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    Piccadilly gewinnt den Finish-Krimi

    Der Lasbeker Hengst siegt mit Josef Franzl im Warm-up der Dreijährigen hauchdünn. Die Erfolge von Jack Scott (Rudolf Haller) und Hercules Petnic (Michael Nimczyk) in der Newcomer- und Silber-Serie kristallisieren sich ebenfalls erst unmittelbar vor dem Zielpfosten heraus. Der 16-jährige Marciano Hauber glänzt erneut mit meisterlichen Fahrten. Den größten Vogel schießt aber Thomas Buley mit dem Riesenaußenseiter Tell Me No Lies ab.     

    Das war Trabrennsport vom Feinsten! Beim ersten Warm-up der Dreijährigen ging es um 10.000 Euro Preisgeld und die Prüfung mündete in einen Endkampf, der die Zuschauer zwar nicht von den imaginären Plätzen auf der weiterhin für das Publikum geschlossenen Mariendorfer Tribüne, dafür aber aus den heimischen Sesseln riss. Straight Flush mit Michael Nimczyk gegen Piccadilly mit Josef Franzl – so lautete das Duell, das der vom bayerischen Spitzenprofi für das Gestüt Lasbek trainierte Letztgenannte gegen den im Fight etwas nach außen weichenden Rivalen mit einer Nüsternbreite für sich entschied. Ein Kampf um Biegen und Brechen, denn Straight Flush, der im Gegensatz zu dem ins schwedische Gestütsbuch eingetragenen Piccadilly im Derby startberechtigt ist, stemmte sich enorm gegen die Niederlage. Nimczyks Hengst hatte sich zunächst die Führung gesichert, musste vor den Tribünen kurz einen attackierenden Konkurrenten vorbeilassen und bestimmte auf der Schlussrunde erneut das Tempo. Piccadilly lauerte dagegen in der vierten Position außen und Josef Franzl konnte bis zum Ende des Schlussbogens warten, um ihm den Kopf freizugeben. Keine Frage: Beide Pferde haben sich exzellente Noten verdient und werden nun unterschiedliche Wege gehen. Während Straight Flush für die große heimische Route vorgesehen ist, wird man den Sieger Piccadilly, der in 15,0/1.900m auftrumpfte, wohl schon bald in Skandinavien wiedersehen. Josef Franzl: „Ich denke, das war wohl vorerst sein letzter Auftritt in Deutschland und es wird mit ihm nun Richtung Schweden gehen.“           

    Mindestens ebenso dramatisch wie die Entscheidung bei den Dreijährigen verlief das Finish in dem mit 6.000 Euro dotierten dritten Lauf der Newcomer-Serie. Der schnell gestartete Chimichurri (Jaap van Rijn) bestimmte auf der Schlussrunde das Tempo und sah eingangs der Zielgeraden schon wie der Sieger aus. Doch dann bäumte sich der von Rudolf Haller präsentierte Jack Scott noch einmal richtig auf und fing den enteilten Gegner in 14,6/1.900m mit dem allerletzten Schritt ab. Der Vierjährige des Allegra Racing Clubs bewies ein enormes Kämpferherz, denn er musste aufgrund seiner schlechten Ausgangsposition in der zweiten Reihe einen äußerst strapaziösen Verlauf wegstecken und tat das in geradezu bravouröser Manier. Selbst die dritte Spur, die er ab der Gegenseite in Kauf nehmen musste, konnte den Wallach nicht aufhalten und Rudolf Haller war zu Recht stolz auf seinen Schützling: „Ich ahnte schon im Vorfeld, dass es aufgrund des schlechten Startplatzes anspruchsvoll für ihn wird. Aber Jack Scott ist wirklich ein tolles Pferd!“

    Das Gleiche durfte Michael Nimczyk von einem anderen Traber behaupten: nämlich von Hercules Petnic. Für den Wallach aus dem Besitz von Irmgard Keller-Müller ging es in der Silber-Serie, dem nächsten Highlight der Mariendorfer Veranstaltung, ebenfalls um viel Geld. Denn die dritte Etappe der Serie war genauso wie der Newcomer-Lauf mit 6.000 Euro Preisgeld versehen. Der Schützling des Goldhelms traf auf exzellente Gegner und lange sah es so aus, als sollten der führende Timberlake Diamant (Gerhard Biendl) und der außen drückende Massai (Tom Kooyman) die lukrative Beute unter sich aufteilen. Hercules Petnic, der kurz an die Spitze gestürmt war und dann Timberlake Diamant vorbeigelassen hatte, stand auf der Liste der Wettexperten ohnehin nicht sehr weit oben. Ganz im Gegenteil: Der Sechsjährige rangierte am Toto nur bei 17,9:1. Eine Quote, die man für den amtierenden Deutschen Meister nur höchst selten bekommt. Im Einlauf kam der Außenseiter gerade noch rechtzeitig auf freie Bahn, entwickelte einen höllischen Speed und drehte den Spieß in der Tagesbestzeit von 13,1/1.900m und unter persönlicher Rekordverbesserung um volle anderthalb Sekunden tatsächlich noch gegen Massai, der Rang zwei ergatterte, und Timberlake Diamant um.

    Bei der Mariendorfer Veranstaltung wurden auch zwei mit jeweils 3.000 Euro Preisgeld dotierte Rennen für französische Pferde ausgetragen. Die erste Prüfung ging an den von Age Posthumus präsentierten Garuda Fligny, der in 15,6/2.500m eine ganze Klasse besser war als seine Konkurrenten. Der niederländische Profi schickte seinen Schützling eine Runde vor dem Ziel an die Spitze und im Einlauf löste sich der Rappe hochüberlegen mit fünf Längen Vorsprung. Ebenso klar fiel der Erfolg von Fanny Hill und Michael Nimczyk in beachtlichen 14,9/1.900m aus. Die Stute siegte Start bis Ziel. Der Goldhelm feierte noch einen dritten Tageserfolg – und der gestaltete sich überaus spektakulär. Denn der für die Farben von Bernhard Schuch laufende Favori de la Basle zeigte sich zwar wie stets sehr gehfreudig und führte zeitweilig mit riesigem Vorsprung. Doch im Schlussbogen geriet der Fünfjährige über die Innenkante, trat dadurch regelrecht auf der Stelle und konnte sich erst auf der Zielgeraden aus der für ihn sehr misslichen Lage befreien.  Seine einzige ernsthafte Verfolgerin Bonanomi CG (Victor Gentz) hatte in der Zwischenzeit bereits die Nüstern in Front gesteckt. Doch Favori de la Basle packte noch einmal kräftig an und erkämpfte sich in fulminanten 13,8/1.900m den scheinbar schon verlorenen Sieg zurück.  

    Was für ein Teufelskerl! Marciano Hauber ist erst 16 Jahre alt – aber er agiert so furchtlos, als hätte er schon ein Höchstmaß an Erfahrung in petto. Mit der Stute Jeanine GO gelang dem Teenager erneut ein Erfolg auf der Derby-Bahn und vor allem die Art und Weise war beeindruckend. Denn wer greift schon gerne aus der Todesspur heraus frühzeitig einen in Front liegenden Michael Nimczyk an – zumal der Goldhelm mit der Stute Emoji wahrlich ein gutes Pferd zu Hand hatte. Doch Hauber kannte keinerlei Respekt, übernahm vor den Tribünen entschlossen das Kommando und gestaltete das Rennen zur One-Horse-Show. Denn Jeanine GO wurden die Beine im Einlauf keineswegs müde. Ganz im Gegenteil: Die Stute zog dort erst richtig ab und stürmte in 15,9/2.000m einem drückend überlegenen Weile-Erfolg entgegen. Und weil einfach zu schön ist und sich Marciano Hauber auf der Derby-Bahn offenbar wie zuhause fühlt, führte der Shooting-Star auch die Außenseiterin Kosy Occagnes für zehnfaches Geld auf die Ehrenrunde. Dies allerdings mit gänzlich anderer Taktik – der Niederländer machte die Dreijährige erst im Einlauf richtig flott.

    Der größte Paukenschlag der Veranstaltung war der Sieg von Thomas Buley und Tell Me No Lies in 14,1/2.020m und er ließ mit Sicherheit bei allen Wettern, welche die Rennen am PC oder Smartphone verfolgten, verblüffte Gesichter zurück. Sicherlich – der Wallach aus dem Besitz von Claudia Eilenberger hatte auch zuvor schon gute Leistungen gezeigt. Aber dass er in einem wirklich erstklassig besetzten Feld als Triumphator vom Platz traben würde – damit hatte nahezu niemand gerechnet. Die Siegquote bescherte den wenigen Anhängern 133-faches Geld, die Dreier- und Viererwetten waren nicht getroffen. Basis für den tollen Erfolg war der optimale Verlauf, den Thomas Buley seinem Schützling bescherte. Er sicherte ihm aus dem zweiten Band heraus die Position als viertes Pferd außen und als es auf die Zielgerade ging, trat Tell Me No Lies aus dem Windschatten heraus und ging auf den letzten Metern auf und davon. Nahezu nach dem gleichen Muster machte es Catchfahrer Jaap van Rijn mit Bonjour Ganyboy AM, der von der zweiten Reihe aus auf Warten gefahren wurde und zu 12,5-fachen Odds erst auf den letzten 300 Metern entscheidend in das Geschehen eingriff.     

    Zunächst mit Profis, dann mit Amateuren: Das war das Motto bei den beiden Läufen des Kombipokals. Thomas Reber stimmte den Ton an und führte den 27,3:1-Außenseiter Its Race Time in der Prüfung der Profis zu einem souveränen Sieg, der umso überzeugender ausfiel, weil Reber die Stute sehr clever aus allem herausgehalten und erst auf der Zielgeraden vehement in die Schlacht geworfen hatte. Die Überraschungssiegerin trug maßgeblich dazu bei, dass die V7+ nicht getroffen wurde und ein Jackpot in Höhe von 9.385 Euro entstand. Auch in dem Lauf der Amateure hielt sich die erneut unterschätzte Its Race Time sehr gut, verbesserte auf der Schlusshalben stetig ihre Position und belegte in der Hand von Sven Bartels einen feinen zweiten Platz. An eine Konkurrentin kam sie allerdings nicht ganz heran. Nämlich an die von Anna-Lisa Kunze gesteuerte Inforgettable. Die Amazone hatte die für die Farben des niederländischen Fachjournalisten Hans Sinnige laufende Stute sehr selbstbewusst in die Angriffsspur geschickt und sie auf der Gegenseite endgültig an die Spitze beordert. Die in Siethen am Ortsrand von Ludwigsfelde beheimatete 20-Jährige wird sich über den Sieg im ersten Mariendorfer Amateurfahren nach der Corona-Zwangspause mit Sicherheit mächtig gefreut haben.        

    Gesamtumsatz: 130.242,08 Euro 

    Unser Terminhinweis: Die nächste Mariendorfer Veranstaltung findet am Sonntag, dem 5. Juli statt. Beginn ist um 15.00 Uhr. Im sportlichen Mittelpunkt stehen das mit 10.000 Euro dotierte zweite Warm-up zum Adbell-Toddington-Rennen, der vierte Lauf der Newcomer-Serie um 6.000 Euro Preisgeld und der Sommer-Pokal des VDT. Die Starterangabe, die Sie auch online auf www.rennbahn-berlin.de vornehmen können, ist am Montag, dem 29. Juni. Sie erreichen das Mariendorfer Rennsekretariat unter der Rufnummer 030-7401229 bzw. per Mail an starterangabe@rennbahn-berlin.de.