Sarah Kube ist die Derby-Amateurmeisterin!
Mit dem Wallach Pandroklus Eck schlägt die Amazone den von Thomas Royer gesteuerten Favoriten Tyron Hill in einem wahren Finish-Krimi. Bruno-Cassirer-Rennen: Lilly auf flinken Hufen.
(MW). Dreimal ist sie bislang in der deutschen Saisonabrechnung
bei den Amateuren, die an diesem von den angekündigten Regenschauern verschont
gebliebenen Freitagabend ihren großen Tag hatten, vorn gewesen. Berliner
Championesse war sie noch häufiger, hatte sich in den Siegerlisten der
Deutschen Amateurmeisterschaft und des Fritz-Brandt-Rennens verewigt. Allein
der Titel der Internationalen
Derby-Meisterschaft der Amateure fehlte der unmittelbar an der Derby-Bahn
aufgewachsenen und dort fast logisch schon als Schülerin helfenden Sarah Kube noch in ihrer Sammlung. Diesen
weißen Fleck auf ihrer persönlichen To-do-Liste tilgte sie dank eines wie von
ihrem Lebensgefährten Thorsten Tietz angekündigt bestens aufgelegten Pandroklus Eck, den auch drei
Fehlstarts nicht aus der Ruhe brachten.
Ganz
wie gewünscht lief es im mit 25.000 Euro dotierten Finale zu Beginn allerdings nicht, wie Tietz, der sich erst vor
kurzem wieder selbstständig gemacht hat und den ersten ganz großen Coup der neuen
Trainer-Ära landete, rekapitulierte: „Pandroklus fegt normalerweise wie ein
Geschoss aus dem Band, doch als ihm einer der Fehlstarts angekreidet wurde,
musste Sarah beim vierten Versuch etwas vorsichtiger zu Werke gehen.“ Dennoch dauerte
es nur wenige Meter, bis der französisch-italienisch gezüchtete Wallach aus
Zucht und Besitz des Stalles GESVEA um Gerhard Sporrer den Taktstock an sich
riss. Für die Schlussrunde bekam der Wallach Besuch vom 2022er
Fritz-Brandt-Sieger-Gespann Tyron Hill/Thomas Royer, und diese Beiden fochten
ab 700 Meter vorm Ziel ein Privatduell aus, bei dem einzig WalkofFame Diamant
dranzubleiben vermochte.
So
sehr sich der speziell auf diese Prüfung vorbereitete Tyron Hill ins Zeug
legte, war Pandroklus Eck einfach nicht beizukommen, der sich in prächtiger
Manier mit Hals-Vorsprung zum elften und natürlich wertvollsten Erfolg seiner
37 Versuche umfassenden Karriere raufte. „Bronze“ ging an Thomas Maaßen und
WalkofFame Diamant, so dass es nicht hieß: „Thomas Royer oder Thomas Maaßen zum
Dritten, sondern Sarah Kube zum Ersten“ in diesem 1997 als Derby-Pokal der
Amateure ins Leben gerufenen Höhepunkt für die sogenannten Hobby-Fahrer während
des Derby-Meetings. Eaton rettete als Vierter die Ehre der Zulagen-Pferde.
In
Abteilung 1 des 1. Vorlaufs hatte
der mit einer achtfachen Siegesserie angereiste Tyron Hill die Muskeln
spielen lassen, wie es sich für einen 15:10-Favoriten geziemt. Schneller als er
fegte allein Beachcomber vom Start, neben den Thomas Royer den
Trixton-Sohn 900 Meter vorm Ziel legte. Im Schlussbogen zog er derart die
Daumenschrauben an, dass Beachcomber einpackte und sogar das Finale verfehlte,
das Kronos Vivienne und Dan CG fix machten. Der mit eiserner Faust regierende
Sieger wirkte in 1:14,3 beileibe nicht ausgefahren.
Nicht
minder imponierend holte sich Pandroklus
Eck Abteilung 2, und das trotz
eines Fehlers 50 Meter vor dem „Ab“, der ihm, rasch zur Räson gebracht, den
Part des Schlusslichts bescherte. Eine halbe Runde vorm Ziel löste Sarah Kube die Bremse, und in
bestechender Manier rauschte der Wallach nicht nur zum führenden WalkofFame
Diamant vor, sondern überrannte ihn in atemberaubendem Stil und setzte sich
trotz des anfänglichen Lapsus in famosen 1:13,6 auf 2½ Längen ab. Platz zwei
ging an den viel außen arbeitenden Admiral Rower; das letzte Finalticket holte
sich mit Ach und Krach WalkofFame Diamant, der im Schlussbogen um vier Spuren
nach außen lief.
Dem
Sextett, das sich aus dem 1. Vorlauf qualifiziert hatte, sagte aus Vorlauf 2, aus dem die besten Fünf noch
einmal ran durften, vor allem Horatio
Fortuna den Kampf an. Von Marlene
Matzky exzellent hinter dem die Außenspur beackernden Favoriten Eaton
postiert, legte der Fuchs einen 600 Meter langen Endspurt hin, der sich
gewaschen hatte. Trotz dritter Schlussbogenspur war der elegant-kraftvolle, in
der Form seines Lebens laufende Wallach in 1:13,5 überlegene Ware und verlor
die Gegner, von denen sich Calamintha, Quandor, Eaton und Zucchero am besten
hielten. Das Titelverteidiger-Gespann Thomas Maaßen/Man U verfehlte mit Rang
sechs den Endlauf.
Maß
nehmen durften die Amateure kurz vor ihren großen Auftritten im 2. Rennen, in
dem sich Kameraad für seinen
Mitbesitzer Christoph Pellander als
ausgesprochen guter und zäher Kamerad erwies. In der Todesspur ließ er nicht
locker und war auch von Favoritin Haribelle nicht mehr zu kippen, die den
zweiten Sieg in Folge durch einen Schwächemoment 600 Meter vorm Ziel
entschwinden sah.
„Lilly“ vorneweg ’ne
Macht
Ein
exzellenter Bänderstart im über 2.500 Meter führenden Bruno-Cassirer-Rennen für Traber-Ladys, die maximal 25.000 Euro
verdient haben durften und mit dem nun schon seit Jahrzehnten des Retters der
Mariendorfer Bahn vor mehr als 100 Jahren gedacht wird, war für die Plätze eins
und zwei bereits die halbe Miete. Die nach ihrem sechsten Platz in der
Newcomer-Serie auf Anraten ihres Catchdrivers Robin Bakker etwas anders zurechtgemachte Afillycalledlilly sauste aus Band eins ebenso rasant los wie 20
Meter dahinter In Style, die in Rita ein perfektes Führpferd durch die zweite
Spur bekam. Das schmeckte der Titelverteidigerin bestens, die, von Michael
Nimczyk ausgangs der Schlusskurve zur Attacke geführt, sofort an der Vorderfrau
vorbei war.
„Lilly“
allerdings dachte gar nicht daran, vor dem großen Namen zu kuschen, legte
Schippchen um Schippchen zu und wurde 1½ Längen voraus um 6.600 Euro reicher.
In Style ihrerseits hatte reichlich Luft zu einem Trio, das sich Kopf an Kopf
um die Prämien drei bis fünf balgte - mit einem knappen Vorteil für Rita vor
Velten Isabel und Kaithlynn Star. Nebenbei machte die aus der Zucht von Mike
Lenders stammende „Lilly“, eine Schwester des bei den Amateuren engagierten Zuccheros,
erstklassige Werbung für ihren kleinen Bruder Favorite One, der am Samstagabend als Nummer 77 in den
Derby-Auktionsring geführt wir.
Los
ging’s in der ärmsten Gewinnklasse mit dem Favoritensturz des Lasbekers
Sandokan, der sich im Duell der Debütanten am gnadenlos auf die Spitze
pochenden Jorle die Zähne ausbiss
und auch beim zweiten Versuch, Kerstin Walters Dreijährigen aus den Angeln zu
heben, auf Granit stieß. Im Gegenteil - 200 Meter vorm Ziel kam er aus dem
Tritt, womit der Sieg für Michael
Nimczyk und seinen Schützling endgültig geritzt war, die mit 1:15,0 die
erste Duftmarke setzten. „Mund abputzen, weitermachen“, hieß es für Josef Franzl, der 50 Minuten später in
identischer Manier Start-Ziel mit der ebenfalls dreijährigen Scala zu einem feurigen Tanz
aufspielte, bei dem am Ende auch Simply the Best und Marciano Hauber erkennen
musste diesmal nur die Zweitbesten zu sein.
Ein Beau wird
Seriensieger
Ein
kleines Märchen spielt sich derzeit um Beau
de la Vitard ab. 132 Anläufe hat der Elfjährige für den ersten Volltreffer
benötigt. Am 17. Juli war der Bann in Berlin-Mariendorf endlich gebrochen, im
Duhner Watt legte sofort nach und wurde im Rennen der Franzosen-Traber, von denen nur Vier das Ziel in der
vorgeschriebenen Gangart erreichten, mit dem 134. Auftritt zum Seriensieger.
Ohne das nötige Quäntchen Rennglück ging’s nicht, und das hatte Ronald de Beer mit dem Rapphengst, weil
Gerhard Mayr mit Invictus Mencourt zu lange festgesessen hatte.
Bei
der deutschen Nachwuchsmeisterschaft der
Elisabeth-Mann-Stiftung durfte der Fahrernachwuchs zeigen, was er drauf
hat. Lange stand der sofort nach vorn gepreschte Nemo auf der Kommandobrücke
und wurde permanent von seinem „ersten Offizier“ Powerful PS begleitet, der auf den finalen 400 Metern seinem Namen
alle Ehre machte. Dank der unerschöpflichen Kraft des Gentz-Schützlings buchte Ole Krohmer seinen zweiten Sieg, doch
20 Meter weiter hätte es nicht sein dürfen. Während Powerful PS so allein auf
weiter Flur gemütlich austrudelte, kam Klaus Hazelaar mit dem sein erstes
Rennen bestreitenden Lasse Grundhöfer von letzter Stelle mit
Siebenmeilenstiefeln angesaust - und nur um einen „Hals“ zu spät.
Der
aus drei Bändern gestartete Derby-Marathon
über die bis 1978 von den Derby-Pferden zu bewältigende Distanz von 3.200
Metern wurde eine sichere Beute des lange Strecken schon von der Zucht her
liebenden Everest Védaquais. Für den
mit 40 Meter Zulage bedachten Schützling von Henk Grift lief’s ideal, nachdem
Brady an der Grundmarke im Galopp begann und rund 60 Meter Terrain verlor. Das
hinderte Michael Nimczyk nicht, ihn nach einer Runde in die Todesspur zu
beordern, und an ihn hängte Robbin Bot
seinen Partner. 600 Meter vorm Ziel gab er dem Franzosen den Kopf frei, der
General Lee wie nix überrannte und auch den Konterversuch des Generals abwies.
Trotz des anfänglichen Lapsus und des aufwändigen Runs hielt Brady „Bronze“
fest.
Im
Handicap de Luxe riss die vom
einstigen Mariendorfer Champion Heiner
Christiansen aus dem Mittelfeld perfekt inszenierte Shake that Heaven die lange führende, aus Tschechien angereiste
Marian Boko aus den Träumen. Die letzte Prüfung der Profis angelte sich Jacky Hazelaar ein wenig anders als mit
Startnummer „1“ gedacht, hatte sie doch keine Chance, die Pole Position zu
verteidigen. Dafür kühlte sie ihr Mütchen an Mon General, mit dem Heinz
Wewering nach 800 Metern in Front gezogen war. Vorbei kam die winzige Schimmelstute
zunächst nicht, so dass ihr Thomas
Panschow im Schlussbogen einen Durchschnaufer an der Innenkante verpasste.
Das trug goldene Früchte, denn „Jacky“ kämpfte den General nieder und ließ sich
auch vom enorm spurtenden Black Mountain, der den vierten Ehrenplatz in Folge
holte, nicht mehr in die Suppe spucken.
Der
„non betting contest“ von fünf Berliner Sportvereins-Maskottchen über 250 Meter
wurde zum lockeren Walkover vom Mariendorfer Tippel Tom, der auf seiner Bahn natürlich jedes Sandkorn kennt. Man
könnte meinen, der der BTV habe Usain Bolt verpflichtet, so überlegen machte
Tippel Tom die Rivalen nass. Kleines Trostpflaster für Hertha BSC: In der
Derby-Revanche hatte diesmal Herthino Grund zum Feixen, denn Unions Ritter
Keule trudelte mit falschem Beschlag als Letzter ein.
Der
letzte Blick gilt wie immer dem Umsatz:
Mit 27.140 Euro pro Rennen wurden deutlich mehr als im Corona-Jahr 2021
gedreht, als im Schnitt der damals 12 Rennen 24.927 Euro flossen.
Umsatz bei 13 Rennen: 352.819,78 Euro (incl. 203.611,43 Euro Außenumsatz), davon 28.499,10 Euro in der V7+-Wette (Vorjahr: 299.119,84 Euro bei 12 Rennen, davon 27.240,85 Euro in der V7+-Wette)