Sahnetag für Thomas Panschow
Der Sportler gewinnt mit Keytothehill den Lauf der Gold-Serie und holt mit Iron Polly Silber. Josef Franzl glänzt mit Rimski bei den Newcomern.
Gold, Silber und Newcomer: Auf der Trabrennbahn stand bei schönstem Frühlingswetter der Auftakt gleich dreier hochdotierter Rennserien auf dem Programm. Mit der dicksten Börse – nämlich 10.000 Euro – war der Gold-Lauf überschrieben und er wurde zur Beute von einem, der früher einmal sogar als heißer Derby-Sieganwärter galt. Nämlich Keytothehill, dem nicht nur der Erfolg beim Kampf um das Blaue Bland versagt blieb, sondern der aufgrund seiner anschließenden zahlreichen Galoppaden immer mehr den Ruf als „heißer Ofen“ besaß. Insofern war es alles andere als eine Selbstverständlichkeit, dass es Thomas Panschow nun bei seiner ersten Fahrt im Sulky des Hengstes auf Anhieb gelang, mögliche Galoppaden zu verhindern und alle Klippen problemlos zu umschiffen. Der 54-Jährige vollstreckte seinen Job als Catchfahrer, sehr zur Freude von Keytothehills Trainer Arnold Mollema, einfach perfekt. Auf der langen 2.500-Meter-Strecke gab Panschow schon auf der ersten Gegenseite mächtig Gas, um an Mister Ed Heldia (Michael Nimczyk) vorbei die Spitze zu ergattern. Und was zunächst als kräftezehrende Anstrengung erschien, war in Wirklichkeit das Rezept für den Erfolg. Denn die Führungsposition schien ganz nach dem Geschmack von Keytothehill zu sein, dessen Schritte immer länger wurden. Letztlich waren es sogar sechs Längen Vorsprung, die den wiedererstarkten Traber in der Tagesbestzeit von 1:13,8 min. von Mister Ed Heldia und dem Drittplatzierten Major Ass (Victor Gentz) trennten. Man darf gespannt sein, ob Keytothehill diesen positiven Trend erhärtet und die hohen Erwartungen, die sein Umfeld nach wie vor in den Hengst setzt, zukünftig einlöst. Dann hätte er sicherlich das Zeug dazu, auch international eine Rolle zu spielen.
Im Gegensatz zu diesem Rennresultat entwickelte sich der mit 6.000 Euro dotierte Lauf der Silber-Serie zu einem absoluten Finish-Krimi und am Ende waren es nicht die am Toto am höchsten eingeschätzten Flash Gordon (Rudolf Haller) und Workaholic Diamant (Victor Gentz), sondern zwei Saisondebütanten, die die Entscheidung untereinander ausmachten. Nämlich Purple Rain (Thorsten Tietz), der rasch das Kommando übernommen hatte und der von Thomas Panschow trainierte und gefahrene Iron Polly. Der „Mann in Blau“ hatte selber um die Spitze mitgekämpft, dann aber seinem Widersacher die Tempoarbeit überlassen und seinen Schützling clever an die Innenkante in den Windschatten von Purple Rain dirigiert. Genau das war der Schlüssel zum Erfolg, denn auf diese Weise sicherte Panschow Iron Polly die entscheidenden Reserven. Purple Rain bog zwar noch mit einem komfortablen Vorsprung auf die Zielgerade – doch nun schlug die Stunde seines Verfolgers. Iron Polly kämpfte sich Zentimeter um Zentimeter heran und hatte seinen Gegner in 14,3/1.900m genau auf der Linie gestellt. Für den an diesem Tag in absoluter Glanzform agierenden Thomas Panschow kam der Sieg seines 10,9-Außenseiters wenig überraschend: „Der Braune ist ein tolles Pferd und verfügt über ausgezeichnete Qualitäten. Er erledigt alles, was man von ihm verlangt, einfach vorbildlich.“
Auch der ebenfalls mit 6.000 Euro dotierte Lauf der Newcomer gestaltete sich äußerst spannend und wurde trotz des elfköpfigen Teilnehmerfeldes zu einem einsamen Duell zweier Pferde. Victor Gentz hatte mit der Außenseiterin Lorette Ass entschlossen die Führung übernommen und sah sich bereits ab der Tribünengeraden außen von dem 1,4-Topfavoriten Rimski und Josef Franzl begleitet. Im weiteren Verlauf kamen die zahlreichen Anhänger des Lasbeker Hengstes zunächst einmal mächtig ins Schwitzen. Denn während die Pilotin eisern voran marschierte und beim Einbiegen in den Einlauf immer noch überaus souverän wirkte, schien sich Rimski bitten zu lassen. Doch dann spulte der Vierjährige, der über sehr viel Phlegma zu verfügen scheint, sein Pensum eisern herunter und ging in 15,6/1.900m sogar noch ganz locker an seiner Gegnerin vorbei. Josef Franzl war vollauf begeistert: „Rimski ist ein ganz starkes Pferd. Er muss noch viel lernen und deswegen habe ich ihm unterwegs zunächst einmal seinen Willen gelassen. Aber als ich ihm aus dem Schlussbogen heraus ein Zeichen gab, hat er phantastisch angepackt und ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass noch etwas schiefgehen könnte.“
Einen bärenstarken Auftritt legte ebenfalls der von Thorsten Tietz präsentierte Pandroklus Eck hin. Gerhard Sporrers Wallach gewann unter Rekordverbesserung auf 14,6/1.900m Start bis Ziel und war mit sechs Vorsprung vor dem 20,8-Außenseiter Don Timoko (Kornelius Kluth) drückend überlegen. Thorsten Tietz hatte allen Grund zum Strahlen: „Ich bin selber überrascht, wie leicht ihm der Erfolg gegen gewiss nicht schlechte Konkurrenten fiel.“ Fast noch mehr freute sich der Silberhelm aber über seinen Treffer mit dem Debütanten Domenik Jet. Kein Wunder, zumal Tietz Mitbesitzer des in Italien gezüchteten Pferdes ist. „Er hat das Zeug dazu, ein Großer zu werden“, war der Sportler des Lobes voll. Und diese Einschätzung ist in der Tat berechtigt, denn Domenik Jet, der sofort nach vorne geschossen war, setzte sich mit riesiger Autorität durch und gewann im Stil eines Pferdes mit Zukunft.
Der Franzose Galet de Riviere scheint sich auf den deutschen Bahnen pudelwohl zu zu fühlen. Der von Michael Nimczyk gesteuerte Bold Eagle-Sohn hatte auch mit zwanzig Metern Zulage keinerlei Probleme, rückte eine dreiviertel Runde vor dem Ziel entschlossen auf und ging am Piloten Deniro (Rudolf Haller) vorbei einem überlegenen Erfolg entgegen. Nur 25 Minuten später führte Michael Nimczyk erneut ein Pferd auf die Siegerparade. Nämlich XY Diamant, der auf Zielhöhe nach vorne gegangen war und im Anschluss das Tempo extrem drosseln konnte, ohne dass Angriffe seiner Gegner erfolgten. Als der Goldhelm die Fahrt im Schlussbogen dann deutlich erhöhte, besaß XY Diamant sofort einen entscheidenden Vorsprung und lediglich Anna (Franz-Josef Stamer) konnte zwei Längen zurück als einzige Verfolgerin einigermaßen Schritt halten.
Auch Victor Gentz fuhr nicht ohne seinen obligatorischen Sieg vom Platz und unterstrich die weiterhin exzellente Stallform. Der Sportler punktete mit Blizzard PS, der seinem Namen alle Ehre machte und wie ein Sturm um die Bahn fegte. In der geradezu mörderisch schnellen Startphase konnte Peter Sieburgs Fünfjähriger zwar nicht sofort mitmischen – aber eine gute halbe Runde vor dem Ziel setzte sich der Braune immer stärker in Szene und drehte dann im Schlussbogen endgültig seinen Turbo auf. Bereits in dieser Phase war die Frage nach dem Sieger definitiv geklärt und der vergeblich nachsetzende Bugatti SS (Thorsten Tietz) konnte den Rückstand auf der Zielgeraden lediglich minimal auf vier Längen Abstand verkürzen.
Knapp drei Wochen vor ihrem großen Klassiker – dem Fritz-Brandt-Rennen – waren natürlich auch die Amateursportler am Start. Die erste Prüfung ging an den zur 8,2-fachen Siegquote sträflich unterschätzten DAM-Triumphator Chimichurri. Sein Besitzer und Fahrer Andreas Marx machte alles goldrichtig, übernahm sofort die Spitze und ließ die stramme Pace zu keinem Zeitpunkt abflauen. Somit blieb dem verhalten begonnenen Karel G Greenwood (Emma Stolle), der auf der Schlussrunde weite Wege gehen musste, trotz starker Leistung nur der Ehrenplatz. Ähnlich souverän wie Andreas Marx war auch Tom Karten im zweiten AF-Fahren des Nachmittags im Sulky unterwegs. Er punktete mit James Moko, mit dem er sich alle Zeit der Welt ließ. Von der zweiten Startreihe aus griff Tom Karten erst auf den letzten 400 Metern entscheidend ins Geschehen ein und James Moko wendete das Blatt umgehend zu seinen Gunsten.
Gesamtumsatz: 163.153,70 Euro. Bahnumsatz: 40.761,75 Euro. Außenumsatz: 122.391,95 Euro.
Unser Terminhinweis: Die nächste Mariendorfer Veranstaltung – der große Fritz-Brandt-Renntag 2022 mit einem bunten Familienprogramm und Osterbrunch – findet am Karfreitag, dem 15. April statt. Beginn ist um 13.30 Uhr. Die Starterangabe, die Sie auch online auf www.rennbahn-berlin.de vornehmen können, ist am Montag, dem 11. April. Sie erreichen das Mariendorfer Rennsekretariat unter der Rufnummer 030-7401229 bzw. per Mail an starterangabe@rennbahn-berlin.de.