Absolut keine Eintagsfliege
Krass unterschätzt: Nach ihrem imponierenden Karlshorster Erfolg führt Rolf Hafvenström die Stute Quick Lady nun zum Sieg in der Silber-Serie. Der Newcomer-Lauf geht an Michael Nimczyk und Jonny Hill. Thorsten Tietz gelingen drei Treffer
Zu Wochenbeginn hatte Quick Lady in der Wuhlheide zur 29-fachen Quote für ein Toto-Beben gesorgt. Nun schlug die von Rolf Hafvenström trainierte und gefahrene Stute in den Farben ihres Wiener Besitzers Johann Lenz erneut zu. Und zwar im zweiten Lauf der Mariendorfer Silber-Serie um 6.000 Euro Preisgeld. Doch wer im Vorfeld vermutet hatte, dass der Karlshorster Sieg ein eindeutiger Hinweis war und die Sechsjährige am Toto weitaus niedriger notiert sein würde, lag falsch – denn diesmal wurde Quick Lady sogar für 36,3:1 gehandelt. „Die Braune ist vielleicht kein absoluter Star – aber sie gibt immer ihr Bestes und wenn der Rennverlauf passt, ist sie stets gefährlich“, analysierte Rolf Hafvenström im Anschluss die bravouröse Leistung seines Schützlings. Der Verlauf war in der Tat optimal für die Außenseiterin. Denn nachdem sie nach flottem Beginn an dritter Stelle innen positioniert war, konnte Rolf Hafvenström ihr jeden unnötigen Meter ersparen und gab Quick Lady erst aus dem Schlussbogen heraus den Kopf frei. Die Stute setzte ihren Speed einmal mehr furios ein und kämpfte sich in 14,1/1.900m an ihren Konkurrenten vorbei. Ganz vorne hätte allerdings auch die von Michael Nimczyk pilotierte Prigana (Michael Nimczyk) landen können – doch die 2,6:1-Mitfavoritin erlaubte sich zu Beginn des Schlussbogens eine Galoppade und so blieb ihr nur der zweite Platz.
Dafür hielt sich der Deutsche Meister in dem ebenfalls mit 6.000 Euro dotierten Lauf der Newcomer-Serie schadlos. Und zwar mit dem für die Farben von Ute Brocker und Karin-Walter Mommert angetretenen Jonny Hill. „Wir hatten ja schon im Vorjahr eine Riesenmeinung von dem Braunen. Die hat er dann zwar noch nicht hundertprozentig rechtfertigen können – aber das wird er in dieser Saison nachholen, denn der Hengst ist ein ganz tolles Pferd und hat sich über den Winter prächtig entwickelt“, freute sich Michael Nimczyk nach dem in 15,6/1.900m erzielten Erfolg. Der Sieg fiel eindeutig aus. Jonny Hill hatte sich rasch das Kommando gesichert und ließ dann zu Beginn der Schlussrunde die außen aufmarschierte Jeanine GO (Marciano Hauber) vorbei. Auf der Gegenseite zog der Braune aber erneut nach vorne. Michael Nimczyk nagelte seine Hauptgegnerin clever an der Innenkante fest und tat nicht mehr als nötig. Als er Jonny Hill 200 Meter vor dem Pfosten das entscheidende Zeichen gab, löste sich der Hengst spielerisch von Jeanine GO, die sich auch noch knapp dem toll finishenden New Flat OV (Thorsten Tietz) beugen musste.
Zwei Starts, zwei Siege – so lautet nunmehr die Bilanz von Days of Thunder. Der vierbeinige Hoffnungsträger der Besitzergemeinschaft von Johann Holzapfel und der Familie Gramüller gab sich keine Blöße und übernahm als 1,0-Ultrafavorit eine Runde vor dem Ziel das Kommando. Unter Rekordverbesserung auf 15,1/1.900m war der Rest für ihn ein Kinderspiel. Sein Fahrer Thorsten Tietz: „Der Hengst hätte sicherlich sofort um die Spitze mitkämpfen können. Aber ich habe ihn ganz bewusst erst vor den Tribünen nach vorne gesteuert, da er möglichst viel lernen soll und sich an unterschiedliche Rennsituationen gewöhnen muss.“ Bei seinem zweiten Tagestreffer musste Thorsten Tietz dann tief nach Luft schnappen, denn Kiwi Fortuna erlaubte sich auf der Startgeraden einige Fehltritte. Die Stute war aber rasch auspariert und steckte auch ein anspruchsvolles Pensum in der Außenspur problemlos weg. Der mehrmalige Berliner Champion holte sogar noch einen dritten Punkt. Und zwar mit Bugatti SS, der sich in der Tagesbestzeit von 13,7/1.900m Start bis Ziel durchsetzte. Thorsten Tietz: „Im Rennen ist der Wallach erstaunlicherweise eher phlegmatisch – ansonsten gibt er sich jedoch recht giftig. Er ist für das ungarische Derby vorgesehen und befindet sich offenbar auf einem guten Weg dorthin.“
Die Veranstaltung wurde zusätzlich durch eine toll besetzte internationale Prüfung aufgewertet und obwohl sein Trainer Josef Franzl im Vorfeld gar nicht hundertprozentig mit einem Sieg von Ol Dono Lengai gerechnet hatte, entwickelte sich der Wettkampf für den Lasbeker Crack zu einer Gala-Vorstellung. Der Fünfjährige dominierte das Geschehen in 15,3/2.500m Start bis Ziel und man darf gespannt sein, was er in den kommenden Monaten noch so alles abliefern wird. „Sein heutiger Saisoneinstand hat mich beeindruckt, denn ich musste kaum etwas tun und habe ihn nur laufen lassen“, lautete Josef Franzls Fazit. „Da Ol Dono Lengai körperlich ein Riese ist, wird er in einem halben Jahr sogar noch sehr viel stärker sein!“ Mindestens ebenso sehr strahlte Josef Franzl auch über seinen zweiten Tagessieger Piemonte, denn der ohne jegliche Hast ins das Gefecht geschickte Hengst bewies vor den Tribünen seine immense Grundschnelligkeit, übernahm geradezu spielerisch die Spitze und rannte seine Konkurrenten auf der Schlussrunde in 14,3/1.900m regelrecht in Grund und Boden.
Bei den in Frankreich gezüchteten Pferden war diesmal Give You All of Me der Star. Jan van Dooyeweerd dirigierte den Wallach nach einem kurzen Abtasten mit Elka Ludoetka (Michael Nimczyk) konsequent nach vorne und der Timoko-Sohn gab das Heft in 15,7/1.900m gegen seine Verfolgerin nicht mehr aus der Hand. Erstaunlich stark verkaufte sich Furnika (Thomas Heinzig), die stets in Reichweite hinter den beiden Duellanten gelegen hatte und auf der Zielgeraden noch an Elka Ludoetka vorbeizog.
Siege in Mariendorf gehören für den jungen Niederländer Marciano Hauber längst zum Pflichtprogamm und auch diesmal schlug der hochtalentierte Nachwuchsfahrer zu. Und zwar mit Jaya Energy, die eine Runde vor dem Ziel die Führung übernommen hatte. Die Tochter der Derby-Dritten Freya Kievitshof zog in 15,5/1.900m auf und davon und triumphierte mit vier Längen Vorsprung über den wie stets sehr zuverlässigen Powerful PS (Victor Gentz).
Einen sehr ungewöhnlichen Treffer konnte Europas erfolgreichster Sulkyfahrer aller Zeiten Heinz Wewering in seiner mittlerweile 16.922 Siege umfassenden Glanzkarriere verbuchen. Denn die 27,5:1-Außenseiterin Petit Four Venus, die maßgeblich zur Mega-Quote von 73.611,2:1 in der V7+ beitrug, hatte das ganze Rennen über eigentlich nie eine ernsthafte Chance und lief dennoch als Erste über die Ziellinie. Ihre Leistung war zwar ordentlich – aber dass sie am Ende tatsächlich auftrumpfte, lag weniger an ihr selber sondern vielmehr an den Ausfällen ihrer Gegner, von denen kein einziger glatt über den Kurs kam. „Aber wir hätten bestimmt sowieso gewonnen“, kommentierte Heinz Wewering das Geschehen mit einem dicken Schmunzeln im Gesicht.
Gesamtumsatz: 95.947,10 Euro.
Unser Terminhinweis: Die nächste Mariendorfer Veranstaltung findet am Sonntag, dem 9. Mai statt. Im sportlichen Mittelpunkt steht der mit 10.000 Euro Preisgeld dotierte dritte Lauf der Gold-Serie. Beginn ist um 13.30 Uhr. Die Starterangabe, die Sie auch online auf www.rennbahn-berlin.de vornehmen können, ist am Montag, dem 3. Mai. Sie erreichen das Mariendorfer Rennsekretariat unter der Rufnummer 030-7401229 bzw. per Mail an starterangabe@rennbahn-berlin.de.