Toledo und Ann Boleyn majestätisch

Die von Josef Franzl und Michael Nimczyk präsentierten Traber gewinnen die beiden 10.000-Euro-Rennen. Thomas Buley sorgt mit Tango Down für eine Riesenüberraschung. 

Nur wenige Tage nach dem traditionellen Fritz-Brandt-Klassiker setzte sich die Reihe der üppig dotierten Wettkämpfe auf der Derby-Bahn fort, denn diesmal standen zwei mit jeweils 10.000 Euro dotierte Prüfungen auf dem Programm: der zweite Lauf der Silber-Serie sowie ein Rennen für Vierjährige. Das Ganze bei fast schon sommerlichen Temperaturen, denn das Thermometer kletterte erfreulicherweise deutlich über 20 Grad. Eine bestens präparierte Piste sorgte bei diesen optimalen äußeren Bedingungen für rasante Zeiten. Keine Frage: Die trübe Winterzeit ist vorbei und die Saison gerät mächtig in Fahrt. In den kommenden Monaten stehen an nahezu jedem der Mariendorfer Veranstaltungstage hochklassige Wettkämpfe zur Austragung an.

Einer, der sich besonders gerne in Siegerlisten einträgt, ist Josef Franzl. Diesmal schlug der gebürtige Bayer dreimal zu, wobei sein Triumph mit dem Lasbeker Wallach Toledo im Vierjährigen-Rennen natürlich am lukrativsten dotiert war. „Wir wussten schon seit Längerem, wie gut der Braune ist“, kommentierte Franzl den Start-Ziel-Erfolg seines Schützlings in der Tagesbestzeit von 13,0/1.900m.. Der Northern Charm-Sohn bleibt somit nach drei Einsätzen weiterhin ungeschlagen und vor allem die Art und Weise, in der er die letzten 800 Meter in Zwischenzeiten von 08,6 und 10,4 bewältigte, war beeindruckend. Da musste selbst der zuvor unbezwungene Ois Tschikago (Christoph Schwarz) passen. Der Zweitplatzierte drang mit seinem Schlussangriff zwar nicht ganz durch, verdiente sich deutlich vor Inaaya (Michael Nimczyk) aber ebenfalls eine ausgezeichnete Note. Franzls weitere Erfolgspferde waren die beiden Stuten Saluti und Whispering Angel. Die Erstgenannte hatte im Frühjahrs-Pokal des VDT auf der Gegenseite die Initiative ergriffen und ging in 13,5/1.900m aus der Schlusskurve heraus nach vorne. Whispering Angel dagegen hatte die Führung im Jorma-Oikarinen-Geburtstagsrennen bereits Ende des ersten Bogens übernommen und siegte in 15,2/1.900m ebenfalls überlegen.       

Sie trägt den Namen einer ehemaligen englischen Regentin. Und ihr Auftritt war tatsächlich königlich: Die von Michael Nimczyk für die Farben von Louise Schacky präsentierte Ann Boleyn triumphierte im Lauf der Silber-Serie zu 4,9-fachen Odds mit einer wahrlich großartigen Leistung. Denn nachdem Blizzard PS (Victor Gentz) vom Feldende aus mit Siebenmeilenstiefeln die Führung ergattert hatte, zog Nimczyk mit der mittlerweile achtjährigen Stute furchtlos in die zweite Spur. Dieser Mut wurde belohnt. Denn Ann Boleyn wurde in der entscheidenden Phase ausgangs des Schlussbogens nicht etwa schwächer, sondern immer stärker. In 14,1/1.900m ging die an Zuverlässigkeit nicht zu überbietende Vierbeiner-Lady sehr sicher an Blizzard PS vorbei, der sich seinerseits für das zweite Geld noch gegen Simba (Josef Franzl) strecken musste.     

„Wer bremst, hat schon verloren“, scherzte Thomas Buley nach seinem großartigen Sieg mit Tango Down und auch sein Sohn Florian strahlte im Mariendorfer Winner-Circle über beide Backen. Dazu hatten beide wahrlich Grund, denn der zur 40,4-fachen Quote völlig unterschätzte Hengst der Familie Seidemann lieferte eine blitzsaubere Vorstellung ab. Buley fackelte keinen Moment und steuerte den Vierjährigen, der bereits in Karlshorst einen Treffer erzielt hatte, sofort an die Spitze. Aus dieser Position heraus schaltete und waltete der SJ`s Caviar-Sohn wie er wollte und tanzte in der neuen persönlichen Bestzeit von 15,0/1.900m mit seinen Gegnern Tango. Ähnlich offensiv ging auch der Silberhelm Christoph Schwarz mit Desiderio zur Sache. Nur in der Startphase duldete der Österreicher die letztlich zweitplatzierte Indy Bid (Michael Nimczyk) vor sich und ergriff dann selber die Initiative: Nachdem er das Kommando übernommen hatte, ließ Desiderio der Kontrahentin in 17,0/2.000m nicht den Hauch einer Chance.      

Ein geradezu sensationelles Resultat ergab sich in einem Trotteur Francais für gewinnreiche Pferde, denn in der Hand von Thomas Panschow trabte Eckmuhl Jack die bombastische Kilometerzeit von 13,9/2.040m. Der von Marion Dinzinger trainierte und ihren eigenen Farben laufende Fuchs scheint für Panschow regelrecht geboren zu sein, denn die beiden harmonieren einfach prächtig. Eckmuhl Jack zog trotz Doppelzulage schon vor den Tribünen an die Spitze und der Rest war eine reine Formsache. In der ebenfalls ausschließlich französischen Trabern vorbehaltenen Gewinnsummenklasse bis 10.000 Euro setzte sich Thomas Reber mit Hitacq Whit durch, der sich seinen ersten vollen Erfolg auf deutschen Bahnen in 15,6/1.900m nach vielen guten Platzierungen längst verdient hatte. Obwohl der Wallach die Schlussrunde in zweiter Spur bestreiten musste, hielt er Itturia (Andreas Geineder) knapp in Schach.

Zwei der zehn Rennen wandten sich an Amateurfahrer – und dass er in diesem Metier einer der Besten ist, bewies André Pögel durch einen erneuten Erfolg mit Andrala. Mit der Stute ist der gelernte Hufschmied eine Macht – und wo der Hammer an der Stallwand hängt, machte Pögel seinen Gegnern schon nach wenigen Metern klar. Von der Spitze aus siegte die zur 2,5-fachen Quote favorisierte Andrala nicht nur total souverän, sondern die Braune verbesserte ihre Rekordmarke auf der 1.900-Meter-Strecke zugleich um eine volle Sekunde auf bärenstarke 1:13,3 min.. Noch niedriger, nämlich für 1,6-faches Geld, wurden Dr. Marie Lindinger und Imagine Dragons auf dem Wettmarkt gehandelt – und das Gespann enttäuschte seine zahlreichen Fans nicht. Imagine Dragons stürmte sofort an die Spitze und sicherte ihrer hoch ambitionierten Besitzerin unter Steigerung auf 14,7/1.900m bereits den neunten vollen Saisontreffer. Acht von ihnen zählen für das bundesdeutsche Amateurchampionat – einen Punkt dahinter liegt André Pögel in Lauerstellung.              

Gesamtumsatz: 128.672,25 Euro. Bahnumsatz: 45.284,00 Euro. Außenumsatz:  83.388,25 Euro. 

Unser Terminhinweis: Die nächste Mariendorfer Veranstaltung findet am Sonntag, dem 28. April statt. Beginn ist um 12.30 Uhr. Im sportlichen Mittelpunkt stehen der mit 20.000 Euro dotierte zweite Lauf der Gold-Serie sowie der dritte Newcomer-Lauf um 6.000 Euro Preisgeld. Die Starterangabe, die Sie auch online auf www.rennbahn-berlin.de vornehmen können, ist am Montag, dem 22. April. Sie erreichen das Mariendorfer Rennsekretariat unter der Rufnummer 030-7401229 bzw. per Mail an starterangabe@rennbahn-berlin.de. Bitte vergessen Sie nicht die Angabe des Hufbeschlags!