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Stuten-Derby: Parademarsch von Lumumba

Michel Rothengatter feiert seinen wichtigsten Sieg und erwärmt die Herzen des Publikums – Michael Nimczyk mit Sunset boulevard auf dem Ehrenplatz vor Heinz Wewering und Xylene Diamant – Der Goldholm sticht mit Lindstedt Boko, Ito und Lancaster Newport – Gustafson im Monté-Derby überlegen – Virginias Prime im Gottlieb-Jauß-Memorial – Eaton der beste „Newcomer“    

(MW)  Es klang im Vorab-Interview, als wolle Michel Rothengatter allen Mäklern den Wind aus den Segeln neben, er bzw. seine Lumumba würde im Fall des Triumphs in der 33. Auflage des nunmehr in der Erinnerung an Marion Jauß gelaufenen Stuten-Derbys ein Sieger von ALL IN LOVEs Verletzungs-Gnaden werden. Für die haushohe Vorausfavoritin hatte Dion Tesselaar bereits am Donnerstag wegen einer Hufprellung absagen müssen. „Natürlich ist es für mich, für alle, ein Vorteil, dass die Readly-Express-Tochter dem Start fernbleiben muss. Andererseits bin ich mit Dion befreundet, und ein solches Szenario wünscht man ohnehin weder Trainer noch Besitzer noch Züchter. Auf dieses Ziel arbeitet schließlich jedes Stallteam monatelang hin. Peter Strooper hat mir geraten, mich nicht um andere zu scheren, wenn ich von meiner Stute überzeugt bin. Ich werde so oder so ‚mein‘ Rennen fahren - und wenn am Ende tatsächlich eine andere Stute besser sein sollte, dann ist es halt so.“

Nach einem Sturmlauf sondergleichen, der jenem im Vorlauf ähnelte, ist es ohnehin fraglich, ob selbst eine ALL IN LOVE diese Lumumba hätte bezwingen können, die bereits im Vorlauf die mit Abstand schnellste Zeit aller Anwärterinnen aufs Tapet gepfeffert hatte. 1:13,1 standen für die Stute nach dem mit 43.185 Euro belohnten Hattrick zu Buche, womit sie den Rennrekord Gilda Newports (mit Dion Tesselaar!) aus dem Jahr 2016 lediglich um zwei Zehntelsekunden verpasste. „Was für ein Potential sie hat, habe ich schon früh gemerkt“, berichtete der einstige Lehrling des eingangs zitierten Peter Strooper, der sein Lot wie jener Mann, der dem „großen“ Derby mit Abano As, Lotis Photo und Lobell Countess drei sehr markante Stempel aufgedrückt hat, im 2.500-Seelen-Nest Callantsoog an der nordholländischen Nordseeküste präpariert. „Lumumbas Probleme haben wir zum Glück rechtzeitig in den Griff bekommen. Es gibt bei ihr im Grunde nur eine kitzlige Situation, und das ist der Start. Erwischst du sie auf dem richtigen Fuß, ist alles okay.“

Genau dies gelang dem 33jährigen, der in den letzten Jahren mehr und mehr aus dem großen Schatten seines Lehrmeisters getreten ist und auch schon in Schweden und Frankreich, wo Europas Traber-Trauben bekanntlich am höchsten hängen, wohlfeile Visitenkarten abgegeben hat. Wie vor 14 Tagen düste die 14:10-Favoritin los wie von der Tarantel gestochen und führte bald mit 20 Metern Vorsprung vor Luna Scott, die das Rudel der Verfolger gemeinsam mit der über weite Teile außen gehenden Alwine vergeblich näher heranzuführen suchte. Hinter diesem Duo lauerten Sunset boulevard, für die sich Michael Nimczyk nur Außenseiter-Chancen errechnet hatte, und Xylene Diamant, deren Leinen Heinz Wewering für den erkrankten Rick Ebbinge in die Hände genommen hatte. Diese Beiden waren es, die den Rückstand zu der erst auf den finalen 200 Metern etwas druckloser nach außen driftenden Lumumba verkürzen, ihr aber nicht mehr ans Leder konnten, die völlig ungefährdet um 2½ Längen voraus blieb. Der aktuelle wie der „ewige“ Goldhelm holten aus ihren Partnerinnen das Optimum heraus. Die restlichen vier Prämien gingen genau so übersichtlich an Isla, Luna Scott, die erst ihren zweiten Start absolvierende Latina di Baia S sowie Alwine. Für sie und all jene, die bis zum Schluss im Derby eingeschrieben waren, sowie ALL IN LOVE gilt, dass sie sich im nächsten Jahr erneut im (Stuten-)Derby, das ab 2022 für Vierjährige gelaufen wird, versuchen dürfen.

Ob auch Lumumba noch dabei sein wird? Bei der sehr bewegenden und vom Publikum mit großer Rührung aufgenommenen Siegerehrung wollte Rothengatter, ein Hüne mit weichem Herzen, unter Freudentränen nicht darüber nachdenken. Sondern er bedankte sich lieber bei Peter Strooper, „der daheim vorm Fernseher sitzt und mir die Daumen gedrückt hat“, und den Besitzer und Züchtern, die ihm auf dem zuweilen etwas schwierigen Weg die Treue gehalten hatten. Für Familie Schavemaker fasste Riko, der als „Chef vons Janze“ zwei Riesen-Pokale für Besitzer und Züchter zu stemmen hatte, die Gefühlslage so zusammen: „Das ist der schönste Tag in unserem Traber-Leben. Mein Vater hat vor rund 35 Jahren mit den Trabern begonnen. Wir waren bereits zweimal Zweiter im holländischen Derby, aber dieser Sieg toppt alles. Wir züchten nur zwei, drei Pferde pro Jahr und haben uns nicht gescheut, die von Love You abstammende Mutter Demi‘s Mail noch mal mit französischem Blut zu kreuzen mit dem noch jungen Deckhengst Charly du Noyer.“ Der ungewöhnliche Name der Stute entsprang einem Bar-Besuch, „bei dem ich zum ersten Mal einen Lumumba getrunken habe und sehr angetan war.“ Da wird wohl zur Feier des Tages nicht nur einer dieser heißen Kakao-Rum-Cocktails gehoben werden.

Gustafson unter dem Sattel eine Macht

Zum 100. Geburtstag hatte sich Mariendorf 2013 das Monté-Derby spendiert, das mit einer Dotation von 20.000 Euro nicht nur das wertvollste Trabreiten Deutschlands, sondern inzwischen unverzichtbarer Bestandteil des Derby-Meetings ist. Seinem brillanten Ruf, der ihm nach einem 1:11,0-Monté-Erfolg im schwedischen Åby vorausgeeilt war, wurde der 2019er Bild-Pokal-Sieger Gustafson auf jedem der 1.900 Meter vollauf gerecht. Die belgische Monté-Championesse Hanna Huygens flog mit dem Holländer sofort vor dem bei seinen vier Sattel-Versuchen in Schweden bislang unbezwungenen Hector Boko in Front und zog ihm nach zwei eher verhaltenen Abschnitten mit rasanten letzten 500 Metern bombensicher den Kampfzahn.

Berliner Sieg im Gottlieb-Jauß-Memorial

Das quantitativ dünn, qualitativ umso exzellenter besetzte, an den am 12. Juli 1999 tödlich verunglückten 16fachen Berliner Champion erinnernde Gottlieb-Jauß-Memorial wurde zur Freude der Berliner Fans von einer durch und durch Berliner Pflanze gewonnen. Schon die Mutter Virginia Corner lief für Jürgen und Christina Hempel, die Virginias Prime 2015 gezüchtet haben und der in Kornelius Kluth einen Klassemann an den Fahrleinen hatte, der die Vorgaben der Besitzerin punktgenau umsetzte. „Ich sollte nicht auf Gedeih und Verderb um die Spitze mitbieten“, die dann auch an den wie ein Torpedo losschießenden Velten Red Red Red ging, der sie bald an Jacy di Quattro abtrat. „Aber ihn frei laufen lassen und wenn nötig Druck machen sollte ich schon“, gab Kluth anschließend preis, und das tat er dann gründlich. 1.000 Meter vorm Ziel gab Jacy di Quattro dem unerhörten Pressing nach, ließ den Prodigious-Sohn vorbei - und der fand richtig Spaß an dieser Taktik. Frisch von der Leber weg klinkte er sich unter neuer persönlicher Rekordzeit von 1:12,5 neben der Ehre 3.500 Euro Prämie ein - da kam auch Velten Red Red Red nicht gegen an. „Jeder Sieg ist schön, doch dieser sticht heraus. Wir in Neritz haben über die im Vorjahr verstorbene Marion Jauß, der dieses Memorial stets eine Herzensangelegenheit war, ein ganz besonderes Verhältnis zu dieser Prüfung“, war Kluths Schlusswort.

„Rache ist ein Gericht, das kalt am besten schmeckt“. Diese Devise galt im mit 20.000 Euro überschriebenen Finale der Newcomer-Serie, das dem freitäglichen Shootingstar-Cup ernsthafte Konkurrenz macht, für Gerd Biendl und Eaton nach dem etwas unglücklich verlorenen Halbfinale vor 14 Tagen. Diesmal klebte der oftmalige bayerische Champion mit dem hitzigen Prodigious-Sohn am Flügel des Startautos, vermochte in der höllisch schnellen Anfangsphase eine Galoppade mit aller Finesse gerade so zu vermeiden, knöpfte Lancaster ausgangs der ersten Biege das Kommando ab und ließ die Truppen mit Halbfinal-Sieger Al Capone an der Spitze aufmarschieren. Sollten sie 300 Meter vorm Ziel Morgenluft gewittert haben, so wurde ihnen die durch Eatons donnernden Schlussakkord gründlich vergällt. Siebenter Sieg aus 15 Versuchen, die Gewinne mit einem Schlag auf 22.310 Euro fast verdoppelt - „Eaton ist ein bisschen schwierig im Rennen zu handhaben, wenn’s nicht nach seinen Vorstellungen läuft, doch ein Pferd mit Zukunft, wenn er richtig ausgewachsen ist“, gab sein Fahrer zum besten. Dann vielleicht nicht mehr mit ihm, denn am Jahresende will er den Trainerberuf an den Nagel hängen.

Ein zweiter Coup wie im Pokal der Publikumslieblinge am 22. August gelang dem eisenharten Massai in der „Neuauflage“ nicht, obwohl Tom Kooymans Wallach diesmal sogar den deutlich besseren Matchplan vorneweg hatte. Spielverderber war der mit einem famosen Frankreich-Sieg angereiste Jason Dragon, mit dem Robin Bakker trotz des enormen Tempos die Todesspur nicht scheute und sich neben den Muscle-Hill-Sohn legte. Auf der Zielgeraden spuckte der Drache trotz des harten Verlaufs eindeutig am heißesten und zog seinen steten Schatten Free Bird zum Ehrenplatz vor Massai, der erneut eine ausgesprochen gute Figur abgab.

Los ging der Nachmittag mit einem überlegenen Erfolg des nach einem der Grandseigneurs des schwedischen Trabrennsports benannten Lindstedt Boko, der seine Generalprobe für den in einer Woche anstehenden Vorlauf zum niederländischen Traber-Derby überlegen gewann. Da musste Michael Nimczyk nur aufpassen, dass er beim 10:10-Erfolg nicht die Leinen verlor. Weil’s so einfach war, ließ sich der 35jährige nicht lumpen und im Pokal der Flieger auch durch Startreihe zwei nicht aufhalten. Nach 500 Metern übernahm er mit Ito die Führung von Bugatti SS und ließ nichts das kleinste Fitzelchen anbrennen. Drei waren aller guten Dinge dann nicht für den Goldhelm, denn der gleichfalls als deutlicher 14:10-Favorit angetretene Dunclug versagte ihm bereits im ersten Bogen den Trab-Dienst. Das beste Ende fochten zwei Berliner unter sich aus: Mit den letzten Schritten fing der vor Ort trainierte Bel Massive mit Thomas Heinzig Rolf Hafvenströms Vikens Hedge ab. Auf den dritten Treffer musste der Goldhelm bis zum 11. Rennen warten, und der kam mit aller Finesse und Schonung des 13:10-Favoriten Lancaster Newport gegen einen Pogba zustande, der seinerseits nur haarscharf am ersten „Tor“ vorbeischrammte.

Im den Amateuren vorbehaltenen 1. Lauf eines neuerlichen Kombi-Pokals wiederholten Cathrin Nimczyk und Handsome Guy ihren Erfolg vom 22. August, als sie den stets führenden Chimichurri knapp abfingen. In Lauf 2 für die Profis nahm des Guys Trainer Johnny Westenbrink die Leinen in die Hand - und konnte nicht gewinnen. Mit Roman Matzky hielt der sich wiederum von vorn versuchende Chimichurri eisern durch und den aus dem dritten Paar außen angreifenden Handsome Guy um einen „Hals“ knapp in Schach, womit auch der vierte Kombi-Pokal zwei unterschiedliche Sieger fand.

Die mit bombastischen Formen aus dem ukrainischen Kiew kommende Parasolka fing im Pokal für Stuten, die keine 5.000 Euro gewonnen hatten, trotz enorm weiter Wege - im Schlussbogen verschlug es die Tochter des Italo-Amerikaners Civil Action bis in die fünfte Spur - mit Taras Salivonchyk die 1.300 Meter vor Schluss in Front gezogene Filippa B.J. sogar noch sicher um eine Länge ab. Auf seinen obligatorischen Sieg musste Jochen Holzschuh, für den dieses Meeting bislang „1a“ läuft, bis zum letzten Rennen warten. Dann endlich schlug die Stunde von Grietje, die im Vergleich der Franzosen-Traber munter vorneweg marschierte und bis ins Ziel unantastbar blieb.

Deutlich überboten wurde das vorjährige Umsatzergebnis vor allem dank des am Freitag entstandenen V7+-Jackpots, der sofort in die heutige Königswette floss. Lag der 2020er Schnitt aus 14 Prüfungen bei 29.042 Euro, so waren es diesmal 32.018 Euro bei 13 Prüfungen. 

Umsatz bei 13 Rennen: 416.232,26 Euro (incl. 230.935,45 Euro Außenumsatz), davon 62.087.- Euro in der V7+-Wette