Ritterschlag für Kornelius Kluth
Der norddeutsche Profi triumphiert in der Gold-Serie mit dem Hengst Halva von Haithabu. Michael Nimczyk beherrscht das Rahmenprogramm.
Natürlich richten sich alle Blicke schon jetzt gebannt auf die am 21. November erfolgende Ausspielung des fast 90.000 Euro schweren Mega-Jackpots in der V7+. Doch die Veranstaltung an diesem Sonntag auf der Derby-Bahn war dennoch weitaus mehr als nur die Ruhe vor dem Sturm. Denn die Pferde und Fahrer gingen überaus tatkräftig und entschlossen zur Sache, obwohl es bis kurz vor Rennbeginn aus Eimern geschüttet hatte und auch eine zwischenzeitliche Aufhellung des Wetters leider nur von kurzer Dauer war. Die äußeren Bedingungen waren also wenig einladend und für die Teilnehmer der insgesamt zehn ausgetragenen Prüfungen, von denen die meisten aufgrund der schwierigen Verhältnisse durch Anfahren gestartet wurden, war es ein ziemlich feuchtes Vergnügen.
Das größte Interesse des Publikums galt natürlich dem mit 10.000 Euro Preisgeld dotierten sechsten Lauf der Gold-Serie und obwohl der erstmalig von Kornelius Kluth präsentierte Halva von Haithabu mit seiner Bilanz von weit über 150.000 Euro der absolute Großverdiener im zehnköpfigen Feld war, wurde der von Gerhard Holtermann für die Farben von Gabriele Pohlmann trainierte Hengst bei erstaunlichen und höchst lukrativen 3,6:1 gehandelt. Dies lag sicherlich vor allem an der ungünstigen Startposition 10, die für einen der rasantesten Beginner der Republik allerdings kein allzu großes Handicap darstellte. Denn schon nach wenigen hundert Metern hatte Halva von Haithabu den Nachteil wettgemacht und die Spitze übernommen. Obwohl seine Gegnerschaft aus prominenten Namen bestand, war der weitere Verlauf für den 14,4/1.900m trabenden „Wikinger“ nur noch eine bessere Trainingsarbeit. Bereits im letzten Bogen bestand keinerlei Zweifel mehr an seinem Erfolg, auch wenn River Flow (Thorsten Tietz) im Einlauf noch viel Speed entwickelte und sich das zweite Geld vor Super Queen C (Ronald de Beer) holte, die Halva von Haithabu stets an der Innenkante gefolgt war und ihre aktuelle Topfverfassung nachhaltig bestätigte..
„Es ist quasi wie ein Ritterschlag, solch ein tolles Pferd im Rennen fahren zu dürfen“, strahlte Kornelius Kluth bei der anschließenden Ehrung im Winner-Circle. Der sympathische Profi durfte mit seiner Ausbeute ohnehin rundum zufrieden sein, denn er hatte gleich die Auftaktprüfung der Veranstaltung gewonnen. You can do hatte ihrem Namen alle Ehre gemacht und beim zweiten Lebensstart den ersten Sieg erzielt. Kornelius Kluth hatte die Stute des Stalls Jauß rasch an die zweite Position dirigiert und leitete dann Mitte der Gegenseite endgültig die Offensive ein. Die Tochter des Amérique-Siegers Readly Express gewann mit drückender Überlegenheit und verriet viel Potential, ist nach Einschätzung ihres Fahrers allerdings kein unkompliziertes Pferd. .
Im Rahmenprogramm lief es insbesondere für Michael Nimczyk wie am Schnürchen. Geradezu wildentschlossen ging der amtierende Deutsche Meister mit Cora Sun zur Sache und das große Vertrauen, dass der Champion in die Stute gesetzt hatte, wurde nicht enttäuscht. Obwohl Cora Sun auf der ersten halben Runde mächtig strampeln musste, um die Spitze zu ergattern, zog die Sechsjährige eisern durch und hielt den nachsetzenden 1,4-Topfavoriten Mockridge (Victor Gentz), der einen wesentlich besseren Verlauf angetroffen hatte, völlig souverän in Schach. Ähnlich beeindruckend agierte auch Michael Nimczyks nächster Tagessieger Waldgeist, der zu keinem Zeitpunkt aus der zweiten Geige wegkam und sich trotzdem im Einlauf vom Feld verabschiedete. Unmittelbar danach war Sangria Pellini zur Stelle. Die in Schweden gezüchtete Stute, die sich für ihren Mitbesitzer Jürgen Saalfrank auf Anhieb als echter Volltreffer erwiesen hat, ging im ersten Bogen nach vorne und siegte mit großer Autorität. Sie soll demnächst in ihrer alten Heimat einige Aufgaben bestreiten. Absolut bravourös verkaufte sich ebenfalls Nimczyks vierte Siegerin an diesem Nachmittag: In Style musste zwar außen herum, geriet aber zu keinem Zeitpunkt ins Wanken. Karin Walter-Mommerts Donato Hanover-Tochter flitzte in starken 15,1/1.900m über die regennasse Piste und steht vor einer rosigen Zukunft.
Mit Haut En Couleur hätte Heinz Wewering beinahe schon Ende September zugeschlagen – mit dem Sieg vor Augen war der Fuchs damals als Riesenaußenseiter schwer von den Beinen gekommen. Diesmal konnte es der Wallach besser und bescherte seinen Anhängern 10,4-faches Geld. Wewering, der Miriam Bansemers Traber ganz bewusst in der dritten Spur hielt, musste den überaus schwierigen, aber laufgewaltigen Gesellen zwar regelrecht ins Ziel tragen – dies machte Europas erfolgreichster Sulkyfahrer aller Zeiten aber einfach meisterlich. Gekonnt war ebenfalls der Auftritt von Victor Gentz mit Mephisto PS, der zu Beginn der Schlussrunde nach vorne ging und seine Verfolger im Anschluss in 15,2/1.900m regelrecht verlor. Schon in der Vergangenheit hatten Pferd und Fahrer perfekt miteinander harmoniert und sechsmal zugeschlagen. Nachdem der Wallach lange Zeit im Westen stationiert war, scheint sich das Dream-Team wieder neu zu bilden.
Das erste von insgesamt zwei Amateurfahren der Veranstaltung führte über die lange 2.500-Meter-Distanz und gestaltete sich aufgrund mehrerer Positionswechsel überaus spannend. Als Sieger gingen Emma Stolle und Dan CG hervor. Das Gespann lag fast über den ganzen Weg in zweiter Spur und war dennoch von keinem Gegner aufzuhalten. Obwohl sich Fight of the Night (Sebastian Gläser), der sich ebenfalls eine sehr gute Note verdiente, als überaus hartnäckiger Kontrahent erwies und im Endkampf dicht heranrückte, gewann er gegen den enorm imponierenden Dan CG nicht mehr die Oberhand. Ganz und gar nicht spannend verlief dagegen die zweite Amateurprüfung, denn die erstmals von André Pögel gesteuerte Jet Flevo war turmhoch überlegen. Lediglich vor den Tribünen, als die Stute vehement auf dem Vormarsch war, aber von einem abrupt ausscherenden Konkurrenten etwas unsanft in die dritte Spur gedrängt wurde, gab es für Pögel eine kleine Schrecksekunde, die er aber mit viel Umsicht meisterte
Gesamtumsatz: 116.780,51 Euro. Bahnumsatz: 35.276,80 Euro. Außenumsatz: 81.503,71 Euro.