auf weiter Flur. Der Vierjährige gewann in 15,1/1.900m mit drei Längen Vorsprung. Mit dem Erfolg des 1,7-Topfavoriten war allseits gerechnet worden – doch nur wenig später machte Caroline Grevenig dann mit Exclusive Fire ihr Meisterstück perfekt. In einem herausragend besetzten „Frei für Alle“ gab die Sportlerin, die ihren für 4,6-fachen Einsatz gehandelten Schützling geschickt in die Ideallage an vierter Stelle außen manövriert hatte, keinen Geringeren als Isla (André Pögel) und Prosperous (Britt Grift) das Nachsehen. In der Zeit von 13,9/1.900m setzte sich Exclusive Fire nach einem packenden Finish mit Halsvorteil gegen seine beiden nur durch Zentimeter voneinander getrennten Gegner durch.
Gesamtumsatz: 145.652,75 Euro. Bahnumsatz: 53.480,90 Euro. Außenumsatz: 92.171,85 Euro.