Unentschieden zwischen Nimczyk und Tietz
Die Spitzenreiter der deutschen Fahrerwertung erzielen jeweils drei Treffer. Die beiden weiteren Prüfungen gehen an Kornelius Kluth und Victor Gentz.
Der erste Start um 9.15 Uhr – das hatte es in der über hundertjährigen Geschichte der Derby-Bahn zuvor nur höchst selten gegeben. Auf Wunsch der französischen Partner, die die Berliner Veranstaltung via PMU live übertrugen, wurde der morgendliche Beginn Realität und am ausgeschlafensten agierte um diese frühe Tageszeit die von Thorsten Tietz präsentierte Grenadine. Die Tochter der elfmaligen Siegerin Graceland war zur Quote von 4,6:1 etwas unterschätzt. Sie trumpfte Start bis Ziel auf, profitierte allerdings auch von den Galoppaden der Favoriten Taledo (Kornelius Kluth) und Forza Lazer (Michael Nimczyk), wobei der Letztgenannte in der Außenspur zum Zeitpunkt seines Fehlers nicht mehr zwingend wirkte.
Mit großer Spannung war eine halbe Stunde später der Auftritt von Deutschlands bester älteren Stute Goldy Stardust erwartet worden und die wie stets von Michael Nimczyk gesteuerte 1,0-Topfavoritin enttäuschte ihre Fans nicht. Die Prüfung entwickelte sich aber leider zu einem ziemlichen Langweiler, denn der wohl einzige ernstzunehmende Gegner der Vierbeinerheldin, nämlich Paris Turf (Thorsten Tietz), war von der in zweiter Spur trabendenden Goldy Stardust und ihren beiden Trainingsgefährten Honesty Newport (Robbin Bot) und Freebird (Kornelius Kluth) hoffnungslos umzingelt. Er fand zu keinem Zeitpunkt freie Entfaltung. So reichten Goldy Stardust ein trockener Schlussspurt sowie die für diese Gewinnsummenklasse absolut traurige Kilometerzeit von 19,1/1.900m, um sich im Einlauf überlegen mit drei Längen vom Feld abzusetzen.
Wesentlich zügiger, nämlich in 1:16,2 min. ging es stattdessen kurze Zeit später auf der 1.900-Meter-Distanz zu. Und vielleicht hatte Thorsten Tietz nach dem Scheitern mit Paris Turf auch noch ein wenig die Wut im Bauch, denn mit Salvedonatella gab der Profi die sofort erkämpfte Spitze nicht mehr freiwillig ab. Die ebenso wie der ab der Gegenseite emsig gegenhaltende Over the Cloud (Dennis Spangenberg) bei 2,0:1 gehandelte Stute hielt ihren Kontrahenten souverän im Griff, erlaubte sich jedoch auf der Zielgeraden eine kurze Galoppade. Da Salvedonatella aber bereits nach drei Fehlschritten wieder auspariert war, erfolgte keine Disqualifikation.
Das erste kleinere Toto-Beben erfolgte im anschließenden vierten Rennen – denn obwohl sie eigentlich nur gute Leistungen kennt, rangierte die von Kornelius Kluth gesteuerte Fitforfun bei 14-fachem Geld. Der Grund dafür war nicht etwa eine Formkrise der Stute aus dem Stall Jauß, sondern die durchweg exquisite Gegnerschaft, die sie sich diesmal eingeladen hatte. Doch Fitforfun hielt die hocheingeschätzte Konkurrenz erstaunlich leicht im Griff. Die Sechsjährige eroberte sofort das Kommando und parierte auch den Schlussangriff von Virginias Prime (Dennis Spangenberg), der ihr stets an der Innenkante gefolgt war, mit bravourösem Einsatz und zwei Längen Vorsprung geradezu vorbildlich. Ihre Leistung in der Tagesbestzeit von 15,7/1.900m machte Geschmack auf mehr.
Danach schlug wieder die Stunde für Michael Nimczyk, der im Rahmen der Veranstaltung als Titelträger der Saison 2020 ebenso wie der in der Vorjahreswertung drittplatzierte Robbin Bot einen edelmetallenen Helm aus den Händen der HVT-Vorsitzenden Maren Hoever erhielt. Und zwar mit Venture Capital, der neben Goldy Stardust der zweite 1,0-Hotshot des Renntages war und diese Wertschätzung mit einem drückend überlegenen Acht-Längen-Triumph rechtfertigte. Am Start ließ sich Michael Nimczyk mit dem Fuchs zwar noch etwas Zeit, aber dann zog der Vierjährige kontinuierlich an seinen Mitbewerbern vorbei und war, als er die Nüstern ausgangs der letzten Kurve endgültig in Front steckte, schon wenige Sekunden später einsam voraus.
Während dieser Sieg allseits erwartet war, darf man den sich daran anschließenden Volltreffer des zehnmaligen Abonnements-Champion mit Ole Olsen als mittlere Sensation betrachten. Denn 17,5-faches Geld für einen Tipp auf Michael Nimczyk – wann bekommt solch eine Siegquote schon einmal? Der zuvor nur mäßig erfolgreiche Ole Olsen war in der Hand des Goldhelms einfach nicht mehr wiederzuerkennen. Der auf dem ersten Kilometer eher unauffällige Außenseiter fegte auf der Gegenseite wie ein Blitz heran und ließ den tapferen Piloten Paladino (Thorsten Tietz) geradezu grußlos stehen. Auf der Ziellinie waren es deutliche drei Längen, die den Sieger von seinem Gegner trennten.
Unmittelbar danach stand Michael Nimczyk erneut im Brennpunkt, denn sein nach drei Starts noch nicht bezwungener Schützling King of the Hill schien vor einem weiteren Volltreffer zu stehen. Doch trotz einer sehr guten Leistung wurde es daraus nichts und der Wallach, der nach einer halben Runde die Führung übernommen hatte, musste das erste Mal einen Kontrahenten vor sich erdulden. Auf den entscheidenden Metern stiefelte nämlich der von Victor Gentz gesteuerte Vivaldi Diamant, der als viertes Pferd außen einen optimalen Verlauf vorgefunden hatte, furios heran und fing den tapfer gegenhaltenden 1,3-Favoriten nach einem packenden Finish tatsächlich noch mit einer Halslänge ab.
Völlig gegensätzlich entwickelte sich das abschließende achte Rennen, denn hier waren die Fronten vom ersten bis zum letzten Meter eindeutig geklärt. An Klaus Hazelaar, der sofort das Kommando übernommen hatte und vor einer versprechenden Zukunft zu stehen scheint, führte kein Weg vorbei. Der Hengst ließ den ebenfalls sehr talentierten Angreifer WalkofFame Diamant (Robbin Bot) eiskalt abblitzen und gewann mit dreieinhalb Längen Vorsprung. Für seinen Fahrer Thorsten Tietz war es der dritte Sieg an diesem Nachmittag. Er zog in der Tagesausbeute also mit Michael Nimczyk gleich und es bleibt der bundesweiten Rangliste derzeit überaus spannend.
Gesamtumsatz (deutscher Toto): 51.907,10 Euro.
Unser Terminhinweis: Die nächste Mariendorfer Veranstaltung findet am Sonntag, dem 28. Februar statt. Beginn ist um 13.30 Uhr. Die Starterangabe, die Sie auch online auf www.rennbahn-berlin.de vornehmen können, ist am Montag, dem 22. Februar. Sie erreichen das Mariendorfer Rennsekretariat unter der Rufnummer 030-7401229 bzw. per Mail an starterangabe@rennbahn-berlin.de.