Honey Bear bärenstark
Mit seinem Trainer Victor Gentz degradiert der Wallach die Gegner in der Silber-Serie zu Statisten. Thomas Panschow beweist im Newcomer-Lauf mit der Stute Princess, dass er der Mann für alle Fälle ist. Isla rast mit André Pögel im Sulky in der 11,8-Tagesbestzeit um die Bahn.
Es standen zwar nur ein halbes Dutzend Prüfungen mit den jeweils sechsten Läufen der Silber- und Newcomer-Serien als sportlichem Mittelpunkt auf dem Programm. Aber am letzten Mariendorfer Renntag vor dem Auftakt des Derby-Meetings war die Stimmung bereits euphorisch – denn die Vorfreude der Aktiven und des Publikums auf den unmittelbar bevorstehenden grandiosen Höhepunkt der Saison war überall gegenwärtig. Und auch die Pferde präsentierten sich genau 14 Tage vor dem großen Ereignis bereits in Topform. Das galt natürlich vor allem für den von seinem Trainer Victor Gentz vorgestellten Honey Bear, der für seine Besitzergemeinschaft Hatterscheidt/Sürder gut die Hälfte des 10.000-Euro-Preisgelds im Silber-Lauf einsackte. Der Auftritt des zu 1,8-fachem Geld gehandelten Dunkelbraunen war eine One-Horse-Show. Der Wallach stürmte in 06,2 von ganz außen Ende des ersten Bogens an die Spitze und war anschließend derartig dominant, dass man noch nicht einmal für eine Zehntelsekunde an seinem Erfolg zweifeln konnte. In der sensationellen Kilometerzeit von 12,6/1.900m ließ Honey Bear den dahinter platzierten Sir Robert (Alexander Kelm) und Samba Pa Ti (Thomas Panschow) mit dreieinhalb Längen Vorsprung nicht den Hauch einer Chance.
Sehr viel Spannung kam im Silber-Lauf aufgrund Honey Bears Überlegenheit also nicht auf – ganz im Gegensatz zu dem mit 6.000 Euro Preisgeld dotierten Newcomer-Pendant. Dort bestimmte die 46,4-Außenseiterin Sahara E Type (Dennis Spangenberg) bis in den Einlauf hinein das Geschehen. Doch dann wurden ihre Verfolger immer stärker. Während der außen herum vorgetragene Mitfavorit Nordin (Marciano Hauber) erstaunlich rasch nichts mehr zuzusetzen hatte, kam innen neben ihm die von Thomas Panschow gesteuerte Princess nach einem optimal eingeteilten Verlauf immer mehr auf Touren. Und tatsächlich: Die von Josef Franzl trainierte Stute der Familien Reber und Werner fand rechtzeitig genug auf freie Bahn, um unter Rekordverbesserung um mehr als zwei Sekunden auf 13,4/1.900m nach vorne zu gehen. Die unterwegs durch einen kurzen Fehler zurückgeworfene Torri (Michael Nimczyk) und auch der erst spät gebrachte El Diablo (Thorsten Tietz) flogen zwar noch in feiner Manier heran, mussten sich aber mit den Rängen zwei und drei zufriedengeben.
Andreas Prössel und Wolfgang Rohde vom Vorstand des VDT konnten zur Übergabe des von Deutschlands ältestem Besitzer- und Züchterverein gestifteten Sommer-Pokals illustre Gäste im Mariendorfer Winner-Circle begrüßen. Nämlich André Pögel und Isla, die Minuten zuvor für die bombastische Tagesbestzeit von 11,8/1.900m gesorgt hatten. Dass die Sechsjährige der Familie Kuhsträter zu den besten einheimischen Stuten überhaupt gehört, war natürlich ein offenes Geheimnis. Aber dennoch hinterließ die Art und Weise, in der sie ihre gewiss nicht schlechten Gegner schlug, überall staunende Mienen. André Pögel gelang es einmal mehr, sie gleich am Start famos zu motivieren und die Dunkelbraune schoss sofort nach vorne. Im Anschluss rannte Isla alles und jeden in Grund und Boden und ließ selbst einem solch guten Pferd wie Versace Diamant (Tom Karten) mit sechs Längen Vorsprung nicht den geringsten Stich.
Die Rennveranstaltung begann mit einem phänomenalen Auftritt des in der Gewinnsummenklasse bis 2.000 Euro als 1,0-Topfavoriten gehandelten Franchetto Effe. Keine Frage – der von Marciano Hauber gesteuerte und in Italien gezüchtete Hengst wird in den kommenden Monaten in den Farben seiner Besitzerin Karin Walter-Mommert noch gewaltig von sich reden machen. Eine Runde vor dem Ziel stürmte der Love You-Sohn, dessen nächste Aufgabe das mit 20.000 Euro dotierte Auktionsrennen am ersten Derby-Wochenende sein wird, grußlos an seinen Gegnern vorbei. Und falls es Marciano Hauber gewollt hätte, wären im Ziel noch weit mehr als nur die sechs Längen Vorsprung möglich gewesen, die ihn in 15,3/1.900m vom zweitplatzierten Samburu (Alexander Kelm) trennten. Keine Frage: Der bildhübsche Fuchs steht vor einer großartigen Zukunft!
Unmittelbar danach ging es mit dem Sieg eines ebenfalls stark gewetteten Pferdes weiter, denn der von Thomas Panschow präsentierte Eckmuhl Jack war trotz 40 Metern Zulage zu 1,5-fachen Odds am Toto notiert. Der Zehnjährige, der sich auf der Gegenseite an die Spitze herangearbeitet hatte, musste sich zwar durchaus ins Zeug legen, um hundert Meter vor dem Ziel am Piloten Gouritch (Victor Gentz) vorbeizugehen. Der Erfolg fiel in 14,4/2.040m aber mit zwei Längen Vorsprung letztlich sogar noch sehr leicht aus. Deutlich knapper ging es im Anschluss in einer Handicap-Prüfung zu, denn dort wurde das Geschehen im Einlauf quasi auf den Kopf gestellt. Noch zu Beginn der Endgeraden hatte Camino (Michael Schüssler) wie der überlegene Sieger ausgeschaut. Doch im Finish wurde der Wallach von dem 15,0/1.900m trabenden Hanni Holmsminde, mit dem Victor Gentz unterwegs bewusst keinerlei Risiko eingegangen war, und der Riesenaußenseiterin Ellas Black (Manfred Zwiener) geradezu überrollt.
Gesamtumsatz: 71.659,00 Euro. Bahnumsatz: 23.259,00 Euro. Außenumsatz: 48.400,00 Euro.