Satisfaktion für Usain Lobell
In der Hand von Andre Bakker gelingt dem im Derby disqualifizierten Hengst die Rehabilitation und er gewinnt das mit 30.000 Euro dotierte Auktionsrennen der Dreijährigen. Michael Hönemann führt Major Ass in der Gold-Serie zu einem sensationellen neuen Bahnrekord.
Der Herbst präsentierte sich von seiner besten Seite: Bei strahlendem Sonnenschein ruhte das Augenmerk des Publikums vor allem auf dem Auktionsrennen der Dreijährigen. Zum einen, weil es in dieser Prüfung um stolze 30.000 Euro Preisgeld ging und zum anderen, weil einer der nur fünf Teilnehmer – nämlich der Hengst Usain Lobell – quasi unter besonderer Beobachtung stand. Hatte der Braune den exquisiten Ruf, der ihm bis zu seinem Patzer im Derby-Finale vorauseilte, tatsächlich verdient – oder war sein Leistungsvermögen einfach nur überschätzt worden? Das war die entscheidende Frage und der diesmal nicht von Robin, sondern von Andre Bakker präsentierte Usain Lobell gab darauf eine sehr entschlossene Antwort.
Auf den ersten Metern musste der ohnehin nicht mit aller Gewalt in die Schlacht geworfene 1,2-Topfavorit zwar noch Rainmaker (Rudolf Haller) und Sunset boulevard (Michael Nimczyk) vor sich dulden. Doch eingangs der Tribünengeraden marschierte der Sohn der Derby-Siegerin Lobell Countess im Rush auf und übernahm 1.300 Meter vor dem Ziel endgültig die Führung. Damit war die Entscheidung bereits gefallen. Dem von Andre Bakker zu keinem Zeitpunkt ernsthaft aufgeforderten Usain Lobell genügten eher gemütliche 14,5/1.900m, um die Partie mit einer halben Länge Vorsprung gegen die im Einlauf enorm kämpferische und sich toll verkaufende Sunset Boulevard zu gewinnen. Deutliche drei Längen dahinter holte sich Rainmaker vor dem während des gesamten Verlaufs keinerlei Akzente setzenden Midsommer records (Wolfgang Nimczyk) Rang drei. Russel (Andreas Gläser) kam nicht glatt über den Kurs.
Der zweite Top Act der Veranstaltung war der fünfte Lauf der Gold-Serie, dotiert mit 10.000 Euro Preisgeld. Und das Pferd mit der 1 auf dem Schild war am Ende auch die unumschränkte Nummer eins: nämlich Major Ass. Dass der Crack der Familie Siebert am Ende als Sieger vom Platz trabte, kam zwar wenig überraschend, denn der Wallach hat sich in der Obhut seines Trainer Victor Gentz zu einem Star entwickelt und läuft aktuell in der Form seines Lebens. Dass Major Ass aber bei seinem zweiten gemeinsamen Start und zweiten Triumph mit Michael Hönemann – beide bilden somit ein echtes Dream-Team – zu einem sensationellen neuen Bahnrekord rasen würde, damit hatte überhaupt niemand gerechnet!
Zu verdanken hatte das Team von Major Ass die auf der Meilendistanz erzielte Kilometerzeit von 1:10,7 min. vor allem Heinz Wewering und Virginias Prime, die an der Spitze ein geradezu mörderisches Tempo vorlegten. Als zweites Gespann an der Innenkante lief für Michael Hönemann und seinen Schützling alles wie am Schnürchen und als Major Ass Ende des Schlussbogens problemlos auf freie Bahn fand, ging er wie ein Pferd anderer Klasse mit vier Längen Vorsprung auf und davon. Dem tapferen Virginias Prime wurden dagegen die Beine doch recht müde und er ergatterte trotz Verbesserung auf 1:11,7 min. hinter den vorbeisprintenden Flash de Joux (Thorsten Tietz), Mister Ed Heldia (Rudolf Haller) und Willow Bay Evert (Jorma Oikarinen) nur das fünfte Geld.
Auch die sechs Prüfungen des Rahmenprogramms waren interessant besetzt. Hier sind die Sieger in chronologischer Reihenfolge: Als sehr veranlagt erwies sich die von Michael Nimczyk gesteuerte Debütantin La Vie en rose. Die Tochter der Indra Comtesse (45.788 Euro Gewinnsumme) fand als viertes Pferd außen einen optimalen Rennverlauf vor und wurde Ende der Gegenseite in die dritte Spur beordert, um die Zeichen konsequent auf Erfolg zu stellen. Michael Nimczyk: „Die Stute ist sehr großgewachsen und benötigt noch etwas Zeit. Wir werden daher sehr behutsam mit ihr umgehen.“
Mit Blizzard PS geht es derzeit steil bergauf. Bereits vor zwei Wochen imponierte der von Victor Gentz trainierte und gefahrene Wallach mächtig und nun schloss sich im Herbst-Pokal des VDT eine ebenso eindrucksvolle Vorstellung an. Der 1,3-Topfavorit übernahm ausgangs des ersten Bogens das Kommando und wehrte auch den feinen Schlussangriff der in seinem Windschatten gefolgten Marjan (Josef Franzl) in 14,2/1.900m überaus souverän ab. Victor Gentz: „Es ist wirklich sehr schade, dass Blizzard PS über keine Nennung für die Breeders Crown verfügt.“
Für einen riesigen Paukenschlag sorgte Thomas Heinzig mit dem 35,4-Außenseiter Bel Massive. Obwohl Margitta Föllmers Hengst bereits Anfang September – ebenfalls zu einer übertrieben hohen Quote – einen feinen Sieg erzielt hatte, traute ihm das Publikum einen erneuten Volltreffer gegen starke Gegner nicht zu. Doch diese Einschätzung war falsch, denn der Hengst agierte vollauf überzeugend. Obwohl der Dreijährige das gesamte Rennen in der Außenspur bestreiten musste, zog er voll durch und gewann mit großem Kampgeist gegen die viel Speed zeigende Jamai Raja BR (Robert Pletschacher).
Ein weiterer Dreijähriger glänzte so sehr, dass kein Zweifel daran besteht, dass er ein Pferd mit Zukunft ist. Lindstedt Boko lieferte mit Michael Nimczyk eine blitzsaubere Vorstellung ab. Der Wallach feierte beim sechsten Lebensstart bereits den vierten Sieg und vor allem die Manier war klasse. Obwohl er bei seinem Schlussangriff in die dritte Spur musste, ging der Braune immer weiter und gewann überaus leicht. Das brachte Michael Nimczyk offenbar richtig auf den Geschmack, denn der Deutsche Meister siegte keine halbe Stunde später auch mit Ijsvink, der sofort nach vorne ging und dann die Spitze freiwillig abgab, um den Spieß im Einlauf in 14,3/1.900m locker wieder umzudrehen.
Sie ist offenbar aus demselben Holz geschnitzt wie ihr Bruder Paris Turf. Obwohl Parasolka auf nicht weniger als zehn Konkurrenten traf, notierte sie am Toto bei 1,2-fachem Geld. Und die Wetter lagen mit dieser Einschätzung goldrichtig, denn die in den Besitz von Wolfgang May gewechselte Stute fertigte ihre Gegnerschaft in 14,8/1.900m mit Sarah Kube im Sulky hochüberlegen Start-Ziel ab. Die mehrmalige Amateur-Championesse freute sich im Anschluss: „Wir kannten Parasolka vom Training her ja erst relativ kurze Zeit und konnten daher noch nicht alles so genau einschätzen. Aber die Stute hätte es gar nicht besser machen können. Sie sprintete völlig problemlos an die Spitze und pullte überhaupt nicht. Es war alles ganz leicht.“
Gesamtumsatz: 105.307,79 Euro – Bahnumsatz: 33.659,05 Euro – Außenumsatz: 71.648,74 Euro.
Unser
Terminhinweis: Die Breeders Crown steht vor der Tür! Am 23. und 24. Oktober
findet auf der Mariendorfer Bahn das wichtigste Ereignis des bundesdeutschen
Trabrennsports neben dem Derby statt. Beginn
ist jeweils um 13.00 Uhr. Die Starterangabe, die Sie auch online auf www.rennbahn-berlin.de vornehmen
können, ist am Montag, dem 18. Oktober. Sie
erreichen das Mariendorfer Rennsekretariat unter der Rufnummer 030-7401229 bzw.
per Mail an starterangabe@rennbahn-berlin.de.