Dreijährigen-Cup endet mit Riesenüberraschung
Mit seiner Stute Lady Fortuna schlägt der Amateurfahrer Jani Rosenberg allen Profis ein Schnippchen. Dennis Spangenberg wird mit drei Siegen zum Mann des Tages.
Passend zum Dezemberanfang hatte der Winter in der Hauptstadt Einzug gehalten. Doch die kalten Temperaturen waren für die Pferde, die Aktiven und das Publikum überaus erträglich, denn die dem legendären Trabertrainer Arnold Mollema gewidmete Veranstaltung wurde von strahlendem Sonnenschein begleitet. Der niederländische Ausnahmeprofi, der seine berufliche Karriere nun beendet hat, konnte zwar nicht selber vor Ort sein, hatte aber trotzdem über alle Ländergrenzen hinweg liebevolle Grüße geschickt und für sämtliche Rennen prächtige Ehrenpreise gestiftet. Und natürlich gab es darüber hinaus ohnehin lukratives Preisgeld zu gewinnen – vor allem in dem mit 10.000 Euro dotierten Dreijährigen-Cup. Als glasklarer Favorit der Prüfung galt der zur 1,3-fachen Quote gehandelte und von Marciano Hauber präsentierte Franchetto Effe. Des Weiteren wurden auch der Lasbeker Stute Ulanova L.A. und ihrem Catchfahrer Thomas Panschow, der im Interview mit Bahnmoderator Nicolai Laaser über seine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Mollema gesprochen hatte, sehr gute Chancen eingeräumt Doch es kam alles anders als erwartet. Beide Traber lieferten zwar gute Leistungen ab – aber am Ende blieben ihnen trotzdem nur die Ränge zwei und drei.
Stattdessen ging ein anderes Pferd auf die Ehrenrunde. Nämlich die von ihrem Besitzer Jani Rosenberg – dem einzigen Amateursportler im Teilnehmerfeld – gesteuerte Lady Fortuna. Obwohl die Stute zuvor fünf ihrer zehn Einsätze gewonnen hatte und somit über eine stolze Trefferquote von 50 Prozent verfügte, wurde sie auf dem Wettmarkt zu 20,5-fachen Odds notiert. Eine Einschätzung, die Jani Rosenberg ganz sicher nicht teilte, denn bei der anschließenden Ehrung fasste er es so zusammen: „Ich war schon vor dem Rennen sehr optimistisch und hatte mir eine Topchance ausgerechnet. Und ich glaube sogar, dass es erst der Anfang ist, denn Lady Fortuna wird vierjährig noch viel besser werden!“ In der Tat – das, was die Stute unter Rekordverbesserung auf 14,8/1.900m zeigte, war ein echter Vorgeschmack auf das, was noch kommen mag. Lady Fortuna schoss sofort an die Spitze. Und während Franchetto Effe und Ulanova L.A., die nach dem Start ganz hinten gelegen hatten, weite Wege in Kauf nehmen mussten, zog die Siegerin eisern durch und gewann mit anderthalb Längen Vorsprung sehr sicher.
In den weiteren neun Prüfungen wurde ebenfalls exzellenter Sport geboten. Noor Flevo hatte noch nie den Winner-Circle kennengelernt. Doch beim 14. Lebensstart klappte es für die Dunkelbraune in einem passend ausgeschriebenen Handicap endlicht. Mit Dennis Spangenberg im Sulky fand die Stute rasch an die zweite Position und zog im Einlauf endgültig nach vorne. In 17,1/1.900m wurde es gegen den außen nachsetzenden Final Destination (Carsten Milek) und den innen fightenden Zidane PS (Victor Gentz) zwar ziemlich eng. Aber Noor Flevo verteidigte ihren Vorteil von einer halben Länge zäh. Bei Dennis Spangenbergs zweitem Tageserfolg mit Jerry ging es sogar noch spannender zu. Der Wallach hatte zwar sofort die Führung übernommen. Aber als auf der Zielgeraden Jeronimo (Kevin Brunner) mit Riesenschritten heraneilte, behielt Jerry in 16,2/1.900m nur denkbar knapp mit einer Halslänge die Oberhand. Der dritte Volltreffer an diesem Nachmittag fiel für Dennis Spangenberg dagegen ganz leicht aus. Mit Millennium Heyday hatte er umgehend die Initiative ergriffen und zunächst den außen angreifenden und später völlig untergehenden In Drive With You (Laurens Rinkes) abgewehrt. Aber auch die anderen Verfolger ließ der in der Tagesbestzeit von 1:14,0/1.900m auftrumpfende Millennium Heyday mit vier Längen Vorsprung nicht ansatzweise an sich heran.
Die Veranstaltung hatte mit einem Amateurfahren begonnen. Die sofort in Front gestoßene Eternity (Caroline Gentz) wurde vor den Tribünen energisch von Karabatic (Bernd Schrödl) bedrängt, wies alle Attacken aber souverän ab. Als der Angreifer auf der Schlusshalben deutlich kürzer wurde und schließlich ansprang, setzte sich dafür Thai Soho (Sebastian Gläser) immer besser in Szene. Die Stute rückte noch bis auf eine halbe Länge an die 15,3/1.900m trabende Eternity heran, die aber ihr Pensum problemlos herunterspulte. Der zweite Amateurwettkampf ging an diesem Nachmittag ebenfalls an eine Amazone. Nämlich an die bundesdeutsche Championesse Emma Stolle, die im Sulky des 14,1-Außenseiters Laith H Boko allerdings das Glück hatte, dass die für unschlagbar gehaltene Topfavoritin Saluti mit Tom Karten nicht glatt um den Kurs kam. So hatte der anfangs an dritter Stelle gelegene Laith H Boko leichtes Spiel und zog im Einlauf in 17,1/1.900m mit zweieinhalb Längen Vorsprung mühelos am Piloten His Highness S (Alexander Dame) vorbei.
In einem Trotteur Francais war der 15. Jahreserfolg für Ido d‘Agice fällig. Wenn auf ein Pferd die Bezeichnung „Siegertyp“ zutrifft, dann sicherlich auf diesen eisenharten Wallach. Sein Besitzer und ständiger Begleiter Bernd Schrödl ließ von Anfang an nichts anbrennen und heftete sich zügig an die Fersen des Piloten Give Me Five (Laurens Rinkes). Bis zur Gegenseite gestaltete sich das Duell noch spannend. Doch als Ido d‘Agice unmittelbar vor der Schlusskurve nach vorne zog, waren die Würfel endgültig gefallen und der Braune lief in 14,8/1.900m einem erneuten Volltreffer entgegen. Eine feine Entwicklung scheint auch Jaguar Gardenia zu nehmen. Die vierbeinige Hoffnung des Stalls Aleo gewann beim vierten Karriereauftritt bereits zum zweiten Mal. Carsten Milek hatte mit dem Wallach sofort die Spitze übernommen und dann Artful Honey (Marciano Hauber) vorbeigelassen. Auf den letzten Metern des Rennens drehte Jaguar Gardenia den Spieß in 17,2/1.900m wieder um und seine Kontrahentin verlor obendrein das schon sicher geglaubte zweite Geld aufgrund unreiner Gangart.
Der Niederländer Jim Veldman ist in Berlin ein überaus seltener Gast. Dass er aber mit allen Wassern gewaschen ist, bewies der Profi prompt mit Michelle W. Die diffizile Stute verkniff sich diesmal alle Unsicherheiten und bescherte ihrem Fahrer den ersten Berliner Erfolg überhaupt. Veldman hatte mit ihr eine Runde vor dem Ziel das Kommando übernommen und in 16,2/1.900m verweigerte die Fünfjährige der drei Längen zurück folgenden Brillant Times (Jochen Holzschuh) jegliche Kontermöglichkeit. Absolut dominant war ebenfalls der Auftritt von Luke Danes. Der Rennverlauf war für den Hengst perfekt. Denn während Marciano Hauber mit dem Dreijährigen sofort die Führung übernommen hatte, fand sein Gegenspieler – der ebenfalls für die Farben von Karin Walter-Mommert angetretene Njord Invicta (Robbin Bot) – nur sehr zögerlich ins Geschehen und musste das Rennen notgedrungen außen herum bestreiten. Drei Längen hinter dem in 15,3/1.900m siegreichen Luke Danes blieb dem Stallgefährten daher nur das zweite Geld.
Gesamtumsatz: 115.805,10 Euro. Bahnumsatz: 36.063,50 Euro. Außenumsatz: 79.741,60 Euro.
Unser Terminhinweis: Die nächste Mariendorfer Veranstaltung findet am Sonntag, dem 15. Dezember statt. Beginn ist um 12.30 Uhr. Im sportlichen Mittelpunkt steht der mit 20.000 Euro Preisgeld dotierte siebente Lauf der Gold-Serie. Die Starterangabe, die Sie auch online auf www.rennbahn-berlin.de vornehmen können, ist am Montag, dem 9. Dezember. Sie erreichen das Mariendorfer Rennsekretariat unter der Rufnummer 030-7401229 bzw. per Mail an starterangabe@rennbahn-berlin.de. Bitte vergessen Sie nicht die Angabe des Hufbeschlags!