Days of Thunder holt die erste Krone
Er gilt als erster großer Schritt hin zu einem möglichen Derby-Sieg. Das mit 20.000 Euro Preisgeld dotierte Adbell-Toddington-Rennen bildete den uneingeschränkten Mittelpunkt der Mariendorfer Sonntagveranstaltung, die aufgrund der derzeit im Osten Deutschlands herrschenden, nahezu tropischen Hitze bereits um 9 Uhr morgens begann. Einer blieb trotz der hohen Temperaturen völlig cool: Nämlich der bei 3,2:1 gehandelte Sieger Days of Thunder, der den Klassiker in 13,9/1.900m Start bis Ziel gewann und seinen zehn Gegnern zu keinem Zeitpunkt auch nur den Hauch einer Chance ließ. Sein Fahrer Thorsten Tietz, dem nach 2015 mit Cash Hanover nun der zweite Volltreffer in der bedeutenden Prüfung gelang, geriet ins Schwärmen und lobte den von Robert Gramüller und Josef Sparber für die Farben von Florian Marcussen und Johann Holzapfel trainierten Dreijährigen über den Klee: „Days of Thunder hat das spielerisch gemacht und ich musste mit ihm bisher noch nie an seine Grenzen gehen. Unterwegs war er teilweise recht phlegmatisch, packte dann aber auf der sehr schnellen Schlusshalben mühelos an.“ In der Tat: Weder der ihm stets an der Innenkante gefolgte Teatox (Rudolf Haller) noch der dahinterliegende und erst spät freie Bahn findende Jimmy Ferro BR (Michael Nimczyk) konnten etwas Entscheidendes ausrichten, wurden für ihre guten Leistungen aber mit den Plätzen zwei und drei belohnt.
10.000 Euro standen über dem Adbell-Stutenlauf und die Prüfung entwickelte sich in der Tagesbestzeit von 13,0/1.900m nach einem ähnlichen Muster, denn ALL IN LOVE setzte sich mit ihrem Trainer Dion Tesselaar zur Quote von 4,0:1 ebenfalls Start bis Ziel gegen ihre sieben Konkurrenten durch. Auf den letzten 250 Metern wurde es jedoch mächtig spannend, denn Gigi Barosso (Robin Bakker), die trotz der Ideallage an vierter Stelle außen erst kurz vor dem Einbiegen auf die Zielgerade zum Angriff schritt, flog in unwiderstehlicher Manier heran. Für einen Triumph über ALL IN LOVE, die zweijährig die Breeders Crown in Mariendorf gewonnen hatte, reichte es zwar nicht mehr. Aber Roman Thomaskamps Stute verdiente sich ebenso wie die Siegerin des Rennstalls Carpe Diem die Bestnote und man darf auf die weiteren Gefechte dieser beiden extraordinären Ladies bei den kommenden Großereignissen gespannt sein. Sehr deutlich hinter den durch eine Länge voneinander getrennten Kontrahentinnen verdiente sich Isla (Heinz Wewering) das dritte Geld.
In der Gold-Serie ging es ebenfalls um 10.000 Euro Preisgeld und der Sieger hieß, wie vom Publikum zur Quote von 1,6:1 fest erwartet, Orlando Jet. Die Freude war bei seinem Trainer und Fahrer Rudolf Haller naturgemäß groß, doch der Bayer sah es realistisch. „Angesichts der wochenlangen Ruhepause war die Aufgabe für Orlando mit 40 Metern Zulage wahrlich kein Spaziergang und ich hätte mich nicht beschwert, wenn wir nur Zweiter oder Dritter geworden wären.“ Danach sah es im Schlussbogen auch tatsächlich aus – denn während der Pilot John King Boko (Robin Bakker) und der dichtauf liegende Mr Bathuan Byd (Robbin Bot) sieggefährlich erschienen, war der Weg zu einem möglichen Erfolg für Rudi Hallers an sechster Stelle postierten Vierbeiner-Star in dieser Phase des Rennens noch sehr weit. Doch im Einlauf überschlugen sich die Ereignisse. John King Boko und Mr Bathuan Byd verfielen nahezu zeitgleich in Galopp und ganz außen drehte nun Orlando Jet richtig auf. Seinem Namen getreu brauste der Hengst wie ein Düsenjet heran und fing Major Ass (Victor Gentz), der unmittelbar vor der Linie die Nüstern in Front gesteckt hatte, in 13,2/2.540m mit einer Halslänge ab.
Er galt als einer der
Topfavoriten der Veranstaltung und wurde diesem Ruf vollauf gerecht: Winnetou Diamant holte sich mit Robin
Bakker den Triumph in der mit 6.000 Euro dotierten Silber-Serie. Die Leistung
des vierjährigen Wallachs war spektakulär, denn der bei 1,4:1 gehandelte Traber
musste unterwegs eine ganze Menge tun, um sich in 14,4/1.900m durchzusetzen.
Auf der Gegenseite tankte sich der Dunkelbraune vom Feldende aus in dritter
Spur an die Spitzengruppe heran, blieb aber dennoch auch im gesamten
Schlussbogen weit außen hängen. Dass der Vierjährige trotzdem die Kraft hatte,
um sich auf der Zielgeraden von den Gegnern abzusetzen, imponierte vor allem
seinem extra nach Berlin gereisten Mitbesitzer Johann Holzapfel sehr: „Ich bin
total begeistert von dieser tollen Leistung und gratuliere Robin Bakker und dem
gesamten Stallteam herzlich zu diesem Erfolg!“
Einen bärenstarken Dreijährigen präsentierte Rudolf Haller im Rahmenprogramm mit Stall Wieserhofs Rainmaker. Der kleine Bruder des Breeders-Crown-Siegers Officer Stephen schoss sofort nach vorne, ließ vor den Tribünen den von Erwin Bot gesteuerten 1,7-Favoriten Capitano vorbei und drehte den Spieß im Einlauf in 15,0/1.900m um. Gute 20 Minuten später hatte Erwin Bot dann das bessere Ende für sich, denn sein 34,4-Riesenaußenseiter Heine Attack entwickelte auf der Zielgeraden immensen Speed und fing den Piloten Just Massive (Michel Rothengatter) unter Rekordverbesserung auf 13,7/1.900m mit dem allerletzten Schritt ab. Geradezu dramatisch verlief das Finish zwischen dem ins italienische Zuchtbuch eingetragenen Cabaret Bi (Michael Nimczyk) und seinem Widersacher Lozano (Robin Bakker). Cabaret Bi setzte sich für die Farben von Karin Walter-Mommert in einem die gesamte Schlusshalbe währenden Fight in 13,7/1.900m hauchdünn durch.
Als überaus zäh erwies sich der von Cees Kamminga präsentierte Ken Bull. Der Hengst aus dem Besitz von Gerrit Föllmer war zu Beginn der Schlussrunde nach vorne gegangen und obwohl Bolero Sun (Michael Nimczyk) beim finalen Angriff für einen Moment brandgefährlich wirkte, prallte die Attacke nur wenige Sekunden später überdeutlich an dem 13,7/1.900m trabenden und sehr souveränen Ken Bull ab. Auch der wie stets von Victor Gentz gesteuerte Mockridge bewies Stamina. Der TraberParti-Hengst übernahm trotz kurzer Wechselschritte beim für ihn ungewohnten Bänderstart sofort die Führung und trumpfte in 15,5/2.020m hochüberlegen auf. Expandable Hope und Dennis Spangenberg siegten ebenfalls sehr deutlich und profitierten an dritter Stelle innen von einem geradezu mörderischen Kampf zweier Gegner um die Spitze. Die Veranstaltung endete mit einem phantastischen Start-Ziel-Sieg von Di Ospeo und Jochen Holzschuh. Keine Frage: Hugo Böker, der Besitzer des Hengstes, hat einen echten Crack im Stall.
Gesamtumsatz: 143.434,84 Euro – Bahnumsatz: 33.523,55 Euro – Außenumsatz: 109.911,29 Euro.