Victor Gentz mit einem Geniestreich
Der 33-jährige Sportler triumphiert sowohl in der Gold- als auch in der Silber-Serie. In der V7+ räumt ein einzelner Wetter über 28.000 Euro ab.
Doch was zunächst fast wie Harakiri anmutete, war in Wirklichkeit ein taktischer Geniestreich. Denn der derzeit an dritter Stelle der bundesweiten Fahrerwertung liegende Sportler wusste ganz genau, was er tat und hatte vollstes Vertrauen in sein Pferd. Eine im wahrsten Sinne des Wortes goldrichtige Entscheidung. Denn Major Ass rechtfertigte diese Einschätzung hundertprozentig, wurde mit jedem Schritt stärker und brachte Inspector Bros, dem am Ende nur der dritte Platz blieb, immer mehr in Bedrängnis. Und auch von Norton Commander, der im Schlussbogen einen Fehler andeutete, sich dann aber zu einer starken Schlussleistung aufraffte, drohte keine ernsthafte Gefahr mehr – dafür war der in der Zeit von 15,3/1.900m triumphierte Major Ass, der sich gegen Michael Nimczyks Schützling mit einer halben Länge Vorsprung durchsetzte, ganz einfach viel zu stark. Halva von Haithabu blieb als Vierter nur wenige Zentimeter hinter Inspector Bros, für dessen allzu heftige Unterstützung Massimio Arickx mit einem dreiwöchigen Fahrverbot bestraft wurde. Als Fünfter konnte Rainbow Diamant (Heinz Wewering) nach seiner langen Pause noch keine Akzente setzen und Virginias Prime (Kornelius Kluth) war schon kurz nach dem Start aufgrund einer Galoppade aus dem Spiel.
Auch die Silber-Serie befand sich am Sonntag bereits auf ihrer vierten Etappe, wie immer mit 6.000 Euro dotiert. Bis weit in die Zielgerade bestimmte der von Michael Nimczyk gesteuerte Kjeld von Haithabu das Geschehen. Doch der ihn hartnäckig durch die Außenspur begleitende Purple Rain (Thorsten Tietz) bewies einmal mehr seine fantastische Moral und kämpfte sich trotz des wesentlich schwierigeren Verlaufs tatsächlich an seinem Konkurrenten vorbei. Der Sieg blieb dem Mariendorfer Traber des Jahres 2020 aber dennoch nicht vergönnt – denn unmittelbar hinter ihm hatte Blizzard PS mit Viktor Gentz im Sulky als viertes Pferd außen alles optimal vorgefunden. Und diese ausgezeichnete Position zahlte sich im Endkampf aus. Blizzard PS rauschte mit fulminanter Geschwindigkeit heran und fing die beiden Duellanten in der Tagesbestzeit von 14,5/1.900m sogar noch recht sicher ab. Aber allen drei Erstplatzierten darf man für ihren Auftritt ein dickes Lob zollen. Und natürlich kann insbesondere der Besitzer und Züchter Peter Sieburg auf seinen Crack Blizzard PS mächtig stolz sein.
Zum Rahmenprogramm: Zur Quote von 1,0:1 antreten zu müssen, ist für jeden Aktiven keine sonderlich dankbare Aufgabe. Dass Michael Nimczyk jedoch keine Probleme mit hohem Erwartungsdruck hat, bewies er bei seinem Sieg mit King of the Hill. Als der Wallach ausgangs der ersten Kurve nach vorne ging, schien er zunächst einmal leichtes Spiel zu haben. Als im Einlauf jedoch urplötzlich San Pardo (Thomas Panschow) aufkreuzte, wurde es für einen Moment trotzdem mächtig spannend. Der an der Spitze manchmal etwas phlegmatische King of the Hill legte nach kurzen Aufforderungen aber souverän zu und gewann in 14,9/1.900m letztlich sicher. Noch erheblich beeindruckender war allerdings der Sieg des Goldhelms mit Pearl Kayz. Karin Walter-Mommerts Stute ließ offene Münder zurück – so bärenstark war ihr Auftritt. Trotz eines Rennverlaufs in zweiter Spur ließ die Dreijährige ihre Gegner mit vier Längen Vorsprung einfach links liegen. Der Sieg in 14,8/1.900m war lediglich ein kleiner Vorgeschmack auf das, was zukünftig folgen wird. Für Pearl Kayz stehen alle Türen offen.
Eine blitzsaubere Vorstellung lieferte ebenfalls der von Thorsten Tietz präsentierte Debütant Beethoven Gar ab. In der Startphase kitzelte der Silberhelm noch nicht alles aus seinem Schützling heraus und begnügte sich einige Sekunden lang mit der Position zwei. Doch schon im ersten Bogen ging der Profi entschlossen zur Sache und dirigierte Beethoven Gar in Front. Der Rest war eine reine Formsache. Black Mountain (Victor Gentz) mühte sich als einziger Angreifer zwar redlich, hatte aber keine ernsthafte Chance. Nur eine gute dreiviertel Stunde später begab sich Tietz dann auch mit Athanasius in den Winner-Circle. Der sehr launische Vierjährige verkniff sich diesmal alle Eskapaden und schlug im Einlauf nach einem Idealverlauf als zweites Pferd innen eiskalt zu.
Für Heinz Wewering war der Sieg Nummer 16.931 in seiner unvergleichlichen Karriere fällig. Und zwar mit Mon Filou, in dessen Betreuung er über die Jahre hinweg viel Herzblut gesteckt hat. Der 29-malige Deutsche Meister gab auf der Tribünengeraden in dritter Spur Gas und ergatterte das Kommando. An der Spitze streckte sich Mon Filou fortan willig. Sein Hauptkonkurrent Nordic Jaycee (Thomas Panschow) hatte ab der Gegenseite zwar konsequent Boden gutgemacht. Doch Mon Filou zog das Pensum eisern durch. Fast hätte Europas erfolgreichster Trabrennfahrer aller Zeiten auch in der abschließenden Tagesprüfung mit der Französin Hydole de Joyere zugeschlagen. Doch die Stute geriet im Zweikampf mit der von Kornelius Kluth gesteuerten 2,4-Favoritin Grietje, die im Anschluss auch noch einen gefährlichen Schlussangriff von Beau de la Vitard (Ronald de Beer) abwehren musste, schwer von den Beinen und wurde disqualifiziert. Nach dem von vielen Turbulenzen geprägten Rennen musste ein einzelner Wetter sicherlich erst einmal ganz tief durchatmen. Denn ihm war soeben ein riesiger Coup gelungen: Er hatte in der V7+ über 28.000 Euro abgeräumt!
Die Amateure gingen am Sonntag zweimal an den Start und besonders viel Aufmerksamkeit ruhte auf Tom Karten und Versace Diamant, die über eine grandiose Erfolgsbilanz verfügen und daher zwangsläufig auf dem Favoritenthron landeten. Insgesamt 23 seiner und damit genau 50 Prozent seiner 46 Auftritte hatte der für 1,6-faches Geld gehandelte Versace Diamant zuvor gewonnen. Nun legte er noch einen weiteren Treffer obendrauf – und zwar Start bis Ziel. Als Zweiter mühte sich Horatio Fortuna (Marlene Matzky) in der Außenspur zwar redlich und wirkte ausgangs des letzten Bogens für einen Moment sogar brandgefährlich. Aber er konnte Versace Diamant letztlich nicht in den Griff bekommen. Hier war die Resultat also glasklar. Im Gegensatz dazu verlief die zweite Amateurprüfung hochdramatisch und endete mit einem packenden Finish. Anna Kunze hatte sich mit Diakan CR zwar frühzeitig in die zweite Spur getraut. Aber noch zu Beginn der Zielgeraden schien der ganz außen attackierende Bel Massive (Sebastian Gläser) die besten Trümpfe in der Hand zu halten. Doch der aktuell in toller Form befindliche Diakan CR steckte mit vorbildlicher Moral einfach nicht auf. Er kämpfte sich zurück und holte sich mit einer Nüsternbreite Vorsprung den Sieg.
Gesamtumsatz: 143.431,23 Euro. Bahnumsatz: 45.224,20 Euro. Außenumsatz: 98.207,03 Euro.
Unser Terminhinweis: Die nächste Mariendorfer Veranstaltung findet am Sonntag, dem 26. Juni statt. Beginn ist um 13.30 Uhr. Im Mittelpunkt stehen diverse sportliche Top-Highlights: Angefangen vom Adbell-Toddington-Rennen 2022 bis hin zur Gold- und Newcomer-Serie und dem Breeders Course. Die Starterangabe, die Sie auch online auf www.rennbahn-berlin.de vornehmen können, ist am Montag, dem 20. Juni. Sie erreichen das Mariendorfer Rennsekretariat unter der Rufnummer 030-7401229 bzw. per Mail an starterangabe@rennbahn-berlin.de.