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    Die Gala eines Weltklassefahrers

    Der Finne Jorma Kontio beweist sein ganzes Format und gewinnt die Breeders Crown der fünf- bis siebenjährigen Hengste und Wallache mit Hidalgo Heldia. Das Stuten-Pendant geht an die von Michael Nimczyk präsentierte Kyriad Newport.  

    Es ist der zweite große Saisonhöhepunkt neben dem Derby. Und es braucht sich von der Qualität her keinesfalls vor dem höchstdotierten Ereignis der Republik zu verstecken. Gleich am ersten Tag des diesjährigen Breeders-Crown-Meetings wurde mit der Teilnahme eines der prominentesten Sulkyfahrer aller Zeiten eindrucksvoll unterstrichen, welchen Stellenwert das Event besitzt. Der hinter Heinz Wewering in der ewigen europäischen Bestenliste mit weit über 11.000 Siegen auf dem zweiten Rang liegende Jorma Kontio hatte die Hauptstadt aufgesucht und dem Veranstalter damit eine große Ehre erwiesen. Die finnische Legende handelte getreu nach dem Motto „veni, vidi, vici“ und führte Hidalgo Heldia im inklusive der Züchterprämie mit über 55.000 Euro dotierten Hauptlauf der fünf- bis siebenjährigen Hengste und Wallache zu einem sensationellen Sieg Jorma Kontios einzige Fahrt an diesem Tag wurde zu einer Demonstration seiner fahrerischen und taktischen Weltklasse.

    Kontio setzte sich schon in der Startphase mit dem von Conrad Lugauer trainierten Raja Mirchi-Sohn durch, hielt das Tempo über den gesamten Weg extrem hoch und ließ bis ins Ziel nichts mehr anbrennen. Die Uhren blieben auf der 1.900-Meter-Mitteldistanz bei 1:10,8 min. stehen, was die Einstellung des im September 2020 von Ids Boko aufgestellten deutschen Rekordes für Fünfjährige bedeutete. Und auch die auf der fast 300 Meter kürzeren Meile erzielte Mariendorfer All-Time-Bestmarke von 1:10,6 min. verfehlte Hidalgo Heldia nur um zwei Zehntelsekunden. Das Ganze geschah völlig ohne Anstrengung – Jorma Kontio musste seinen mit einer Quote von 6,0:1 am Toto nur an fünfter Stelle rangierenden Schützling lediglich ein wenig bei Laune halten und gewann sehr sicher. Nur Toto Barosso (Jörgen Sjunnesson), der auf den finalen 200 Metern eine mächtige Geschwindigkeit entwickelte, strahlte noch Gefahr aus und kam bis auf eine halbe Länge heran. Zum drittplatzierten Keytothehill (Jaap van Rijn), der dennoch keineswegs enttäuschte, klaffte dagegen schon eine deutliche Lücke.             

    Regelrecht dramatisch verlief der identisch dotierte Hauptlauf der Stuten, denn am Ende stürmten vier Pferde unter dem Richterspruch „Hals – Hals – halbe Länge“ äußerst knapp voneinander getrennt über die Ziellinie. Aber nur eine dieser vier Stuten konnte in den Winner Circle einziehen und deren Name lautete Kyriad Newport. Zwei Jahre nach ihrem Derby-Sieg gelang der wie stets von Michael Nimczyk begleiteten und für die Farben von Karin Walter-Mommert laufenden Braunen ein weiterer hochrangiger Erfolg. Zunächst drohte für die eher verhalten gestartete Explosive Matter-Tochter die „Todesspur“, doch ab der Gegenseite übernahm stattdessen die tapfere und mit dem dritten Platz belohnten Pastors Girl (Robbin Bot) die Rolle der ersten Angreiferin. In deren Windschatten fand die bei 2,7:1 gehandelte Kyriad Newport alles passend vor. Sie musste unter heftiger Unterstützung aber in exzellenten 12,4/1.900m dennoch bis zum Pfosten alles geben, denn auch ihre knapp geschlagenen Gegner verdienten sich ein dickes Kompliment. Die anfangs nur an sechster Position auszumachende Jamaica Ferro (Robin Bakker) entwickelte ebenso wie die Siegerin höllischen Speed und ergatterte das zweite Geld. Knapp hinter Pastors Girl verkaufte sich auch Velten Isabel (Jouni Nummi) als Vierte überaus teuer. Und wer weiß, was für die sechstplatzierte Namanga Bo (Rudolf Haller) drin gewesen wäre, hätte sie nur etwas Freiraum gefunden. Die Stute saß im Finish an der Innenkante hoffnungslos fest.          

    Nicht weniger als fünf Entlastungen für die Fünf- bis Siebenjährigen – drei für Hengste und Wallache und zwei für Stuten – stockten das ausgeschüttete Gesamtpreisgeld der Veranstaltung in Höhe von rund 120.000 Euro noch einmal um gut 47.000 Euro auf. Als echtes Dream Team erwiesen sich einmal mehr Jaap van Rijn und Chimichurri. Der amtierende niederländische Champion steuerte den Fuchswallach sofort in Front – und das war es dann auch schon. In 13,0/1.900m ließ Chimichurri den von Anfang an hinter ihm platzierten Dan CG (Alexander Kelm) und Otero (Erwin Bot) keine Chance. Gleich im Anschluss legte Michael Nimczyk mit Jacy di Quattro sogar noch eine Schippe drauf, denn der Sieg der Stute war unglaublich imponierend. Die 1,3-Topfavoritin stürmte im ersten Bogen an die Spitze und verabschiedete sich nach unterwegs etwas gedrosselter Fahrt in 14,9/1.900m  in überlegener Manier von Cateleya (Stefan Hiendmeier) sowie Donato Princess (Robin Bakker).

    Mächtig spannend ging es eine knappe halbe Stunde später bei dem eine Runde währenden Duell von Purple Rain mit Jaap van Rijn und Ito (Victor Gentz) zu. Purple Rain hatte nach einem kurzen Abtasten mit dem am Ende drittplatzierten Rolfi (Thomas Panschow) frühzeitig das Kommando übernommen und gab es gegen den vor den Tribünen kraftvoll aufgerückten Ito einfach nicht ab. Ganz im Gegenteil – Purple Rain setzte sich in 13,3/1.900m auf der Zielgeraden sogar sehr sicher mit anderthalb Längen Vorsprung von Ito ab. Wenig später wurde Jörgen Sjunnesson einmal mehr seinem Ruf als begnadeten Catchfahrer gerecht. Mit Afillycalledlilly hielt er sich bis weit in den Schlussbogen hinein aus allem heraus. Als er ihr dann das entscheidende Zeichen gab, flog die Stute im Rush an ihren Konkurrentinnen vorbei und überließ Castanea (Thomas Panschow) sowie Its Showtime nur die Plätze zwei und drei. Deren Fahrer und Trainer Tim Schwarma ließ es dafür aber in der fünften Entlastung richtig knallen. Denn mit dem Start-Ziel in 13,1/1.900m auftrumpfenden 16,6-Außenseiter Julnick Shark sorgte der Profi maßgeblich dafür, dass der erste Rang der V7+ Wette nicht getroffen wurde und ein Jackpot in Höhe von 11.270 Euro entstand.           

    Die Ergebnisse des sehr solide besetzten Rahmenprogramms: Der österreichische Dauerchampion Gerhard Mayr leitete das BC-Wochenende mit einem Sieg durch Good Fellow ein. Der sechsjährige Wallach triumphierte Start bis Ziel und wies die Schlussattacke des außen herum tapferen In Drive With You (Laurens Rinkes) souverän ab. In einer Prüfung für noch relativ gewinnsummenarme und unerfahrene Traber war das Teilnehmerfeld durch einige Nichtstarter auf lediglich vier Pferde zusammengeschrumpft. Aber es gab wahrlich keinen Grund für Langeweile. Denn zwischen dem führenden Astair (Robin Bakker) und dem angreifenden Ostwind mit Thorsten Tietz im Sulky entwickelte sich ein die gesamte Zielgerade herunter währender Zweikampf. Astair schien nie aufzugeben und alles stand noch auf der Kippe – doch dann quittierte der trotzdem in der Wertung belassene Wallach die Aufforderungen mit einem kurzen Rumpler und die Angelegenheit war endgültig zugunsten von Ostwind entschieden.     

    Den Amateuren waren zwei Prüfungen vorbehalten. Zunächst setzte sich Emma Stolle ihrem Neuzugang Eye Catcher C durch. Der Wallach hatte vor genau zwei Jahren – damals erfolglos – seinen bis dato einzigen Mariendorfer Start bestritten. Diesmal fühlte er sich aber auf der Derby-Bahn wie zuhause, begab sich auf der Gegenseite auf den Vormarsch und hätte auch ohne den Zielgeraden-Fehler des daraufhin disqualifizierten Ivar Charisma (Anna-Lisa Kunze) überaus locker gewonnen. Im zweiten Amateurfahren hatte Emma Stolle mit der nur schwer regulierbaren Pamela Anderson allerdings weniger Glück. Nach einem kräftezehrenden Führungsduell mit der von Caroline Grevenig gesteuerten Naemi Dream war die Stute restlos geschlagen und nicht mehr auf den Beinen zu halten. Die Schritte der Siegerin wurden dagegen immer länger und Caroline Grevenig etablierte sich mit ihrem dritten Erfolg hintereinander endgültig in der Spitzengruppe der Berliner Hobbyfahrer.          

    Gesamtumsatz: 221.662,96 Euro. Bahnumsatz: 81.405,35 Euro. Außenumsatz:  140.257,61 Euro. 

    Unser Terminhinweis: Bereits am morgigen Sonntag (23. Oktober) geht es auf der Mariendorfer Trabrennbahn mit dem zweiten Teil der Breeders Crown weiter. Im Blickpunkt stehen dann die Hauptläufe der zwei- bis vierjährigen Pferde. Der erste Start erfolgt um 13.00 Uhr.