125. DEUTSCHES TRABER-DERBY 2020
Robin Bakker und Wild West Diamant triumphieren
„Start frei zum 125. deutschen Traber-Derby“ hieß es um 17.12 Uhr
von Bahnsprecher Michael Kohl. Die Bombe explodierte nicht mal zehn Sekunden
nach dem „Ab“ zum Jubiläums-Derby und zerriss unzählige Träume und Wettscheine
aller Couleur. Nein - nicht grau war alle Theorie, sondern schwarz.
Kohlrabenschwarz, was Vorhersagen und Expertisen den Rennverlauf betreffend
anging. Ein solches Szenario hatte wohl niemand auf der Rechnung. Nichts wurde
es mit dem Triumphmarsch der beiden gestandenen Herren Heinz Wewering (70) und
Arnold Mollema (71) und ihres 13:10-Favoriten in den Winner Circle.
Keytothehill, sechsmal in Folge ein Muster an Schnelligkeit, Einsatz und
Zuverlässigkeit, kam in der turbulenten Phase unmittelbar nach dem Start wie
Cunningham und Venture Capital bis zur Disqualifikation aus dem Takt. Aus der große
Traum für den souveränen Adbell-Toddington- und Buddenbrock-Sieger, als 19.
Gewinner der imaginären dreifachen Krone „mit Sternchen“ ins Buch des deutschen
Trabrennsports einzugehen. Dafür schrieben die Herren Bakker und Hagoort als kongeniales
Duo ihre ebenso unendliche wie phantastisch anmutende Geschichte weiter: Zum
sechsten Mal seit 2013 holten sie das Blaue Band ins friesische Oldetrijne, das
nur ein paar Kilometer entfernt ist von Wolvegas Victoriapark, dem Kernpunkt
des niederländischen Trabrennsports.
„Ich
habe das Malheur für unseren größten Konkurrenten kommen sehen“, verriet Bakker
beim Sieger-Interview, „ich lag ja unmittelbar neben ihm. Keytothehill wechselte
beim Beschleunigen des Startautos einige Male. Erst konnte Heinz ihn
korrigieren, aber dann war’s doch um ihn geschehen“, was die Taktik-Karten für
fast alle neu mischte. Selbstverständlich stürmte Gold Cap BR mit Schmackes ins
Kommando vor Straight Flush, King of Greenwood und Pergamon S - und wartete
vergeblich auf Keytothehill. Dafür legte sich der von Peter Untersteiner mit
viel Vertrauen vorgetragene, nach 100 Metern ebenfalls drei, vier falsche
Schritte einlegende Toto Barosso an seine linke Seite, hinter dem sich Because
you love me, Wild West Diamant und
Black Jack postierten.
„Ich
war mit meiner Lage durchaus zufrieden. Mein Hengst ist zu Beginn keiner der
Schnellsten, dafür hinten heraus ungeheuer kraftvoll. Keytothehill war raus,
Straight Flush gut verpackt - alles lief nach Plan“, war Bakkers Statement. 500
Meter vorm Ziel hieß es endlich „Leinen los“ für den Muscle-Hill-Sohn, der in
dritter Schlussbogenspur nach vorn ackerte. Bakker passte auf, dass Straight
Flush nicht zu zeitig hinter Gold Cap BR und Toto Barosso auf freie Bahn entwischte
- und geputzt war der 94.525 Euro schwere Fisch für den wuchtigen
Dunkelbraunen, der das vollendete, was seiner Mutter Mustang’s Sally versagt
geblieben war: Vor sieben Jahren hatte sie sich als 13:0-Favoritin im
Stuten-Derby schwer vergaloppiert. So sicher war sich Bakker seines Triumphs,
dass er 50 Meter vorm Ziel begann, Kusshändchen ins Publikum zu werfen. „Schade
für Heinz und Arnold, aber so ist nun mal der Sport“, hatte der mit der
Herbstsonne um die Wette strahlende „Mr. Derby“ auch Gedanken für die
unglücklichen Verlierer, „doch so gefällt’s mir wesentlich besser.“ Hiltje Tjalsma, die Pflegerin von Wild
West Diamant, sah es mit einem lachenden und weinenden Auge: Sie ist Züchterin des
gestrauchelten Keytothehill, dem im wahrsten Sinn der entscheidende Zacken aus
der Krone brach.
Hatte Wild West Diamant bereits im Vorjahr mit Platz zwei im Jugendpreis hinter Namanga Bo und beim Breeders-Crown-Sieg Kostproben eines hoffnungsvollen Könners gegeben, so ist der Derby-Zweite Straight Flush erst in diesem Jahr - am 21. Mai - in die Laufbahn eingestiegen und hat sich in Windeseile in der Jahrgangsspitze etabliert. Bei sieben Versuchen fünf erste und zwei zweite Plätze sind eine erstklassige Ausbeute für den Pastor-Stephen-Sohn. Ähnliches gilt für den Vierten Gold Cap BR. Toto Barosso, der sich als Frontmann der äußeren Garde mit Platz drei extrem teuer verkaufte, hat wie der mit 1:12,1 einen neuen Derby-Rekord markierende Sieger bereits 2019 in Schweden einige Ausrufungszeichen gesetzt.
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