Michael Hamann ist der Fritz-Brandt-Triumphator
Der Berliner Trabrennfahrer ist im Sulky von Los Vascos eine Macht. Der Auftakt der Silber-Serie geht an Michael Nimczyk und Stradivari. Ein glücklicher Gewinner streicht für den richtigen V7+ Tipp fast 30.000 Euro ein.
Ein Bombenwetter und eine Bombenstimmung im Publikum: Beim sehr gut besuchten Fritz-Brandt-Renntag passte einfach alles! Und vor allem Michael Hamann wird die Karfreitag-Veranstaltung noch lange in bester Erinnerung behalten, denn der 47-jährige Berliner feierte den wohl größten Triumph seiner Amateurfahrerkarriere und steuerte den von Klaus Detlefs trainierten und in dessen und Claudia Klappers Farben laufenden Los Vascos zum Sieg in dem traditionsreichen Klassiker. Das mit 10.000 Euro Preisgeld dotierte Fritz-Brandt-Finale wurde von einem turbulenten Rennverlauf geprägt, denn es gab viel Bewegung im zehnköpfigen Feld. Los Vascos hatte aus dem zweiten Band heraus einen Blitzstart hingelegt und übernahm an der zwanzig Meter besser gestellten So Keck (Sina Barufollo) vorbei sogar kurz die Spitze. Vor den Tribünen ließ Michael die Gegnerin aber wieder passieren. Auf Zielhöhe marschierte urplötzlich Fire Lane (Andrea Belohaubek) auf und ging im Rush am gesamten Feld vorbei – doch diese Blitzattacke erwies sich letztendlich als Strohfeuer, denn bereits auf der Gegenseite hatte der Wallach ebenso ausgespielt wie So Keck, die in dieser Phase von den Beinen geriet und disqualifiziert wurde.
Dafür trat mit Erreichen des Schlussbogens Tiffany Diamant (Daniela Fellner) immer stärker in Erscheinung und sah für einen kurzen Moment sogar wie die Siegerin aus. Doch nun setzte auch der zwischenzeitlich an die fünfte Position zurückgefallene Los Vascos energisch nach. Der Wallach wich dabei zwar aus der Spur und kam Gobelin (Yanick Mollema) gefährlich nahe, wurde aber rasch korrigiert, so dass der Konkurrent nicht entscheidend behindert wurde. Nur wenige Sekunden später hatte Los Vascos die tapfere Tiffany Diamant erreicht und passiert. In 15,4/2.020m trennte den 3,0:1-Mitfavorien eine halbe Länge von der Widersacherin und auch der fein durchziehende Gobelin verdiente sich eine sehr gute Note, während zu dem viertplatzierten Uldimeo (André Pögel) doch schon eine sehr deutliche Lücke klaffte. Joe Cocker (Nick Schwarma) holte sich das fünfte Geld, ohne Akzente setzen zu können.
Dass er sich genau im richtigen Moment in Topform befindet, hatte Los Vascos bereits im Vorlauf bewiesen, als er nach Idealverlauf als zweites Pferd innen auf der Zielgeraden in furiosen 13,4/1.900m auf und davonging. Den anderen Vorlauf hatte So Keck als 24,3:1-Außenseiterin in 15,0/1.900m völlig souverän Start-Ziel vor der noch weniger gewetteten One and Only Diamant (Jennifer Schmid) gewonnen, während die hoch eingeschätzte Smilla (Uwe Stamer) gleich in der Startphase von einem vor ihr angesprungenen Teilnehmer schwer von den Beinen geholt wurde. Smilla konnte zwar wieder auspariert werden, verpasste nach diesem Bodenverlust aber das Finale als Sechste hauchdünn. Die Stute und ihr Besitzer Uwe Stamer waren zweifellos die Pechvögel der Fritz-Brandt-Renntages und es ist ihnen von Herzen zu gönnen, dass sie sich schon bald rehabilitieren können. Das überraschende Resultat des Vorlaufs sorgte jedenfalls für ein Toto-Beben. Die Zweier- und Dreierwette wurden gar nicht getroffen und die V7+ katapultierte sich in eine astronomische Höhe. Gigantische 197.579:1 lautete die Rekord-Quote und der einzige glückliche Gewinner strich für einen Grundeinsatz von 15 Cent fast 30.000 Euro ein!
Ähnlich sensationell wie das Geschehen im Fritz-Brandt-Rennen entwickelte sich auch das zweite Hauptereignis der Veranstaltung: das mit 6.000 Euro Preisgeld dotierte Debut der Silber-Serie. Der Sieg von Stradivari und Michael Nimczyk war zwar keine sehr große Überraschung, denn was Henno Sürders Hengst zu leisten vermag, ist allgemein bekannt. Aber der Rennverlauf war dennoch ein Thriller. Nachdem Stradivari ausgangs der ersten Kurve das Kommando übernommen hatte, zog Desert King (Roland Hülskath) auf der Gegenseite im Düsenjet-Tempo vorbei. Der Kontrahent löste sich im Schlussbogen sogar überlegen und die Entscheidung schien gefallen zu sein. Doch Mitte des Einlaufs wurden die Beine des Favoriten urplötzlich müde und der Goldhelm witterte ebenso wie der mit dem speedigen Big Boss As ganz außen auftauchende Kornelius Kluth seine Chance. Das kaum für möglich Gehaltene geschah: Beide Pferde kämpften sich, nur einen Kopf voneinander getrennt, in fulminanten 13,1/1.900m an Desert King vorbei.
Ähnlich prominent wie im Lauf der Silber-Serie sah das Starterfeld eines international ausgeschriebenen Amateurfahrens aus und der Sieger dieser Prüfung, nämlich André Pögel, strahlte bei der anschließenden Ehrung im Winner-Circle zu Recht über beide Backen. Und dies nicht nur, weil der ihm anvertraute Prince of Persia auf der 1.900-Meter-Strecke die 1:13,0-Tagesbestzeit erzielt hatte, sondern weil die ganze Manier einfach großartig war. „Ich glaube, das war eine der stärksten Leistungen in seiner gesamten Rennlaufbahn“, lobte der mehrmalige Berliner Amateur-Champion seinen Schützling, der im ersten Bogen die Führung ergattert hatte und sich am Ende mit dreieinhalb Längen Vorsprung überlegen löste.
Die übrigen Prüfungen der Veranstaltung verdienten weit mehr als nur den Bezeichnung „Rahmenprogramm“, denn sie waren größtenteils erstklassig besetzt und es gab tolle Leistungen der Pferde und Fahrer zu bejubeln. Hier sind die Sieger in chronologischer Reihenfolge: Zidane (Roland Hülskath) gab die zwischenzeitlich erlangte Spitze freiwillig wieder ab und hatte im Schlussbogen als drittes Pferd innen einen kurzen Schwächemoment. Im Einlauf kam der Wallach aber in gewaltiger Manier wieder zurück. Die 39,6:1-Außenseiterin Gri Happy Girl ging mit ihrem Besitzertrainer Herbert Tuscher sofort nach vorne und stand das Pensum eisern durch. Michael Nimczyk präsentierte Epsilon d’Arry ebenso offensiv – der Wallach siegte genauso wie der von Jürgen Sjunnesson gesteuerte und enorm gesteigerte Flavio As Start-Ziel. Mit Brandy Hornline wartete Manfred Zwiener dagegen bis zum Schlussbogen ab. Mit einer Quote von 11,4:1 war der Achtjährige aus dem Besitz von Magdalena Kieniksman am Toto deutlich unterschätzt. In identischer Machart gewann Andreas Gläser mit Oxidizer. Der Berliner Trainer brachte den Wallach der Besitzerfamilien Hebenstreit und Kraus erst in der letzten Kurve so richtig auf Touren und fuhr einem souveränen Erfolg entgegen.
Gesamtumsatz: 180.269,96 Euro – Bahnumsatz: 61.291,25 Euro – Außenumsatz: 118.978,71 Euro.
Unser Terminhinweis: Die nächste Mariendorfer Veranstaltung findet am Sonntag, dem 5. Mai statt. Beginn ist um 13.30 Uhr. Im sportlichen Mittelpunkt stehen das mit 10.000 Euro dotierte zweite Warm-up zum Adbell-Toddington-Rennen sowie der dritte Lauf der Newcomer-Serie um 6.000 Euro Preisgeld. Starterangabe ist am Montag, dem 29. April. Sie erreichen das Mariendorfer Rennsekretariat unter der Rufnummer 030-7401229 bzw. per Mail an starterangabe@berlintrab.de.