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    Vorläufe zum Stuten-Derby: ALL IN LOVE spaziert in den Endlauf

    Lumumba haut einen 1:13,3-Cocktail raus – Xylene Diamant mit angezogener Handbremse – Charlie-Mills-Memorial: Der Commander sorgt für Hochstimmung – Glanzgefühl um Versace Diamant – Natorp Bo eine Macht im Auktionsrennen

    (MW). Da haben die 2018 geborenen Stuten in den drei Vorläufen zum in zwei Wochen anstehenden Stuten-Derby mit Ausnahme der Primadonna ihrer Generation ALL IN LOVE die Weisen der Setzkommission bei besten äußeren Bedingungen ziemlich im Regen stehen lassen. Die Wetter hatten die besseren Spürnasen, denn alle am Totalisator Gemeinten erledigten die Pflicht vor der in 14 Tagen mindestens 89.000 Euro wertvollen großen Kür „1a“ und ließen bei ihren durchweg souveränen Siegen nicht das kleinste Jota anbrennen. Speziell Lumumba sorgte mit ihrem Sturmlauf wie aus einem Guss dafür, dass sich Dion Tesselaar nicht zu sicher fühlen wird. Aber auch Xylene Diamant, die die tatsächlichen Zahnschmerzen, an denen sie eine Zeitlang gelitten hatte, im übertragenen Sinn an ihre chancenlosen Konkurrentinnen weitergab, ist noch lange nicht aus der Verlosung um den Lorbeerkranz heraus. Die Unterlegenen hingegen waren durchweg derart gründlich geputzt, dass man keiner von ihnen den großen Wurf zutrauen kann.

     

    Ihrem Ruf als Favoritin fürs Stuten-Derby wurde ALL IN LOVE im 1. Vorlauf bei ihrem zügigen Nachmittagsspaziergang zu jeder Sekunde gerecht. Nach einem Sicherheitsstart an Rampe „1“ als Dritte untergekommen, gab ihr Dion Tesselaar aus der ersten Kurve heraus den Kopf frei. Natürlich traf die zum Geldwechsel-Kurs von 10:10 angetretene Readly-Express-Tochter bei Emmi Lou CG auf keinerlei Widerstand. 1.300 Meter vorm Ziel war sie vorn, legte auf der Gegengeraden den nächsten, für sie noch nicht mal höchsten Gang ein und verabschiedete sich lockeren Schritts von der zerrupften Konkurrenz, von der sich die ihr Debüt gebende Latina di Baia S im Speed etwas stärker als Alwine und Lazy Breeze erwies. Nichts mehr zu sehen war von Emmi Lou CG, die den Endlauf glatt verfehlte. „Ein feiner Sieg, der keine Reserven gekostet hat. Eine tolle Stute“, war der Kommentar des Niederländers, der in 14 Tagen um eine ähnlich exponierte Stellung am Wettmarkt kaum herumkommen dürfte. Mehr als 1:14,6, die als erste Richtschnur galten, wird sie dann jedoch schon aus ihren langen Beinen zaubern müssen.

     

    Dafür wird Lumumba sorgen, die auch Elimination 2 in die Niederlande holte - und das mit Aplomb. Nicht die vom Veranstalter als Dritte bzw. Zweite der Stutenabteilungen von Adbell-Toddington- und Buddenbrock-Rennen gesetzte Isla genoss das Vertrauen der Wetter, sondern die Charly-du-Noyer-Tochter aus dem Lot Michel Rothengatters, die sich mit einem beeindruckenden Sieg in Wolvega empfahl. Vom Fleck weg sorgte die Braune mit einem irrwitzigen Tempolauf dafür, dass ihr niemand zu nahe kam, und sollte mit einer ähnlichen wie dieser 1:13,3-Performance selbst eine ALL IN LOVE auf Herz und Nieren prüfen. Isla, die den Platz in ihrem Rücken ergattert hatte, blieb auch beim zehnten Auftritt der Rückweg über den Winner Circle versagt - mehr noch: Auf den letzten Metern musste sie den Ehrenplatz gegen Inas Stone räumen.

     

    „Oranje boven“ zum Dritten hieß es in Vorlauf 3, den nicht die gesetzte, schwer distanziert durchs Ziel springende Lola Vici, sondern Xylene Diamant beherrschte. Die kleine Schwester des 2017er Derby-Siegers Tsunami Diamant „war nur am Start ein wenig wacklig, so dass ich Jaap van Rijn mit Luna Scott sicherheitshalber vorbeiließ“, wie Weltmeister Rick Ebbinge nach vollbrachter Tat gestand. Mitte der ersten Kurve wurde die auf 18:10 herunter gehandelte Dunkelbraune der Besitzergemeinschaft Stall Express/Stall M.S. Diamanten aktiv, schnappte sich zu Beginn der Tribünengeraden die Spitze und durfte anschließend ungestört bummeln. Kaum witterte die Konkurrenz Morgenluft, sie vielleicht kippen zu können, band Ebbinge den Sack entschlossen und felsenfest zu. Bei 1:14,4 musste sie, die wegen Zahnschmerzen einen Trainingsstopp hatte einlegen müssen, ihre Grenzen nicht ausloten.

     

    Großes Kino durch den Commander

     

    Ein weiterer deutlicher Schritt Richtung einstige Großtaten gelang im Charlie-Mills-Memorial, mit dem seit 1972 eines der ganz Großen des weltweiten Trabrennsports gedacht wird, was Training, Fahrer- und züchterische Erfolge anbelangt, Norton Commander. Den Fuchs mit den vier weißen Strümpfen sucht das Team Nimczyk in mühsamer wie liebevoller Kleinarbeit vom Frontrenner, der er lange Zeit mit großem Erfolg bei Conrad Lugauer gewesen war, zum „Pferd aus der Deckung“ umzuschulen. Gegen die sich um die Spitze bekriegenden Officer Stephen und Halva von Haithabu, die an den alten Wikinger ging, hatte er keine Chance, rückte jedoch vor der Tribüne vorsichtig außen auf. Der deutsche Goldhelm hatte goldrichtig spekuliert, dass Dion Tesselaar nicht hinter Halva liegen bleiben würde, und bekam in dessen Officer die ideale Lokomotive. „Schon im Schlussbogen hatte ich das Gefühl, wir könnten dieses Match kaum noch verlieren“, gestand Michael Nimczyk. Es hätte gewiss nicht Officer Stephens Galoppade Mitte des Einlaufs bedurft, um in 1:11,7, dem besten Kilometerschnitt des Tages, die Lorbeeren einzuheimsen - für Nimczyk zum vierten Mal, nachdem er sich schon 2009 mit Welmoed Landerye, 2017 mit Cash Hanover und im Vorjahr mit Goldy Stardust in die noble Siegerliste eingetragen hat. In der steht 2019 auch Halva von Haithabu, der mit „Bronze“ hinter Wild West Diamant seine Medaillensammlung komplett hat: 2020 hatte er „Silber“ geholt.

     

    In Schweden gestählt…

     

    unter der Regie von Sybille Tinter ist Natorp Bo, der eigens fürs Auktionsrennen, in dem die Pferde der 2018er Derby-Auktion startberechtigt waren, von Mittelschweden an die Spree gereist ist und mit Michael Nimczyk seine aktuellen Formen gründlich revidierte. Von der „7“ flog der Rappe mit Siebenmeilenstiefeln in Front, übermittelte Favorit Gold Cap BR ein glattes „Nein“, als der um die Spitze anklopfte, und löste sich auf der Zielgeraden in 1:12,6 wie ein Pferd anderer Klasse gegen den unermüdlich, aber vergeblich anrennenden Gold Cap BR, der mit dem auf den finalen 1.000 Metern anspruchsvolleren Rennverlauf keineswegs enttäuschte. 13.200 der ausgelobten 30.000 Euro, die das Auktionsrennen zum finanziell wertvollsten Vergleich des Nachmittags machten, schraubten Natorp Bos Konto auf 79.103 Euro

     

    Al Capone schießt sich ins Finale

     

    Am Start, der so allerdings nie hätte abgehen dürfen, entschied sich das Halbfinale der Newcomer-Serie. Während Pergamon S, der später enorme Gangartprobleme offenbarte, und Al Capone am Auto klebten, klappte der Rest deutlich hinterher. Einmal vorn, obwohl der Plan vorab völlig anders war, blieb der „Haller Rudi“ dort auch, als Eaton, der rund 20 Meter hinter dem Auto losgelegt hatte, angestiefelt kam. In die Suppe spucken ließ sich der Wieserhofer, der „schon lange nicht mehr von vorn gelaufen ist und den ich mit der ‚8‘ eigentlich im Speed einsetzen wollte“, nicht mehr - auch nicht durch Eaton. Der riss sich, schon geschlagen scheinend, noch mal zusammen und hielt sich die in seinem Rücken aktiven Brady und Jeanine Go mit eisernem Willen vom Leib. Revanche gibt‘s am 4. September im 20.000 Euro wertvollen Finale.

     

    Germinal und I’ve got mail im Kombi-Pokal

     

    Teil I des Kombi-Pokals unterm Sattel wurde eine leichte Beute von Germinal und Caroline Grevenig, die sich von Otto Cashs Tempolauf nicht kirre machen ließen. Der schmetterte los wie ein Irrwisch und teilweise 40 Meter vorm Feld einher, aus dem Henriette Sisu die anspruchsvolle Nachführarbeit verrichtete. Die zweite „Halbzeit“ war jene des Franzosen, der die Gegner aus dem Mittelfeld kommend regelrecht auffraß und souverän abkanzelte. Abteilung zwei, nunmehr mit Profis im Sulky, lief ähnlich für den Fuchs mit dem entscheidenden Unterschied, dass es Thomas Panschow mit der angeschlagenen Pace nicht übertrieb und I’ve got mail die entscheidenden Körner fürs goldene Ende beließ. Da konnte Germinal, wie fast üblich am Start Schlusslicht, sich reinhängen, wie er wollte - an den von Fred König trainierten Main-Wise-As-Sohn war trotz gehörigen Endspurts nicht mehr ranzukommen, der im zweiten Heat bemerkenswerte 1:14,0 aufs Tapet zauberte.

     

    Das Hors d’Œuvre des Derby-Meetings 2021 war den etwas ärmeren Franzosentrabern vorbehalten, von denen sich die besten Vier früh herauskristallisierten. Dem mächtig erst von Farlington, dann von Gralyne du Glanon massierten Fantastic Foot, der deren Überrumpelungsversuche resolut abwehrte, gab der auf dem letzten Viertel immer stärker werdende und von Hollands Nachwuchsstar Marciano Hauber lange klug aus der Bataille herausgehaltene Eden Pierji um einen „Hals“ den Rest. Bei Sieg-Odds von 195:10 waren die Favoritenwetter ziemlich „neese“. Der nächste Schock ließ nur 24 Minuten auf sich warten, denn nicht Top-Favoritin Ruaha, die vom Fleck weg die Ansage machte, hatte an der entscheidenden Stelle die Nase vorn: Aus ihrem Windschatten ließ die eine Etage kleinere Stjärna BG mit Jytte Meincke die Lasbekerin Riesin wie nix rechts liegen und bescherte ihren wenigen Anhängern üppigen 46,6fachen Sieg-Einsatz. Josef Franzl musste mit seiner Rache bis zum letzten Rennen warten: Den zuweilen kniffligen Start über die Meile bekam er mit Phillys blendend hin, übernahm für die Schlussrunde das Zepter und setzte sich im Einlauf überlegen ab. Die Plätze zwei und drei gingen an Berlin: „Silber“ an den sich zäh durch die Todesspur raufenden Don Timoko, „Bronze“ an den von hinten prächtig auf Touren kommenden Workaholic Diamant.

     

    Bei den De-Luxe-Handikappern war die falsche Wikingerin vorn: Aus dem Sog des ruckzuck in Front gezogenen Patron Wiking fand Thorsten Tietz für Theresa Viking rechtzeitig das Schlupfloch, weil Lotus Star nicht mehr mitkam. Der Rest war Formsache für die Reisende in Sachen Trabrennsport, die erst vor sechs Tagen in Saarbrücken Zweite geworden war und sich für das sonntägliche Finale genauso empfehlen konnte wie Cocktail CG, Patron Viking und Honor Bright, die dicht an dicht endeten. Abteilung zwei ging verblüffend einfach auf die Kappe der von Thomas Reber entschlossen vorgetragenen Johanna Baldwin, die in der ersten Biege Open Season von der Kommandobrücke schubste und sich im Einlauf locker von der Meute empfahl, aus der Villeneuf, Rien n’est plus und die auf weiten Wegen ums Oval gescheuchte Grietje für sich einzunehmen wussten.

     

    Das einzige Treffen der Hobbyfahrer münzte Tom Karten in eine Demonstration um. Als er den wie der Wind in Front gedüsten Versace Diamant an der letzten Ecke losließ, stiefelte der Gustav-Diamant-Sohn mit Bravour zum 17. Volltreffer davon und verbreitete „Glanzgefühl“. Überzeugender konnte die Generalprobe für die am 2. September anstehende Deutsche Amateurmeisterschaft für das Dream-Team nicht ausfallen, das zum zehnten Mal gemeinsam die Ehrenparade absolvierte.

    Ein kleines Minus gab’s an der Umsatzfront: im Vergleich zum Vorjahr sank der Schnitt pro Rennen von 21.424 auf 20.154.

     

    Umsatz bei 14 Rennen: 282.163,91 Euro (incl. 179.439,11 Euro Außenumsatz), davon 17.349,40 Euro in der V7+-Wette.

    Unser Terminhinweis: Die nächste Mariendorfer Veranstaltung findet am Donnerstag, dem 2. September statt. Im sportlichen Mittelpunkt stehen die Internationale Derby-Meisterschaft der Amateure und der Shootingstar-Cup. Der erste Start erfolgt um 17 Uhr. Die Starterangabe, die Sie auch online auf www.rennbahn-berlin.de vornehmen können, ist am Mittwoch, dem 25. August. Sie erreichen das Mariendorfer Rennsekretariat unter der Rufnummer 030-7401229 bzw. per Mail an starterangabe@rennbahn-berlin.de.