Teenager foppt die Arrivierten
Erst 17 Jahre alt, aber total nervenstark: Marciano Hauber führt die Stute Jeanine GO zum Newcomer-Sieg. Victor Gentz gelingt ein Doppelerfolg.
Wer bei dem von Nicolai Laaser geführten und kurz vor dem Newcomer-Lauf um 6.000 Euro Preisgeld ausgestrahlten Interview mit Marciano Hauber aufmerksam zugehört hatte, bekam den entscheidenden Hinweis geliefert. „Ich glaube, dass sie von hinten kommend sogar noch viel stärker ist“, hatte sich der erst 17-jährige Nachwuchsfahrer vor der Kamera über seinen Schützling Jeanine GO geäußert. Der Niederländer sollte tatsächlich Recht behalten. Trotz der alles andere als optimalen Ausgangsposition in der zweiten Startreihe und einem bärenstark besetzten Teilnehmerfeld flitzte die Fünfjährige am Ende als Siegerin über die Ziellinie. Und zwar nach einem Finish, das sich spannender als jeder Krimi gestaltete. Vier Pferde stürmten nur durch wenige Zentimeter (Richterspruch Hals – kurzer Kopf – Hals) voneinander getrennt am Pfosten vorbei und es brauchte einen kurzen Blick auf das Foto, bis der Triumph von Jeanine GO, die von Marcianos Vater Marcel trainiert wird, über die 156,5-Riesenaußenseiterin Donato Princess (Heinz Wewering) sowie Troublemaker (Alexander Kelm) und Brady (Robbin Bot) endgültig feststand.
Dass sich Jeanine GO den
minimalen Vorteil sichern konnte, lag zweifellos an Marciano Haubers
Abgebrühtheit. Der Niederländer agiert trotz seines jugendlichen Alters als
wäre er schon seit Ewigkeiten dabei und hat den Trabrennsport und die
Sensibilität für die vierbeinigen Hochleistungsathleten offenbar mit der
Muttermilch aufgesogen. Obwohl sein Pferd unterwegs nur an achter Stelle außen
lag, verfiel Hauber auf dem letzten Kilometer keineswegs in Panik und vermied
es, seiner Stute eine verfrühte und kräftezehrende Attacke in dritter Spur
zuzumuten, die wahrscheinlich den Sieg gekostet hätte. Sondern er wartete mit
seinem Angriff in eiskalter Manier bis ausgangs der letzten Kurve. Im Einlauf
wuchsen Jeanine GO in der Tagesbestzeit von 14,4/1.900m Flügel – und das
Fernziel steht für das Dreamteam nun bereits fest: „Ein Start im
Bruno-Cassirer-Rennen während des Derby-Meetings – das wäre wunderschön!“,
freut sich Marciano Hauber auf kommende Ereignisse.
Bei der Veranstaltung, die durch ein informatives Gespräch mit dem MTG-Geschäftsführer Jürgen Saalfrank über Planungen hinsichtlich der zukünftigen Gestaltung der Mariendorfer Bahn ergänzt wurde, gab es zudem einige weitere exzellente Leistungen. Vor allem für ein von Michael Hönemann trainiertes Pferd nimmt die Erfolgssträhne einfach kein Ende: Mister Joni H ging erneut auf die Ehrenrunde – und zwar zum siebenten Mal hintereinander. Diesmal saß wieder Kornelius Kluth im Sulky, der sich seine Taktik schon im Vorfeld zurechtgelegt hatte: „Man kann den Hengst sicherlich nicht jedes Mal nach vorne steuern. Da die Hauptgegner aber keine Schnellstarter sind, bot sich diesmal wiederum eine frühe Offensive an.“ Gesagt, getan: Der norddeutsche Profi übernahm mit dem Vierjährigen ausgangs des ersten Bogens schwungvoll das Kommando und das war es dann auch schon. Mister Joni H streckte sich in jeder Phase des Rennens willig und wies in 15,0/1.900m auch den fulminanten Schlussangriff von Konan Greenwood und Robbin Bot souverän ab.
Dafür konnte Robbin Bot aber mit einem anderen Pferd punkten. Key West Newport absolvierte ein gewaltiges Pensum und ließ sich trotz der hohen Anforderung einfach nicht unterkriegen. Auf der Startgeraden mischte der Vierjährige zwar noch nicht entscheidend mit – dafür war sein Vorstoß in der Außenspur vor den Tribünen umso spektakulärer. Der Traber des Stalls Germania zog im Rush an die zweite Stelle außen, erhöhte dort stetig den Druck und ging kurz vor dem Schlussbogen endgültig nach vorne. Nun kam aber Othello PS angeflogen und einen Moment erschien es fast so, als könnte der Schützling von Victor Gentz seinen Widersacher stellen. Doch Key West Newport gab sich keine Blöße und zog in 15,1/1.900m auf den entscheidenden Metern geradezu locker wieder an.
Germinal scheint sich in der Hand seines Trainers Victor Gentz für diese Saison einiges vorgenommen zu haben. Der Wallach feierte bereits den dritten Jahressieg und ist nun auf den ersten Metern sehr viel sicherer geworden als früher. „Nach dem Fehlstart war der Braune zwar ziemlich gehfreudig – deswegen habe ich nicht ad hoc alles riskiert“, schilderte Victor Gentz den Rennverlauf. Aber nach einer halben Runde gab der Profi entschlossen Gas und Germinal eroberte an Fend d’Ukraine (Thomas Heinzig) vorbei die Führung. Der Kontrahent blieb bis zum Zielpfosten der hartnäckigste Verfolger, konnte den eisern durchhaltenden Sieger aber nicht in Verlegenheit bringen. Victor Gentz punktete zudem mit Workaholic Diamant, der auf der Schlusshalben mächtig Tempo machte und bei seinem Trainer viel Wertschätzung genießt: „Der Wallach ist ein sehr starkes Pferd und er wird zukünftig noch viel von sich reden machen!“
Es war ihr erster Sieg – beim 80. Lebensstart platzte bei Brigitte Bardot der Knoten. Und in was für einem Stil! Ihr Trainer Jorma Oikarinen fackelte nicht lange und beorderte die Stute schon nach wenigen Metern an die Spitze. Aus dieser Position heraus war die Siebenjährige eine ganze Klasse besser als ihre Konkurrenten und gewann hochüberlegen. Sicherlich – die Handicap-Ausschreibung war der Braunen auf den Leib geschneidert und sie hatte auch schon stärkere Gegner vor der Brust als an diesem Tag. Aber das schmälerte die Freude in ihrem Stallteam keineswegs, denn Brigitte Bardot hatte bereits in den vergangenen Wochen eine recht konstante Form bewiesen und diesen Erfolg redlich verdient.
Gesamtumsatz: 57.172,10 Euro.
Unser Terminhinweis: Die nächste Mariendorfer Veranstaltung findet am Mittwoch, dem 9. Juni statt. Im sportlichen Mittelpunkt stehen das Warm-up der Dreijährigen um 10.000 Euro Preisgeld sowie vier lukrativ dotierte PMU-Rennen. Beginn ist um 17.00 Uhr. Die Starterangabe, die Sie auch online auf www.rennbahn-berlin.de vornehmen können, ist am Donnerstag, dem 3. Juni. Sie erreichen das Mariendorfer Rennsekretariat unter der Rufnummer 030-7401229 bzw. per Mail an starterangabe@rennbahn-berlin.de